Vor gut einem Jahr gewann Leonardo DiCaprio endlich seinen ersten Oscar, absolut verdient für das storytechnisch blasse, inszenatorisch jedoch meisterhafte Drama "The Revenant". Zuvor war der ehemalige "Titanic"-Star aber bereits mehrfach für den begehrtesten und wichtigsten Filmpreis der Branche nominiert worden, ohne Erfolg. Auch 2007 durfte er sich Hoffnung auf die Goldtrophäe machen, diesmal für den Thriller "Blood Diamond", den ich mir nun nach einigen Jahren noch einmal angesehen habe...
BLOOD DIAMOND
In Sierra Leone herrscht der Bürgerkrieg. Dörfer werden von der rebellisierenden "RUF" überfallen, etliche Menschen werdem getötet, Kinder mitgenommen, um sie zu Soldaten auszubilden und andere verschleppt, um Arbeit zu verrichten. Der Fischer Solomon Vandy (Djimon Hounsou) wird bei einem der Überfälle von seiner Familie getrennt und gerät kurz darauf in den Besitz eines Blutdiamanten, nach welchem die RUF sucht. Schließlich schließt sich Vandy mit dem Schmuggler Danny Archer (Leonardo DiCaprio) zusammen, der Kontakte zur Regierung hat und damit Solomons Familie finden könnte. Allerdings verlangt er für seine Hilfe den wertvollen Diamanten, um sich ein neues Leben erkaufen zu können...
Die Geschichte an sich ist zwar frei erfunden, der Hintergrund rund um den Bürgerkrieg in Sierra Leone ist jedoch leider sehr wahr. Zwar herrscht dort mittlerweile Frieden, dennoch schafft es "Last Samurai"-Regisseur Edward Zwick über seine vielen Thematiken, die auch heute noch eine erschreckende Aktualität besitzen, aufzuklären und für manch eine Gänsehaut-Szene zu sorgen, ganz besonders, wenn die gehirngewaschenen Kindersoldaten oder auch der brutale Massenmord im Spiel ist. Zwick verharmlost nichts und zeigt uns die realen Hintergründe in seiner ganzen Intensivität, er lässt sterben, foltern und bluten, ohne dass dies dem Selbstzweck geschuldet sei. Nein, tatsächlich dienen diese Szenarien immer entweder der Aufrüttelung oder der spannenden, wenn auch streckenweise etwas konventionellen Geschichte. In wirkungsvollen Bildern werden uns die teils wunderschönen, teils schrecklich zerstörten Landschaften präsentiert, untermalt mit einem starken Soundtrack.
Die Geschichte hält dabei nicht immer mit. Zwar weiß sie über die kompletten 143 Minuten, trotz zwischenzeitlicher Längen, zu packen und feuert besonders in den Actionszenen aus allen Rohren, bewegt sich aber auch zu oft an den Grenzen des Klischees. Gerade die Beziehungen der Figuren untereinander gestalten sich, auch wenn sie mit großen Emotionen und interessanten Konflikten bestückt sind, wie aus dem Lehrbuch. Dies gilt insbesondere für die Beziehung zwischen dem sturen Danny Archer und der gewissenhaften Reporterin Maddy Bowen, die hier doch recht eindeutig für eine angedeutete Romanze fungiert und ansonsten nicht viel weiter über den Charakter eines Stichwortgebers hinauskommt. Das ist zwar letzten Endes alles halb so schlimm, da Edward Zwick solcherlei Unzulänglichkeiten mit seiner kraftvollen Inszenierung wieder ausgleicht und auch manch ein Klischee passend einbaut, ohne dass man sich zu sehr darüber ärgert, es fällt aber dennoch auf.
Neben dem ansonsten aber gut geschriebenen Charakter des Danny Archer funktioniert die bewegende Familiengeschichte rund um Solomon Vandy weitaus besser und sorgt im weiteren Verlauf auch für einige herausragend gute Szenen. Schauspielerisch ist dies für jeden Akteur natürlich ein gefundenes Fressen und gerade Djimon Hounsou liefert in seiner Darbietung einige fesselnde Momente: Er ist sowohl physisch als auch in Sachen Ausdruck die perfekte Besetzung für Solomon... schade, dass dieser Part für Hounsou noch immer nicht den verdienten Durchbruch in die A-Liga Hollywoods bedeutete.
Leonardo DiCaprio und Jennifer Connelly waren zu dieser Zeit aber natürlich schon gefeierte Stars und gerade DiCaprio wirft sich hier zum wiederholten Male mit einer solchen Energie und viel Herzblut in seine Rolle, dass man nur den Hut vor ihm ziehen kann. Er sprüht förmlich vor Ausstrahlung und beherrscht jede seiner Szenen, während Connelly solide, aber sicher nicht überragend ist, was aber auch dem Drehbuch geschuldet ist, welches ihre Figur doch etwas kastriert. In Nebenrollen sind unter anderem "Die Mumie"-Bösewicht Arnold Vosloo und der großartige Michael Sheen zu sehen, leider haben sie aber auch zu wenig zu tun, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Fazit: Mit intensiven Bildern erzeugt Regisseur Edward Zwick einen bleibenden Eindruck der realen Hintergründe in Sierra Leone und liefert einen stark bebilderten, toll gespielten Film ab. Die Handlung gerät dabei über manche Strecken aber zu konventionell und vorhersehbar.
Note: 3+
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