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Mystic River

Seit einigen Tagen läuft Sean Penns neuester Film "The Gunman" in den Kinos. Nach Liam Neeson versucht sich nun auch er als kalter Actionheld ohne Skrupel und beschreitet dabei ganz klar neue Wege... ob diese erfolgreich werden, sollte man aber noch abwarten. Falls nicht, sollte man immer wieder zurückblicken auf Penns vorheriges Schaffen, bei welchem eine grandiose Leistung die nächste jagte. 2009 bekam er zum zweiten Mal den Oscar als bester Hauptdarsteller, für sein unter die Haut gehendes Porträt des Harvey Milk, sechs Jahre zuvor erhielt er ihn bereits für "Mystic River", und auch dies absolut verdient...

MYSTIC RIVER

Jimmy Markum (Sean Penn), Dave Boyle (Tim Robbins) und Sean Devine (Kevin Bacon) waren in ihrer Jugend befreundet, nach einem einschneidenden Erlebnis trennten sich jedoch ihre Wege. Sean arbeitet nun bei der Polizei, Jimmy kam immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und Dave verarbeitet noch immer die schrecklichen Erfahrungen der Jugend. Die Wege der drei ehemaligen Freunde kreuzen sich erneut, als Jimmys Tochter Katie (Emmy Rossum) ermordet aufgefunden wird. Sean und sen Partner Powers (Laurence Fishburne) nehmen sich dem Fall an, während Jimmy mit Hilfe seiner Handlanger versucht, den Mörder auf eigene Faust zu finden. Dabei verdichten sich die Anzeichen, dass der psychisch noch immer neben sich stehende Dave mit der Tat etwas zu tun haben könnte...

Clint Eastwood hat sich hier einer Romanvorlage von Dennis Lehane angenommen und dabei einen dramatischen Thriller gezaubert, der diese Beschreibung wahrhaft verdient. Perfekt, wie viele Kritiker ihn sehen, ist "Mystic River" sicher nicht, denn Eastwoods Hang zur Überlänge kostet dem Film ein wenig Tempo und besonders die letzten zwanzig Minuten kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man hier nicht richtig zum Schluss kam. Zudem hätte es ab und an auch ein wenig mehr Drama sein können, denn der Thriller-Part nimmt, und wenn er noch so hervorragend ausgearbeitet ist, im Mittelteil so viel Platz ein, dass die Gefühle davon immer wieder gehemmt werden. Doch das war schon alles, was man hier aussetzen kann, denn der große Rest ist meisterhaftes Kino. Toll gefilmt, mit einem ganz starken Skript, wunderbar ausgearbeiteten Charakteren und auch ohne knallende Pistolen ein hohes Maß an elektrisierender Spannung, welche durch die tiefgründige Geschichte gegeben ist. "Mystic River" spielt mit dem klassischen Fall, bei welchem der Zuschauer immer wieder glaubt, den Täter zu erhaschen, um dann doch wieder eine (logische) Wendung aus dem Hut zu ziehen, bis man zum Schluss mit der wahren Auflösung überrascht wird. Die Ermittlungen in dem Fall Katie Markum sind kühl und berechnend, dennoch sehr interessant und nachvollziehbar geraten... im Genre der Krimis wird einem hier eine wahrhaft spannende und zudem auch noch logisch stets nachvollziehbare Geschichte geboten, welche Mitdenken erfordert und zudem noch ausreichend wendungsreich gestaltet ist. Einige Zuschauer könnten hier überfordert werden, denn die Antworten werden nicht dauerhaft vorgekaut, sodass man schon aufpassen muss, um wichtige Hinweise und Schlüsselszenarien vollends zu verstehen und am Ende nicht im Regen stehengelassen zu werden... ganz clevere Fährtenleser könnten so aber bereits vor dem Schlussakt eine Lösung des Falles gefunden haben. Abseits vom Thriller ist "Mystic River" aber auch noch ein tiefschürfendes Drama geworden, mit ernsthaften und in der Filmgeschichte zu selten angestreiften Konflikten. Der Film ist markerschütternd und intensiv, er verschönert nichts und wirkt daher um so verstörender. Dass dieses Leid, diese Gefahr auf den Zuschauer übertragen werden kann, ist dem exzellenten Cast zu verdanken, denn diese Besetzung ist wohl eine der besten, die wir je in einem Thriller dieser Art sehen durften, und das möchte schon was heißen, denn die Konkurrenz ist hier nicht gerade niedrig. Sogar ein Laurence Fishburne sticht hier angenehm hervor, während die für ihre Darstellungen oscarprämierten Sean Penn und Tim Robbins mit meisterhaften Leistungen noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Gerade Penn wechselt so dermaßen perfekt zwischen lakonischer Ruhe und gefährlichem Wahn, dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzusehen. Einzig Kevin Bacon muss dabei ein wenig zurückstecken, ist seine Rolle doch zurückhaltender und passiver angelegt als die ständig mit großen Emotionen agierenden Robbins und Penn und auch Marcia Gay Harden. Ein ganz starker Thriller von Eastwood, der große, hässliche Gefühle aufzieht und dabei noch eine tiefgründige, spannende Handlung liefert... und dabei eine der besten Leistungen, die Sean Penn je gegeben hat.

Note: 2



 


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