Sie waren beide todsichere Hits gewöhnt, hatten aber schon länger keinen mehr abgeliefert: 2013 trafen der einstige Blockbuster-König Will Smith und der Ende der Neunziger dank "The Sixth Sense" als Genie geltende, seitdem qualitativ aber immer weiter Federn lassende M. Night Shyamalan aufeinander, um ein gemeinsames Projekt in Angriff zu nehmen. Für beide war es eine wichtige Chance: Auf der einen Seite Shyamalan, dessen Filme kaum ein Studio mehr finanzieren wollte und der sich nun hätte beweisen können. Auf der anderen Smith, der zeigen musste, dass er ein teures Projekt noch immer stemmen kann. Und beide versagten bei dem mittlerweile als enormer Flop geltenden Sci-Fi-Reißer "After Earth", beide allerdings aus verschiedenen Gründen...
AFTER EARTH
Vor eintausend Jahren musste die Menschheit aufgrund tödlicher Katastrophen die Erde verlassen und fand auf dem Planeten Nova Prime eine neue Heimat. Trotz des Konfliktes mit einer außerirdischen Spezies gelang es den Menschen, erneut Fuß zu fassen und ihr Leben fortzusetzen. Zu genau dieser Zeit befindet sich auch der hochangesehene Ranger Cypher Raige (Will Smith) gemeinsam mit seinem Sohn Kitai (Jaden Smith) auf einem Trainingsflug, als ihr Raumschiff in einen Asteroidensturm gerät und auf einem trostlosen Planeten notlandet. Die Crew kommt ums Leben, Cypher wird schwer verletzt... und es ist nun an dem aufmüpfigen Sohn, hunderte Kilometer durch tödlichen Dschungel zu wandern, um das Heck des Raumschiffes nach einem Sender zu durchsuchen, mit dem ein Notruf abgesendet werden kann.
Beginnen wir doch besser mit den Fehlern, die Mr. Shyamalan bei der Produktion dieses Filmes begangen hat, denn nach mehreren Flops in Folge, wodurch er sowohl die Gunst der Kritiker als auch seiner Fans nach und nach verlor, musste der sich händeringend nach einem interessanten Projekt umsehen, welches er auch noch stemmen durfte. Dass er dabei selbst an der Story beteiligt war, ist überraschend, denn einen Shyamalan-mäßigen Twist sucht man hier vergebens. Stattdessen verdingt sich der "The Village"-Erzeuger hier als Auftragsregisseur, der zwar durchaus weiterhin ein Auge für nette Bilder mitbringt, ansonsten aber gerade in Sachen Plot erstaunlich wenig Reiz mitbringt und dem Werk niemals seinen eigenen Stempel aufdrücken kann - ob das angesichts seiner vorherigen Werke nun gut oder doch eher schlecht ist, muss da sicherlich jeder Filmfan noch für sich selbst entscheiden.
Dennoch kann man ihm weniger Vorwürfe machen als Will Smith, der hier mehr als nur eine eklatante Fehlentscheidung getroffen hat. Ein schlechtes Händchen bei der Filmauswahl hat er generell erst mal nicht unbedingt (zumindest war das 2013 noch nicht so offensichtlich) und auch er kann dann mal danebenliegen... aber Smith war in den Entstehungsprozess auf gleicher Ebene wie Shyamalan eingebunden, schrieb die Geschichte mit und übernahm die zweite Hauptrolle... und da fängt die wirklich große Krux an. Die Presse echauffierte sich darüber, dass "After Earth" im Herzen seiner Message, Emotionen zu unterbinden, um seine Ängste zu besiegen, eine klare Werbung für die Sekte Scientology darstelle, die mit ähnlichen "Praktiken" werben.
Nun kann man dies nicht direkt beweisen, aber auch nicht widerlegen, ähnelt "After Earth" doch in seinem recht einfach umrissenen Konstrukt auch der typischen Heldenreise... schwierig zu sagen, was denn nun für Smith und Co. ausschlaggebender war. Dass sich Gegner der Sekte daran stören, ist nachvollziehbar, darf man dem Film aber nicht zu weit zur Last legen - bei aller Liebe, aber wir reden hier immer noch von einem Werk, welches tausend Jahre in der Zukunft spielt und in der ein junger Mann blinde Aliens, die seine Ängste riechen können, mit einem Stab bekämpft. Es scheint nicht zu befürchten, dass die Bevölkerung durch solch läppische Aussagen gefährdet werden könnte.
Schwerer wiegt Smiths Einstellung, seinen Sohn in der Hauptrolle zu besetzen, denn der macht seine Sache erwartungsgemäß nicht gut. Sicherlich besteht auch hier Diskussionsbedarf, denn dass Jaden Smiths Kitai ein enormes Nervpotenzial birgt, ist nicht von der Hand zu weisen und vielleicht soll sich seine schauspielerische Leistung, in welcher Smith junior mit genau zwei Gesichtsausdrücken entweder weint oder herumbockt, auch genau daran anzetteln. Doch wie man dies auch dreht und wendet, ob Jaden nun schlecht spielt oder seine Figur einfach nur schrecklich nervig, dumm und unsympathisch ist (oder auch einfach beides!)... es funktioniert für den Zuschauer und für die ohnehin erschreckend dünne Dramaturgie des Filmes nicht. Der ohnehin sehr laue Plot kann nur in Schwung gehalten werden, weil sich der pubertierende Kitai ständig selbstverschuldet in größte, vermeidbare Gefahr begibt, um dann in kurzen und zumeist visuell mittelmäßigen Kämpfen gegen wilde Tiere seine Haut zu riskieren. Dass Potenzial vorhanden war, sieht man in einigen Momenten, dramaturgisch ist das aber ein ungemein vorhersehbarer und ziemlich anstrengender Ritt, der gefühlsmäßig voll am Zuschauer vorbeirauscht.
Fazit: Visuell zumeist mittelmäßig, ausgestattet mit einem überforderten und gar nervigen Hauptdarsteller und lebensfremden, unsympathischen Charakteren. Die Handlung gerät dunn und vorhersehbar, der Film bietet wenig - weder für Popcornkino-Fans noch vor Freunde von intelligentem Sci-Fi.
Note: 4-
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