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Die Legende von Aang

Gerade als großer Filmfan wie ich, der seine größte Leidenschaft vor dem Fernseher und der Kinoleinwand auslebt, müsste man es in vielen Momenten einfach besser wissen. Man sollte vielleicht doch mal auf schwache Trailer und enttäuschte Kritiker hören und manch einem Film, der nur schlecht sein kann, mit Ignoranz begegnen. Ich jedoch habe es mir zur Aufgabe gemacht, mir ohnehin immer meine eigene Meinung zu bilden und sowieso beinahe alles zu gucken - in allem kann sich schließlich doch noch eine persönliche Perle verstecken. Nun gut, dass "The Last Airbender" keine ist, ist keine Überraschung und ich ahnte bereits, dass dieses Werk ein ordentlicher Flop werden würde. Dass er nun aber so unsagbar mies geworden ist, das habe selbst ich nicht erwartet.

DIE LEGENDE VON AANG


Seit über hundert Jahren ist der sogenannte "Avatar" verschwunden und seitdem herrscht Krieg zwischen den einzelnen Kolonien, welche jeweils eines der vier Elemente beherrschen können. Der Avatar selbst sollte, als einziger Mensch, der sie alle zu beherrschen vermag, Frieden und Gleichgewicht in die Welt bringen... und als die junge Wasserbändigerin Katara (Nicola Peltz) und ihr Bruder Sokka (Jackson Rathbone) plötzlich auf den verschollenen Aang (Noah Ringer) treffen, der Tattoos des Avatars vorweisen kann, scheint es, als könne genau dieser Frieden wiederhergestellt werden. Die Hoffnung wird alsbald von den Feuerbändigern zerschlagen, die Aang entführen, um ihn ruhigzustellen und weiterhin über die Welt zu herrschen...

"The Last Airbender" beruht auf der Zeichentrickserie "Avatar - Herr der Elemente" (der Titel musste aufgrund des populären Films von James Cameron verändert werden, da dieser bereits die Rechte an dem Namen besaß). Geschrieben und inszeniert von "The Sixth Sense"-Regisseur M. Night Shyamalan, der zu dieser Zeit nägelkauend auf einen weiteren Hit wartete (Überraschung: Mit diesem erhielt er ihn nicht) sollen Fans der Vorlage nun also eine anderthalbstündige Zusammenfassung wichtiger Elemente verfolgen, die damals noch über mehrere Folgen thematisiert wurden. Ich kenne die Originalvorlage nicht und kann deswegen nur mutmaßen, wie viel besser und tiefer der Plot in der Serie erzählt wird, vorstellen kann ich mir das Desaster aber. Ich stelle mir bloß vor, dass jemand drei Staffeln von "Lost" oder "Game of Thrones" für einen effektüberfluteten 90-Minüter zusammenstaucht - dann bekomme ich bereits eine unangenehme Gänsehaut und kann mir vorstellen, wie enttäuscht sämtliche Fans der Serie angesichts dieses nun überhetzten, unfreiwillig komischen und unspannenden Plots gewesen sein mussten. 
Was für die Fans der Serie ein Schlag ins Gesicht war, ist es dann aber auch für die unwissenden Zuschauer (inklusive mir), denn selbst wenn man nichts über den Herrn der Elemente weiß, sieht man einen durchgehend schlechten Film. Mr. Shyamalan, der zuvor bereits mit dem mittelmäßigen Schocker "The Happening" einen Flop landete und seither versucht, an seine alten Erfolgszeiten anzuknüpfen (seit "Split" und "Glass" auch wieder deutlich besser), inszeniert ziellos und augenscheinlich überfordert und scheint mit der epischen Geschichte, die ihm hier niedergelegt wurde, rein gar nichts anfangen zu können. Als müsse er etliche Plotelemente unterbringen, hetzt er von Station zu Station, kann seine Charaktere jedoch niemals atmen lassen. 
Der Actionanteil und die zum Teil immerhin sehr hübschen Effekte überwiegen dabei - es ist jedoch davon auszugehen, dass der Großteil des enormen Budgets von 150 Millionen Dollar genau dafür draufging. Offensichtlich hat man dabei kaum Hirn und Mühe in das Drehbuch, das Casting oder den eigentlichen Plot gesteckt, weswegen alle Szenen, in denen keine Effekte zu sehen sind, ungemein fahrig und herzlos wirken. Humorlos und ohne Charme schwingt sich der Film mit blassen Figuren und Darstellern von einem Scharmützel ins nächste und lässt die Protagonisten zwischendrin unfreiwillig komische Thai-Chi-Moves sowie heroische Reden über Gleichgewicht, Frieden und Stärke schwingen. Das führt niemals zu einem runden Ganzen, sondern bleibt ungemein oberflächlich. Was die einzelnen Charaktere wollen, ist erkennbar, aber Shyamalan verpasst ihren Zielen keinen weiteren Glanz - beinahe alles, was sie tun, funktioniert nur auf einer flachen Behauptungsebene. 
Da der Film darüber hinaus aufgrund seines Tempos und seiner schwachen Geschichte niemals spannend ist, bleibt einem nur, sich an einigen hübschen Bildern zu erfreuen, doch im direkten Vergleich bieten diese schließlich auch nichts, was man in anderen, wesentlich besseren Popcorn-Blockbustern nicht auch schon besser gesehen hat. Nein, dieser Film tut definitiv niemandem einen Gefallen und sollte schnellstmöglich in hinterste Videotheken-Ecken verbannt werden, bis sich ein versierterer Regisseur vielleicht an einer neuen Variante versucht. Oder man sieht einfach die Serie.

Fazit: Ungemein generischer, gehetzter und seelenloser Blockbuster, der eine epische Geschichte in 90 Minuten erzählt und dabei jede Tiefe des Plots mit unfreiwilliger Komik, blassen Charakteren und einer drögen Geschichte versenkt. Einer der heftigsten Flops des Popcorn-Kinos und ein Schlag ins Gesicht für alle Fans der Original-Serie.

Note: 6








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