Ihren Lebensunterhalt verdient sich das junge Paar Daniel (Rodolfo Sancho) und Sara (Belen Fabra) damit, leerstehende Häuser zu kaufen und zu sanieren, um sie anschließend wieder zu verkaufen. Dies bedeutet für die beiden und ihren gemeinsamen Sohn Eric (Lucas Blas) eine Menge Umzüge in kurzer Zeit. Dass Eric deswegen kleine Verhaltensstörungen entwickelt, an Schlaflosigkeit und psychischen Problemen leidet, wundert bei dieser Rastlosigkeit nicht. Als Eric in dem neuen, sanierfähigen Haus jedoch beginnt, seltsame Stimmen zu vernehmen, die ihn sowohl tagsüber als auch nachts traktieren, klingeln bei den Eltern die Alarmglocken. Nach einem dramatischen Zwischenfall zieht Eric sogar den berühmten Autor German (Ramon Barea) hinzu, welcher sich mit mystischen Stimmen aus dem Jenseits auskennt... und in diesem Fall ein Problem mit bedrohlichen Geistern vermutet.
Horrorfilme gibt es eine Menge auf dem Streaming-Anbieter Netflix und obwohl dieser rückwirkend die Vorwürfe, diese filmischen Originals seien zumeist nur auf einem unterdurchschnittlichen Niveau anzusiedeln, mit einer Menge ganz starker Filme ausgleichen konnte, gibt es natürlich immer noch eine Menge Trash. Ebenso wie im Kino gilt bei Horrorfilmen eben oft die Devise, dass sich gerade in diesem Genre recht günstig recht viel produzieren lässt - warum also sollte auch die Streamingwelt das nicht nutzen, um in regelmäßigen Abständen einen neuen Schocker rauszuhauen, der ordentliche Abrufzahlen gerantiert... auch wenn er dann nicht unbedingt so sehr schockt, wie das zuvor versprochen worden war. Nach den sehr mauen und stellenweise gar desaströsen "Veronica" oder "Im hohen Gras", die dem Hype um sie herum allesamt nicht gerecht werden konnten, soll der nächste veritable Hit aus Spanien kommen. Achtung, kleiner "Spoiler": Es ist nicht der nächste Hit.
Kenner des Genres werden hier nicht mehr als altbekannte Kost bekommen, die man so oder so ähnlich schon zigfach gesehen hat und auch das meist besser. Dabei versprechen einem die ersten Minuten mit einer atmosphärischen Bildsprache und einer ruhigen Kameraarbeit sowie einem schönen Schocker wesentlich mehr als das, was da letztendlich zu sehen ist: Eine standardisierte Geistergeschichte ohne Neuerungen oder gar Wagnisse. Dass der Plot rund um die Geschehnisse in diesem leerstehenden Haus nun nicht himmelschreiend originell ist, ist das geringste Problem - schließlich hat die große Hollywood-Konkurrenz mit Franchises wie der "Conjuring"-Reihe bewiesen, dass nicht immer das "Was", sondern oft auch das "Wie" entscheidend ist. Aber auch in diesem Bereich bietet "Voces" nicht viel mehr an als den durchschnittlichen Standard und ist darüber hinaus sogar oftmals ärgerlich penetrant. Die Schockeffekte erschrecken dabei nur deshalb, weil sie möglichst laut eingespielt werden, nachdem es zuvor so leise war. Wirklich clever gesetzt oder atmosphärisch inszeniert sind sie darüber hinaus nie, sondern lassen im Grunde nur alle paar Minuten eine gruselige Gestalt hinter einem Protagonisten auftauchen, die dann in einem Jumpcut böse schreit und meistens gleich darauf wieder verschwindet.
So weit, so dröge und auch weitere, verzichtbare Klischees des Genres werden hier durchgängig zelebriert. Da verhalten sich Charaktere stets genauso, wie es das Drehbuch gerade benötigt oder wie es die böse Gestalt, die in diesem Gemäuer umherspukt, eben in die Karten spielt. Mit dabei ist auch ein überlanges Finale, in welchem es noch mehr von dem immergleichen Schauereffekten gibt und wo die Musik immer lauter dröht, je öfter die Charaktere hier noch einmal aus dem Finsteren heraus erschreckt werden. Und natürlich gibt es auch noch die ein oder andere Wendung, welche die Ereignisse plötzlich aus einem gänzlich anderen Licht beleuchten. Nicht alle von ihnen sind vorherzusehen, einige kommen sogar wie aus dem Nichts und bringen tatsächlich ein wenig Spannung ein. Diese ist aber stets nur von kurzer Dauer, da hinter der nächsten Ecke schon wieder eine neue, altbekannte und ziemlich langatmige Gruseleinlage wartet. Schade, denn Spanien hat schon mehrfach bewiesen, dass sie einige echte Horror-Kracher aus dem Hut zaubern können. "Voces" gehört leider nicht dazu.
Fazit: Dank eines vielversprechenden Beginns und einigermaßen eloquenter Darsteller ist "Voces" keine neue Horrorgurke. Darüber hinaus gibt es aber nur mehr vom Gleichen, mit bemüht lauten Schockeffekten und einer faden Geschichte, die sich wichtiger macht als sie ist.
Note: 4
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