Die mysteriöse Droge "Power", in Vertrieb gebracht durch den kaltblütigen Verkaufsmann Biggie (Rodrigo Santoro), verleiht seinem Konsumenten für fünf Minuten eine beliebige, scheinbar zufällige Superkraft. Für die Polizei von New Orleans ist die Droge ein echtes Problem, weswegen es sich der Cop Frank (Joseph Gordon-Levitt) nicht entgehen lässt, das gesuchte Medikament auch selbst zu sich zu nehmen, um den Verbrechern ein Schnippchen zu schlagen. Dafür arbeitet er immer wieder mit der jungen Robin (Dominique Fishback) zusammen, welche die Drogen unter der Hand weitergibt. Eine Spur bringt Frank schließlich auf die Fersen des berüchtigten Art (Jamie Foxx), welcher einer der wichtigsten Hintermänner von "Power" darstellen soll. Art verfolgt jedoch selbst eigene Ziele von persönlicher Natur und sucht daher nach den wahren Herstellern der Droge, die in ihren finsteren Hinterzimmern bereits den nächsten Schritt planen...
In diesen schwierigen Zeiten der Pandemie blicken Filmfans aller Art auf Netflix, während Kinos um ihre Existenz bangen. Es ist weiterhin ein merkwürdiges Gefühl, wenn die lang angekündigten Blockbuster beinahe vollständig ausfallen - zum ersten Mal seit elf (!) Jahren gab es daher auch keinen neuen Beitrag zum Marvel Cinematic Universe im Jahr 2020. Ein Glück also, dass sich Netflix dem Genre ebenfalls angemommen hat und nach dem doch arg durchschnittlichen "The Old Guard" ließ der nächste Film rund ums Thema Helden und Superkräfte zum Glück nicht mehr lange auf sich warten. Auch dieser geht dann wesentlich rabiater und düsterer vor als es die Helden in den Marvel-Filmen sonst tun (auch wenn diese sich in der letzten filmischen Phase auch bereits an sehr einschneidenden Situationen verausgabten) - dank einer höheren Altersfreigabe kann mit den Superkräften, welche die titelgebende Pille ihrem Konsumenten verleiht, dann auch mal richtig ausgeteilt werden. Das allein soll aber natürlich nicht für einen soliden Film genügen, denn da wäre auch die Ausgangssituation, die angenehm clever ist: Superkräfte auf Rezept, aber auch als eine Art Glücksrad, da der Konsument eben nicht weiß, was ihn da gleich heimsuchen wird. Das ist frisch, neu und gar nicht mal so blöd. Leider macht "Project Power" aus dieser Idee im weiteren Verlauf aber weniger, als man erhofft hat.
Natürlich gibt es da einige sehr knackige Actionszenen und dank der formelhaften, aber auch sehr treffsicheren Inszenierung der Regisseure Henry Joost und Ariel Schulman haben diese auch ordentlich Wumms. Da stört es weniger, dass die Superkräfte, die hier ausgepackt werden, im weit abgegrasten Genre keinen Originalitätspreis mehr gewinnen, denn auf rein optischer Ebene holt einen dieses Feuerwerk immer wieder ab. Die Actionszenen werden dabei passend über die Laufzeit verteilt und unterscheiden sich auch immer wieder voneinander. Leider macht man darüber hinaus jedoch zu wenig aus dieser Ausgangssituation. Wie gerne hätte ich mehr über diese mysteriöse Droge erfahren, wie sie entstand und was die Hintermänner eigentlich mit ihr vorhaben. Solcherlei Background wird hier, wenn überhaupt, aber im Eilverfahren abgefrühstückt und aufgrund der leidlich blassen Antagonisten auch am Wegesrand stehen gelassen. Stattdessen widmet man sich letztendlich einer zwar flotten, aber auch reichlich konstruierten Jäger-Gejagter-Geschichte, die auch ohne Superkräfte so oder so ähnlich funktioniert hätte. Das macht den Eindruck, als würde das Einwerfen einer Pille hier nur noch ein Haken auf einer Liste darstellen, um das Zielpublikum zu unterhalten - rein plottechnisch gehen der Polizeiplot und das Superheldengedöns nämlich nicht immer passend Hand in Hand.
Um die drei Hauptfiguren hier in einen Film zu quetschen, müssen sich die Autoren indes einigen Quatsch aus den Fingern saugen. Da ist es problematisch, dass nur eine dieser drei Figuren überzeugt... und das ist dank einer kernigen Performance seitens "Amazing Spiderman"-Villain Jamie Foxx dann eben jener Art, der auch eine einigermaßen sinnige Backgroundstory aufgetischt bekommt. Die Einführung des Cops Frank und der jungen Rapperin Robin gelingt noch charmant, doch die Mittel, um sie später weiterhin in die Plotgefechte einzubinden, wirken arg konstruiert. Das führt dazu, dass die Hauptfiguren nicht unbedingt sinnig miteinander harmonieren und zwei der drei Plots hart zurückstecken müssen. Das führt dann im Mittelteil auch zu einigen Längen sowie zu einigen maßlos überzeichneten Charaktermomenten, in denen sich "Project Power" cleverer gibt als er angesichts der ansonsten eher dünnen Geschichte eigentlich ist. Reichen tut das am Ende dennoch für einen besonders hinsichtlich der Optik absolut unterhaltsamen Streifen - angesichts einer solch mauen Geschichte hätte ich mir aber hin und wieder etwas mehr Humor gewünscht, denn so nimmt sich der Film viel ernster als er es eigentlich tun sollte.
Fazit: Kein Ersatz für ein fehlendes "Avengers"-Abenteuer in diesem Jahr, dennoch mausert sich Netflix zumindest optisch auf absolutem Blockbuster-Niveau. Hinsichtlich der Plot ist es schade, dass man die clevere Ausgangslage nur noch für eine arg konstruierte, menschliche Geschichte verwendet.
Note: 3
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