Dem Hype sollte man eigentlich keinen Glauben schenken, ganz besonders, wenn es um Horrorfilme geht. Nun sitze auch ich gerne mal dem Hype-Train auf und freue mich wie Bolle auf ein besonders stark beworbenes Werk, einsehen muss man jedoch auch, dass weder der 2015 erschienene "It Follows" noch der aus dem letzten Jahr stammende, herb enttäuschende "Get Out" das waren, was man sich anfangs vorgestellt hat: Meisterwerke des Genres. Das gilt nun auch für den spanischen Schocker "Veronica", der in den sozialen Netzwerken einen regelrechten Run hingelegt hat, letzten Endes aber tatsächlich nicht mehr ist als ein sehr konventioneller, gerade für Kenner erstaunlich vorhersehbarer Dämonen-Schinken.
VERONICA
Im Jahr 1991 begeht die fünfzehnjährige Schülerin Veronica (Sandra Escacena) einen folgenschweren Fehler, als sie mit Hilfe eines Ouija-Brettes Kontakt zu ihrem verstorbenen Vater aufnehmen möchte. Irgendetwas geschieht auch tatsächlich und in den nächsten Tagen sieht sich Veronica mit seltsamen, paranormalen Phänomenen konfrontiert, die ihr zu folgen scheinen. Zu Beginn denkt sie, dass es tatsächlich ihr Vater ist, der versucht, mit ihr zu sprechen, mit der Zeit scheint es jedoch ein wesentlich finstereres Wesen zu sein, welches seinen Spuk in der Menschenwelt treibt...
Was war nicht auf Facebook die Rede von diesem spanischen Film namens "Veronica", erschaffen von "Rec"-Regisseur Paco Plaza? Selbst hartgesottene Horror-Fans hätten dieses Werk nicht bis zum erlösenden Abspann durchgestanden und Alpträume hätten sie im Nachhinein geplagt. Natürlich, ein solches Medienecho ist für einen Film immer nützlich, ganz gleich, ob er diese von vornherein unglaubwürdigen Versprechen nun einlöst oder nicht - die Aufmerksamkeit, die "Veronica" nun beispielsweise auf der Streaming-Plattform Netflix erfährt, ist ihm ohnehin gewiss. Nun lässt sich aber wahrlich nicht erkennen, warum Menschen diesen Film nicht bis zum Schluss anschauen sollten - es sei denn, sie schlafen seelenruhig ein.
An zu viel Grauen kann es nicht liegen, schlingert sich "Veronica" doch auf eindeutig konventionellste Weise über seine fade Handlung und bringt dabei nicht eine einzige wirklich neue Idee zustande. Es stammt tatsächlich alles aus dem ABC-Buch für Horror-Fans und selbst die auf die Protagonisten bezogene Grundgeschichte drumherum kommt ohne größere Markenzeichen aus: Ein Mädchen will mit ihrem Vater sprechen und beschwört versehentlich einen Dämon. Danach gibt es dann ziemlich viel Spuk. Mehr ist nicht drin, wirklich nicht. Das ist dann in den Händen eines visuellen Könners wie Paco Plaza sicherlich nicht übel gemacht - die Bildsprache ist intensiv, die Kamera schier meisterhaft und auch der ansteckende Synthie-Soundtrack, der an mehreren Stellen an den wesentlich besseren und schaurigeren "It Follows" erinnert, tut sein Bestes, um dem Film irgendwie eine spezielle Seite abzugewinnen.
Auch die ansonsten noch weitestgehend unbekannte Hauptdarstellerin Sandra Escacene sowie ihre vorbildlich besetzten Filmgeschwister schaffen es immer wieder, die konventionelle Machart zu erden, aber richtige Spannung wird niemals erschaffen. Es gibt kaum einen funktionierenden Schocker, generell scheint es hier auch nur um wenig zu gehen. Mystisch-angehauchte Szenen, wenn Plaza den Gebrauch eines Ouija-Brettes clever mit der Betrachtung einer Sonnenfinsternis entgegenschneidet, sind die Seltenheit, ansonsten verlässt er sich, offensichtlich ohne eigene Vision, auf zuknallende Türen, einen sich durch Wände bewegenden Schatten und allerlei Geister-Huibuh, der trotz des netten Set-Designs einfach niemals gruselt. Sicherlich wäre etwas mehr Mut hier angemessen gewesen, aber es ist offensichtlich, dass die Macher genau das gar nicht im Sinn hatten, denn nur so lässt sich erklären, wieso sogar das Finale schlichtweg abgekupfert ist von so vielen anderen Dämonen-Schockern dieser Jagd - da wirkte sogar "Insidious" wie die einfallsreichste Horror-Mär der letzten Dekade.
Fazit: Enttäuschend konventionelles Schauer-Drama, welches blutleer und arm an Ideen seine fade Handlung durchzieht. Richtig spannend wird es nie, es fehlt an Mut und an wirklich Neuem. Immerhin überzeugen Paco Plazas einnehmende Bildsprache und das gute Casting.
Note: 4+
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