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Das Leben der Anderen

Obwohl er mächtige Freunde hat und in seiner Position als Theaterautor beachtet ist, soll Georg Dreyman (Sebastian Koch) im Jahr 1984 von der Stasi abgehört werden. Damit soll belastendes Material gefunden werden, um Dreyman und auch seine Freundin, die Schauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck) zu ertappen. Den Auftrag ausführen soll Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe), welcher sich nach der Anbringung der Mikrofone in Dreymans Wohnung im Dachspeicher des Hauses einfindet und stundenlange Gespräche und Vorkommnisse aufzeichnet. Mit der Zeit verliert sich Wiesler jedoch in den Einsichten und Verhaltensweisen des herzlichen Künstlers und droht, sein wahres Ziel nicht mehr zu erkennen und gar die Seiten zu wechseln, was ihn selbst in große Gefahr bringen könnte...

"Das Leben der Anderen" zählt bis heute zu den größten Erfolgen der deutschen Filmgeschichte. Bei der Oscarverleihung im Jahr 2007 konnte er den Preis für die beste Auslandsproduktion für sich gewinnen - ein unglaublicher Ritterschlag für das deutsche Filmland. Trotz eines niedrigen Budgets und sogar eines Ausschlusses von der Berlinale 2006 wurde der Film auch darüber hinaus ein riesiger Erfolg, wobei sich sowohl Kritiker als auch Zuschauer begeistert zeigten von der ersten großen Regiearbeit von Florian Henckel von Donnersmarck, der Jahre später, nach erfolglosen Ausflügen nach Hollywood, mit "Werk ohne Autor" einen ähnlich gewichtigen Film ablieferte. Aber wie gut ist es denn nun, dieses mehrfach ausgezeichnete Drama mit deutscher Starbesetzung? Dieser erste Film, der sich der DDR-Zeit nicht nur von komödiantischer, sondern auch von düsterer, hochspannender und ernster Seite widmen sollte? Die Antwort meinerseits: Nicht so gut wie sein Ruf, was besonders an einem konkreten Handlungsstrang liegt, welcher kaum nachvollziehbar dargelegt werden kann.
Dieser dreht sich um Hauptmann Gerd Wiesler und soll dabei den größten emotionalen Zwiespalt aufzeigen, durch welches das Publikum in den folgenden zwei Stunden in den Bann gezogen werden muss. Dieser eiskalte Verhör-Spezialist, der in der ersten Szene noch als gerissener und bösartiger Bluthund eingeführt wird, mit fortschreitender Zeit jedoch die Grausamkeit seiner Taten erkennen soll... aufgrund der Dinge, die er von den Künstlern hört, die er selbst jedoch eigentlich auf frischer Tat ertappen soll. Und genau diese Wandlung vom Bösewicht hin zu einer Art Antiheld ist es, die hier nicht wirklich überzeugend geschieht. Innerhalb von Minuten und auf kaum nachvollziehbare Art und Weise kommen Wiesler plötzlich Zweifel an seiner Aufgabe, was sein nachfolgendes Handeln in jedweder Art plötzlich ziemlich seltsam wirken lässt. Es gibt darüber hinaus noch jede Menge emotionales Potenzial, doch Wiesler selbst wirkt eher wie ein Spielball der Handlung. Dafür, dass diese eben den größten emotionalen Ballungshaufen bieten soll, ist das schon etwas mau. Man kann aber nicht absprechen, dass das gesamte Team rund um Regisseur von Donnersmarck sich nicht größte Mühen geben würden, abseits dieses Standpunktes ein elektrisierendes Drama abzuliefern.
Die Schauspieler sind bis in die kleinsten Nebenrollen herausragend besetzt. Die Inszenierung, obwohl gerade in der ersten Stunde noch (zu) langsam, sucht ihresgleichen und die Spannungsdramaturgie wird quasi perfekt beherrscht. Ohne effekthascherische Kleinigkeiten, dafür aber mit dem Sinn fürs Detail und den emotionalen Kern der Szene entstehen dabei Momente, die uns schier nach Luft schnappen lassen. Zu dieser Zeit hat "Das Leben der Anderen" auch bereits die größten Stolpersteine in der Handlung überwunden und kann sich wesentlich freier und gezielter bewegen - etwas, woran die erste Stunde in ihrem etwas zu mühseligen und gleichsam zu schnellen Aufbau noch haderte. Inwiefern man die Geschehnisse und das Setting als glaubwürdig einstufen will, liegt aber im Auge des Betrachters. Viele werden die düsteren Wohnungsräume als monoton empfinden, andere daran aber eine ädaquate Nachbildung der DDR-Zeiten sehen, die sich bis in winzige Details wie Ausweise und Dokumente ziehen kann. Keine Frage, dass das Team auch hier viel Mühe investiert hat, um den Zuschauer für rund 135 Minuten in eine unangenehme Vergangenheit zu schicken.

Fazit: Zu Beginn holpert der Oscargewinner aus Deutschland aufgrund hektischer und kaum nachvollziehbarer Wandlungen seiner Hauptfigur enorm. Später findet er den emotionalen Kontext aber wieder und packt mit einer sicheren Inszenierung und einer gewinnenden Dramaturgie.

Note: 3+





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