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Das Damengambit

Die achtjährige Elizabeth Harmon (Isla Johnston / Anya Taylor-Joy) wächst in einem Waisenhaus in Kentucky auf, nachdem ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Unter der enorm konservativen Erziehungsmethoden blüht Elizabeths Talent für das Brettspiel Schach auf, weswegen man ihr trotz mehrere Regelverstöße erlaubt, an kleinen Turnieren teilzunehmen. Dies soll sich als Sprungbrett herausstellen - Jahre später schlägt Elizabeth als Neuling etliche Profis und erhält somit auch endlich die Aufmerksamkeit der Medien. Als junge Frau in einer Männerdomäne weist sie die Konkurrenz in die Schranken, muss jedoch auch in und abseits des Rummels mit den Schattenseiten ihrer Prominenz zurechtkommen... und mit beinharten Gegnern, die ihrer jungen Karriere einen ordentlichen Tiefschlag verpassen könnten.

Alle redeten sie darüber und tun dies rund anderthalb Monate nach dem offiziellen Netflix-Start immer noch: "Das Damengambit" fand etliche Millionen Zuschauer, ist bis heute die erfolgreichste Miniserie auf dem Streamingdienst und löste einen regelrechten Hype aus... und dabei gehts hier um Schach. Ja, das wohl trockenste Spiel, welches hier auf unvorstellbare Art und Weise für Spannung und Dramaturgie sorgen soll. Dass dies durchaus gelingen kann, beweisen die Macher dieser kleinen, aber sehr feinen Show mehr als nur einmal. Es ist schon beinahe provokant, wie man hier ein auf den ersten Blick simples Spiel, welches das Gros der Zuschauer zuvor als langweilig und schnöde angesehen haben wird, dazu nutzt, um packende Begegnungen und eine dramatische Geschichte zu erzählen... und nebenbei einen wahren Boom des Brettspiels auszulösen. Aber Hand aufs Herz - so absolut herausragend, wie es dieser Tage von allen Dächern gerufen wird, ist diese Serie tatsächlich gar nicht. Sie ist immer noch ziemlich gut, wird ihrem Hype aber nicht ganz gerecht.
Was "Das Damengambit" aber zweifellos auf der Habenseite hat, sind zwei Dinge: Ein brillanter, visueller Stil inklusive fantastischer Kameraarbeit, ungemein vielen Details, eines soghaften Soundtracks und optischer Spielereien, die man so nur als ungemein kreativ beschreiben kann. Und zum anderen haben sie Anya Taylor-Joy, die mit dieser Rolle wohl endlich ihre ganz große Karriere starten wird. Verdient hätte sie dies angesichts brillanter Leistungen in Nischen-Filmen wie "The Witch" oder "Vollblüter" bereits vorher, hier zeigt sie mit einer energiegeladenen Performance, die allen Winden trotzt, auf mutige und entblätternde Art und Weise, dass sie Hollywood nun im Sturm erobern wird. Dabei sticht sie auch all ihre Co-Stars aus, die zwar (mit Ausnahme der klaren Fehlbesetzung von "Game of Thrones"-Star Thomas Brodie-Sangster) allesamt überzeugen, der klaren Hauptattraktion hier aber nicht gewachsen sind... und wohl auch nicht gewachsen sein sollen. Etwas problematisch dürfte in diesem Fall sein, dass man sich hierbei zumeist auf zwar sympathische Charaktere stützt, die aber oftmals auch nicht den Fängen eines Klischees entkommen können und daher eher die Aufgabe haben, unserer Hauptdarstellerin passend zuzuspielen.
Auch der Plot an sich ist dann leider nicht so besonders, wie ich mir das vorab vorgestellt habe. Natürlich, dass man ein oberflächlich betrachtet so trockenes Thema wie Schach hier noch zu einer zeitweise so spannenden Angelegenheit machen kann und es trotz des detaillierten Eintauchens in die Systematik des Spiels auch für Neulinge interessant gestaltet, ist eine große Leistung. Leider schludert man auf dramaturgischer Ebene, wenn man die altbekannte "Aufstieg und Fall"-Geschichte nun recht simpel auf diese Art des Sports überträgt. Interessante Subplots wie Elizabeths Tablettensucht oder auch die schwierige Beziehung zu ihrer Ziehmutter werden alsbald fallen gelassen, Beziehungen zu anderen Figuren bekommen angesichts der mageren Zeichnung eben dieser keinen rechten Schwung. Und irgendwann, sollte man sich "Das Damengambit" tatsächlich in einem Binge-Marathon ansehen, wiederholen sich einige der Fallstricke, der Duelle und der emotionalen Sackgassen. Elizabeth Harmon bleibt eine durchweg faszinierende Figur, der Plot an sich kann aber nicht immer abstreifen, dass wir das so nun auch schon mehrere Male gesehen haben. Vielleicht nicht im Schach-Sport, aber sonst eben schon so ziemlich überall anders.

Fazit: Dem enormen, weltweiten Hype hält die Miniserie aufgrund einer doch recht einseitigen Dramaturgie und einigen Längen nicht stand. Dank einer fabelhaften Anya Taylor-Joy und eines spannenden Einblicks in die trist wirkende Welt des Schachsports ist "Das Damengambit" dennoch eine Pflichtsichtung!

Note: 3+





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