Direkt zum Hauptbereich

Gotham - Die fünfte Staffel

Gotham City ist zu einem Schlachtfeld mutiert. Nachdem Jeremiah Valeska (Cameron Monaghan) die Kontrolle an sich gerissen und die Stadt von der Außenwelt abgeschirmt hat, sind die einzelnen Bezirke zu eigenen Kriegsschauplätzen geworden. Verrückte Kriminelle bekämpfen sich gegenseitig, um Nahrung und Munition zu erhaschen, wobei sich Oswald Cobblepot (Robin Lord Taylor) in seiner abgeriegelten Residenz und umringt von schlagkräftigen Mitstreitern einen ganz besonderen Platz ausgesucht hat. Unterdessen halten Jim Gordon (Ben McKenzie), Harvey Bullock (Donal Logue) und der Rest des GCPD mutig die Stellung und beschützen die hilflosen Zivilisten vor den mordenden Meuten. Auch Bruce Wayne (David Mazouz) unterstützt die Hilfestellungen mit aller Kraft, versucht jedoch zeitgleich, seiner geliebten Selina Kyle (Camren Bicondova) auszuhelfen, die nach ihrem letzten Gefecht mit Valeska ans Krankenbett gefesselt ist...

Dass ich mit der fünften und letzten Staffel der Comic-Reboot-Serie "Gotham" noch ein einigermaßen zufriedenstellendes Finale erhalten würde, das glaubte ich nicht mehr. Die Last auf den Schultern der Serie, die vor allem von den beiden letzten, ziemlich mauen Seasons herrührte, die gar nicht mehr wussten, was sie jetzt eigentlich wollten, war einfach zu groß. Und sie lastet auch auf den letzten zwölf Folgen der Serie, denn auch wenn hier nun ein langer Showdown eingeläutet wird, der sich um den Kampf rund um das von der Außenwelt abgeschnittene und von etlichen, durchgeknallten Supervillains beherrschte Gotham dreht... einen richtigen, roten Faden können sie nicht mehr herstellen. Dabei besinnen sich die Macher endlich wieder auf den klaren Fokus und schneiden andere Plotlines einfach mal ab - das führt dazu, dass am Ende etliche offene Fragen und eine Menge Logiklöcher bleiben, die einzelnen Folgen aber auch nicht mehr so diffus unfokussiert wirken. Tatsächlich geht hier dann erwartungsgemäß die Lutzi ab, jede halbwegs wichtige Figur bekommt noch mal einen wirksamen Auftritt und der Fanservice wird dann auch noch mal richtig groß geschrieben. Und ja, in den letzten beiden Folgen, wenn den langjährigen Fans dann mehrere, ikonische Szenen geboten werden, wird es auch noch mal richtiggehend episch, sodass man mit einem zufriedenen Grinsen aus der ganzen Aktion herausgehen kann. Hier drücken die Macher wirklich die richtigen Knöpfe.
Zuvor stellt sich dieses Gefühl der Zufriedenheit aber nur sehr sporadisch ein, denn die obligatorischen Schwächen bleiben auch in den letzten Atemzügen ein Teil der Serie. Verbannt wurde glücklicherweise die vollkommen absurde und lächerliche Folter-Brutalität, wenn auch nicht gleich der alberne, komödiantische Ton, der aber eben auch irgendwie dazu gehört. Dass man aus Figuren wie Pinguin oder dem Riddler, die eigentlich bereits seit zwei Staffeln ziemlich verbraucht sind, hier zumindest ansatzweise noch ein paar interessante Noten herausholt, hätte man so auch nicht erwartet. Letzten Endes ist der große Krieg um die Stadt aber dann doch nur ein etwas besserer Vorwand um sattsam bekannte Wendungen, Figurenmuster und actionreiche Konflikte noch mal leicht abgewandelt durchzukauen. Eine stimmige Dramaturgie kann und will sich da nicht finden lassen und angesichts manch einer lahmen Füllerepisode, die sich um Charaktere dreht, die wir zuvor noch nie gesehen haben, scheint auch das Gewicht von dem, was hier eigentlich noch erzählt werden soll, nicht zu stimmen. Da wird dann einfach jede Menge Action reingepackt, vermischt mit wahnsinniger Lala-Komik und Dialogen, die wehtun können. Dass das finale Duell dann von zwei Villains ausgetragen wird, die vor dieser Staffel noch nie Erwähnung fanden, sagt einiges über das dramaturgische Konzept, welches über die ganze Serie ausgebreitet wurde, aus.
Fans werden dennoch einigermaßen zufrieden sein, wird doch beinahe jedem Charakter eine angemessene Abschiedsvorstellung serviert. Über etwaige Tode will man sich noch immer nicht wirklich auslassen - aufgrund des finalen Showdowns haben manche da eine Gültigkeit, da der Zuschauer mit diesen verrückten "Oh, der lebt ja doch noch"-Szenen zuvor so oft gelinkt wurde, mag man um die diesmal wirklich Gefallenen nicht mehr so richtig trauern. Generell geht man hierbei aber auch den Weg des geringsten Widerstandes und geht keine echten Wagnisse ein. Hierbei und auch bei den zwischendurch eingestreuten, als solche auch eher mauen, persönlichen Konflikten also im Grunde alles beim Alten. Das ist keine tiefgründige Unterhaltung, oftmals ist das ganze im tieferen Sinne der Handlung sogar himmelschreiend dämlich, wenn Charaktere sich so dummdreist verhalten, dass man sich fragt, woher die eigentlich ihre Positionen und Polizeimarken herbekommen haben. Solche Fragen sollte man sich aber vielleicht gar nicht mehr stellen, denn die Macher tun es offensichtlich auch nicht. Und wenn sie dann mit einem emotional treffsicheren Finale entschädigen, welches in dieser Machart zwar arg gehetzt und holzhammerartig daherkommt, aber dennoch ziemlich bewegt, dann weiß man, dass sie zumindest nicht alles falsch gemacht haben. Zumindest weniger als zuvor.

Fazit: Das große Finale von "Gotham" schleppt alte Lasten mit sich und bekommt keine stimmige Dramatugie mehr hin. Dennoch haben sie aus alten Fehlern gelernt und mit einigen spannenden Storys und einem packenden Schlussakt einige echte Highlights für die Hardcore-Fans parat. Alle anderen werden wahrscheinlich einfach froh sein, dass nun Schluss ist.

Note: 3-







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid