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Love and other Drugs - Nebenwirkung inklusive

Jamie Randall (Jake Gyllenhaal) ist nicht an einer langfristigen Beziehung interessiert - als Charmebolzen und Frauenschwarm verliert er zwar seinen Job in einem Elektrofachgeschäft, kann dafür aber aufgrund seiner Fähigkeiten, Menschen um den Finger zu wickeln, als Verkäufer neuer Proben in der Medizinbranche Fuß fassen. Dabei verscherbelt er neue Medikamente an angesehene Ärzte und steigt schnell auf, wobei er auch seinen Konkurrenten Trey Hannigan (Gabriel Macht) unter Druck setzt. Als er eines Tages die sechsundzwanzigjährige Parkinson-Patientin Maggie Murdock (Anne Hathaway) kennenlernt, passiert genau das, was er sein ganzes Leben lang vermeiden wollte: Angezogen von der offenen Art der jungen Frau verliebt er sich in sie. Blöd nur, dass Maggie den gleichen Lebensstil pflegt wie es Jamie zuvor getan hat und von den plötzlichen Gefühlen des jungen Pharmahändlers abgeschreckt wird...

Eine schöne Ausgangssituation, welcher sich Regisseur Edward Zwick, der heutzutage eher durch große Blockbuster wie "Last Samurai" oder "Jack Reacher: Kein Weg zurück" bekannt ist, in dieser romantischen Komödie annahm. Da wird zwar ein ebenso amüsanter wie im Genre altbekannter Blick auf zwei junge Menschen geworfen, die sich erst nur über Sex und schließlich doch über weitere, tiefere Gefühle kennenlernen, als auch ein angemessen dramatischer Motor angeworfen. Denn so tough und bissig, wie "Ocean's 8"-Star Anne Hathaway ihre Maggie Murdock hier anlegt... unter der Oberfläche ist sie ein gebrochener Mensch, geplagt von einer grausamen Krankheit in jungen Lebensjahren und nur mit der Aussicht auf eine Zukunft als Pflegefall. Wie der Film mit diesem Drama umgeht und wie es ihm dabei gelingt, dennoch eine sehr sympathische und in der ersten Hälfte geradezu mutige Liebesgeschichte um sie herum zu entwerfen, das überrascht durchaus. Deswegen war der Film vor seinem Start wohl auch ein potenzieller Oscarkandidat... bis sich die Kritiker dann nicht so positiv aussprachen, weswegen etwaige Nominierungen letztendlich auch nicht mehr auf der Liste standen.
Und diese Kritiken behalten zumindest zum Teil recht, wenn sie sagen, dass "Love and other Drugs" in der zweiten Hälfte, spätestens aber im letzten Drittel, etwas zu arg in Klischees abdriftet - die bösen Zungen, die zuvor noch sprachen, weichen einem letztendlich nicht immer wirklich glaubwürdigen und kitschigen Finale mit all den großen Liebesbekundungen und einem verknallten, jungen Mann, der seiner Traumfrau nachfährt, wenn sie gerade das Land verlassen will. Man muss dem Werk auch nachsagen, dass es letztendlich zu überladen ist und gerade seine Plots außerhalb der im Fokus stehenden Haupthandlung zu selten im Griff hat. Die ganze Viagra-Geschichte soll dem Werk wohl einen historischen Unterbau verleihen, der letztendlich aber nicht mehr als ein ziemlich müder Subplot ist. Und die mutige Nacktheit, die über den ganzen Film verteilt benutzt wird (und für einen Mainstream-Film aus den USA auch heute noch einen besonderen Status genießt), wird in den zumeist albernen und auf banale Sex-Themen fokussierten Witzchen eher zum Selbstzweck als zum Tabubruch erkoren. Da passt es eigentlich, dass sämtliche Nebenfiguren hier nur unsympathische Gesellen sind, die stets nur an das Eine denken... es macht aber auch keine Laune, wenn hier tatsächlich jeder so penetrant dauergeil herumläuft, dass man bereits an Sexismus denken muss.
Warum "Love and other Drugs" trotzdem funktioniert? Nun, in der ersten Hälfte verbindet der Film seine beiden zentralen Themen in den Bereichen RomCom und Drama auf sehr sympathische und clevere Art und Weise, hat ein paar süffisante Dialoge und amüsante Einzelszenen zu bieten. Zudem steht oder fällt ein solcher Film natürlich mit seinen beiden Hauptdarstellern und diesbezüglich ist Zwick mit der Besetzung von Hathaway und "Demolition"-Star Jake Gyllenhaal ein gelungener Coup geglückt. Zwischen beiden sprühen die Funken nur so, sie überzeugen mit ungestelltem Charme, einem bravourösen Comedy-Timing und bremsen sogar den enormen Kitsch der letzten halben Stunde mit einer natürlichen Performance ab. Tatsächlich entsteht die meiste Freude bei der Sichtung dieses Filmes durch eben diese beiden Stars, wobei insbesondere Hathaway als emanzipierte Frau, die darüber hinaus lernen muss, aufgrund ihrer Krankheit benötigte Hilfe anzunehmen und zu akzeptieren, schlichtweg glänzt. 

Fazit: Eine etwas überfüllte Mischung aus schlüpfriger RomCom und persönlichem Drama, welches nicht immer den richtigen Ton trifft und gerade in den Subplots zu sehr verwässert und veralbert. Charmante Wortgefechte und besonders zwei brillante Hauptdarsteller helfen jedoch über mancherlei Schwächen hinweg.

Note: 3





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