Dr. David Marrow (Liam Neeson) möchte während eines Experiments mit mehreren Probanden herausfinden, wie sich Angst und Panik auf die menschliche Psyche auswirken. Um unter realen Bedingungen zu arbeiten täuscht er den Bewerbern ein Experiment rund um die Thematik der Schlaflosigkeit vor und lässt diese gemeinsam mit sich selbst und seiner Assistentin in einem abgelegenen, riesigen Schloss namens "Hill House" leben. Noch vor der ersten Nacht kommt es zu merkwürdigen Ereignissen und insbesondere die junge Eleanore (Lily Taylor) scheint sich von dem Haus und etwas, was darin zu hausen scheint, angezogen zu fühlen. Schon bald müssen Marrow, Eleanore und die beiden anderen Teilnehmer des Experiments, Theo (Catherine Zeta-Jones) und Luke (Owen Wilson) erkennen, dass das Schloss ein grauenvolles Geheimnis verbirgt...
"Das Geisterschloss" gehört zu den Filmen, die für mich eine ganz besondere Position haben - ich sah ihn bereits als Kind, weswegen der Film von "Speed"-Regisseur Jan De Bont einer der ersten Horrorfilme ist, die ich jemals gesehen habe. Natürlich habe ich mich damals sehr gegruselt, war aber auch von der Geschichte und den charmanten Charakteren gebannt. Es ist Jahre her, seit ich das Werk zuletzt gesehen habe und seitdem habe ich eine Menge Filme aus dem Horror-Genre gesichtet, bin abgehärtet worden und weiß auch, dass nicht alles, was man in Kindheitstagen richtig gut fand, einige Zeit später gar nicht mehr so gut wegkommt. Dieser feine Horror-Thriller, der weniger bis kaum auf Blut und mehr auf eine dichte Atmosphäre setzt, gehört aber zweifelsohne nicht in diese Schublade. Sicherlich ist er nicht ganz so gut gealtert und ich würde ihn heute definitiv nicht mehr auf meine Liste der Lieblingsfilme setzen, auch nicht innerhalb des Genres. Doch auch rund achtzehn Jahre später hat mich "Das Geisterschloss" noch immer gepackt... wenn auch nicht wirklich gegruselt.
Der heimliche Star des Films ist dabei das titelgebende Schloss selbst - atmosphärisch dicht und mit viel Zeit und einer stimmigen Kameraarbeit inszeniert De Bont zu Beginn das Untersuchen der einzelnen Gänge, Flure und Zimmer. Hinter jeder Tür scheint sich ein neues Geheimnis zu verbergen und obwohl man das ohnehin sehr düstere Anwesen noch mit einigen ziemlich schauerlichen Statuen und Türen, die das Höllentor kennzeichnen, ausgestattet hat, wirkt es nicht aufgesetzt. Der Regisseur fängt alle Räume und jede Ecke des Schlosses stimmig ein und lässt sich Zeit, um sie zum Leben zu erwecken. Ein starker Soundtrack des Altmeisters Jerry Goldsmith tut sein Übriges und schon bald sind es dann gar nicht mehr die menschlichen Darsteller, die wir am faszinierendsten finden. Die machen ihre Sache derweil solide und können dank nuancierter Darstellungen aus den üblichen Genre-Fassaden ausbrechen. "The Grey"-Star Liam Neeson gibt seinen Doktor Marrow charmant, aber auch undurchsichtig; Catherine Zeta-Jones ist die Femme Fatale mit Herz und Hirn; und Owen Wilson in der Rolle des plappernden, aber auch gar nicht so eindimensionalen Angsthasen stiehlt gar einige Szenen. Mit dem späteren "Conjuring"-Star Lily Taylor hat man aber hier eine menschliche Hauptdarstellerin, die aufgrund ihrer Position in der Geschichte als auch durch Ausstrahlung ein wirklicher Gewinn ist und ihre Co-Stars merklich überstrahlt.
Diese Geschichte ist dann nicht himmelschreiend originell und rutscht pünktlich zum von mäßigen CGI-Effekten beherrschten Finalen auch in ziemlich mauen Fantasy-Kitsch ab. Trotzdem gelingt es den Machern, ein interessantes Geheimnis um das, was in diesen Gemäuern denn nun vor sich geht, zu inszenieren und den Zuschauer dabei sogar miträtseln zu lassen. In stimmungsvollen Szenen schleicht sich der Grusel über kleine Details durch, leiser Humor wird ebenfalls mitgegeben und wenn sich die traumatisierte Eleanore in die Tiefen des Hauses begibt, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, stellt sich eine dichte Atmosphäre ein. Ob das nun alles wirklich ein echter Spuk ist oder doch nur ein Teil des von Marrow inszenierten Experiments, das ist leider ziemlich schnell klar. Diese Steilvorlage nutzen die Macher leider nicht, da bereits die ersten Vorfälle als solche so spooky sind, dass die persönliche, menschliche Debatte aufgrund des Experiments nur noch flach ausfällt. Das stört letztendlich aber wenig, da zu diesem Zeitpunkt das Geheimnis rund um das Schloss wesentlich spannender ist als das zuvor rasch eingeführte Drumherum.
Fazit: Noch heute weiß "Das Geisterschloss" besonders durch seine eindringliche Atmosphäre, die tolle Kameraarbeit und eine spannende, wenn auch nicht unbedingt originelle Geschichte zu unterhalten. Wirklich gruselig ist der über zwanzig Jahre alte Streifen aufgrund mäßigem CGI und einem etwas überzogenen Finale aber nur noch selten.
Note: 3+
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