Die beiden Freunde Milo (Elyas M'Barek) und Renzo (Frederick Lau) arbeiten als Barkeeper in einem angesagten Nachtclub mitten in Berlin. Beide träumen davon, endlich auch einen eigenen Laden zu eröffnen, scheitern jedoch daran, die nötige Geldsumme aufzutreiben. Deswegen kehrt Renzo im Affekt in das Drogenmilieu zurück, dem er vor Jahren den Rücken kehrte - mit einem Auftrag will er das Geld verdienen, welches sie benötigen, um einen Laden zu übernehmen. Doch der Coup geht auf fatale Weise schief, was Renzo und Milo plötzlich in arge Bedrängnis bringt, als gleich mehrere kriminelle Banden hinter ihnen her sind. Auch Milos Date Sunny (Palina Rojinski) wird in die Vorfälle verstrickt, welche zu mehreren Verfolgungsjagden durch die Bundeshauptstadt führen...
"Nightlife" ist der neueste Film des deutschen Regisseurs Simon Verhoeven, der mit Werken wie dem ersten "Männerherzen"-Film oder der Flüchtlingskomödie "Willkommen bei den Hartmanns" bereits mehrfach den richtigen Ton traf... und mit dem Horrorfilm "Unfriend" sogar einen Ausflug nach Hollywood vorweisen kann. Unter anderen Bedingungen wäre diese Krimi-Komödie dann auch ein todsicherer Hit gewesen, im Jahr 2020 waren "Nightlife" aber nur rund drei Wochen vergönnt, ehe die Kinos bundesweit aufgrund der Corona-Pandemie schließen mussten. Das ist, wie bei jedem anderen Film, ganz gleich welcher Qualität, stets schade und man mag der Komödie auch ein gewisses Hitpotenzial nicht absprechen, welches natürlich weitestgehend von der Starbesetzung getragen wird. Diese schmeißt sich mit gewohnter Spielfreude in das mit zunehmender Laufzeit immer abgedrehter werdende Nachtleben und die energetische Ausstrahlung von deutschen Topstars wie Frederick Lau, Palina Rojinski und natürlich "Fack Ju Göhte"-Star Elyas M'Barek ist dann auch ansteckend - sie alle, bis hinein in einige amüsante Gastauftritte, agieren hier wunderbar.
Der Plot, so wie er hier aufgefahren wird, ist dann aber doch einer der vergessenswerten Sorte. Zum einen braucht "Nightlife" überraschend lange, um die im Fokus stehende Gefahrensituation, um die es hier letztendlich geht, zu etablieren und aufzufahren. Diese Zeit wird genutzt, um die einzelnen Figuren und ihre allgemeinen Probleme einzuführen. Da diese Charaktere jedoch, obwohl charmant gespielt, nicht gerade doppelbödig gezeichnet sind, fühlt sich dieses doch etwas lapidare Herumgedruckse rund um die Probleme einer eigenen Cluberöffnung durchaus etwas lang an. Man versteht jedoch zumindest ansatzweise, wieso dem so ist: Zum einen eröffnen sich dem Team somit Möglichkeiten für einige durchaus charmante Charakterszenen und auch die langsam aufkeimende Beziehung zwischen Milo und Sunny kann wesentlich besser atmen. Zum anderen ist die zweite Hälfte des Films als einziger, wilder Action-Ritt dann so dermaßen überladen und rasant, dass es den Zuschauer wohl taubgeschossen hätte, wenn man zuvor nicht noch ein bisschen auf dem Boden geblieben wäre.
Zwar finden sich diverse Albernheiten auch in den ersten fünfzig Minuten, doch wirkt der Film in diesen zumindest noch nahbarer. Das kann man von der wilden Hatz, durch welche die Hauptfiguren später getrieben werden, nicht mehr behaupten, denn hier wird wirklich alles aufgeladen, was in einer deutschen Mainstream-Komödie nicht fehlen darf. Das funktioniert manchmal, wie bei einem komplett eskalierenden Spieleabend, der sich dabei auf klischeehafte Weise bei den Fantasy-Nerds anbiedert. Es kann aber auch daneben gehen, wenn die Bösewichte als tumbe Hillbillies inszeniert werden, von denen so natürlich keinerlei Bedrohung ausgeht oder wenn einige Slapstick-Momente, deren Grundidee allein schon nicht witzig war, hier bis zum Äußersten getrieben werden. Für kleine Charaktermomente ist da natürlich gar kein Platz mehr, weswegen auch die charmante Beziehungsgeschichte oder die Handlung zweier Freunde, die sich eine gemeinsame, berufliche Zukunft aufbauen wollen, nicht mehr atmen können. Am Ende ist da eben viel lautes, übertriebenes Getöse - am Ende bauen dann auch die Lacher mehr und mehr ab.
Fazit: Die deutsche Komödie lebt von ihren spielfreudigen Stars und einigen charmanten Momenten, wobei hin und wieder das Tempo angenehm gedrosselt wird. Leider tappt man dabei auch in die sehr gewollten Fallen des Genres, was "Nightlife" beizeiten unlustig, angestrengt und übertrieben wirken lässt.
Note: 3-
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