Nach dem ausgebrochenen Krieg der verschiedenen Mafia-Clans hat Oswald Cobblepot (Robin Lord Taylor) die Macht in Gotham an sich gerissen... und diese reicht sogar so weit, dass er bereits den amtierenden GCPD-Commissioner Loeb (Peter Scolari) in die Tasche stecken kann. Nach einem verpatzten Fall muss sich Detective James Gordon (Ben McKenzie) ausgerechnet auf einen Handel mit dem psychopathischen Cobblepot einlassen, um seine Position zu sichern. Dies tut er zum richtigen Zeitpunkt, denn als eine Reihe von Schwerverbrechern, darunter auch Gordons Ex-Freundin Barbara Kean (Erin Richards) aus der Arkham-Anstalt befreit werden, sind seine Fähigkeiten gefragt. Unterdessen bemüht sich der junge Bruce Wayne (David Mazouz) gemeinsam mit Butler Alfred Pennyworth (Sean Pertwee), hinter die geheime Tür im Wayne Manor einzusteigen. Alfred fürchtet sich jedoch vor den Geheimnissen, die Bruce dahinter enthüllen könnte...
In meiner Kritik zur Vorgängerstaffel schrieb ich noch, dass "Gotham" nun ein großes Potenzial, um endlich etwas mehr Tiefe in die oftmals doch recht einseitig und albern geschriebenen "Fall-der-Woche"-Plots zu schaffen, sich weniger auf einzelne Spektakel und viel mehr auf die Charaktere und den im Kern cleveren Plot zu beziehen. Tatsächlich wurde dieses dröge Prinzip, bei welchem es Jim Gordon und sein Partner in jeder Folge mit einem neuen, ziemlich schnöden Fall zu tun bekamen, für die zweite Staffel bereits komplett über Bord geworfen, was der Serie sehr gut tut. So kann man sich nun vollkommen auf den großen Plot, der sich über alle dieser zweiundzwanzig Folgen (und darüber hinaus, denn natürlich ist an diesem Punkt noch lange nicht Schluss) konzentrieren und dieser ist wesentlich spannender als noch zuvor, wo sich die verschiedenen Mafia-Parteien ja lange Zeit nur unermüdlich umgarnten. Hier geht dann aber quasi von Anfang an die Lutzi ab, was dann zwar einer glaubwürdigen Erzählung im Wege steht, dafür aber jede Menge Fanservice für die eingefleischten Batman-Fans bietet.
Ein solcher bin ich natürlich noch immer nicht wirklich, doch wenn selbst ich angesichts sehr cleverer Verweise, Neuinterpretationen und Sidechecks auf kultige Bösewichte, Rahmenhandlungen oder klassische Szenen schon fast jubele, sollte die Freude bei den eingefleischten Fans beinahe unendlich sein. Es ist nicht so, dass dieses Sammelsurium an verrückten Gestalten, an immer neuen Entführungen, Morden und neuen Taten, welche die Stadt Gotham erschüttern, auch nur annähernd ein rundes Bild ergeben würde. Es ist gar das genaue Gegenteil der Fall, wenn die fantastische Absurdität der schrillen Bösewichter hier Level erreicht, die man mit ihren wahnwitzigen Experimenten auch in einem "Austin Powers"-Film verbuchen könnte. Es erreicht besonders in der zweiten Hälfte ein enorm schräges Level inklusive aller Klischees, die man dahingehend erwartet. Mit hämisch lachenden Supervillains, Rettungen in letzter Sekunde und allerlei Explosionen und Gewehrfeuer. Was mich in der ersten Staffel noch genervt hat, kann man hier, vielleicht auch aufgrund reiner Gewöhnung, mit gutem Gewissen abnicken. Hier stören diese überkandidelten Over-the-Top-Momente nämlich keine menschliche Geschichte mehr, dementsprechend kann man dem Wahnsinn freien Lauf lassen und sich hin und wieder in weiteren Subplots rund um den jungen Bruce Wayne und seine aufkeimende Liebe zur frechen Selina Kyle doch auch an leiseren Momenten erfreuen.
Bei all dem wahnwitzigen Tempo und den erneut sehr flott vorübereilenden zweiundzwanzig Folgen darf man aber nicht vergessen, dass auch diese zweite Season unübersehbare Schwächen hat. Obwohl er sich diesmal dank mehrerer Superschurken besser eingliedert, nervt der Pinguin in seiner überkandidelten Performance noch immer und eine komplett aus den Fugen geratene Familienstory hätte man sich da besser ganz gespart. Einige Dialoge sind immer noch sehr cringy, der zuvor so sympathische Donal Logue als Gordons Partner Bullock kommt diesmal nur selten über einen Part als Stichwortgeber hinaus und auch ein ganzer Haufen neuer Figuren auf Schurken- und Heldenseite mag man so noch nicht ganz schlucken. Generell ist auch der ganze Plot, der erneut kaum Wagnisse eingeht und einzelne Plots viel zu rasch abhakt, um sogleich zum nächsten Spektakel zu kommen, ein ziemlich wirres Netz aus allerlei Rädern, die nicht wirklich ineinandergreifen. Man darf also gespannt sein, wohin die Reise als nächstes geht und welche kultigen Schurken sich nun ein echtes Stelldichein geben. Alleine das ist eigentlich schon Vorfreude genug.
Fazit: Altbekannte Schwächen schluckt man in dieser zweiten Staffel wesentlich lieber, da der ganze Plot mittlerweile in bester Comic-Manier abdreht. Das ist niemals rund, ziemlich überhastet und oftmals arg cringy, angesichts sympathischer Figuren und cleverer Querverweise aber auch sehr unterhaltsam.
Note: 3+
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