Lange vor der Entstehung eines gewissen dunklen Rächers war die düstere Stadt Gotham bereits ein Ort, an welchem sich die Verbrechen gegenseitig die Klinke in die Hand gaben. Während sich die drei großen Mafiapaten der Stadt, Carmine Falcone (John Doman), Fish Mooney (Jada Pinkett Smith) und Sal Maroni (David Zayas) gegenseitig ausmanövrieren, versucht das GCPD mit aller Kraft, der wachsenden Rate aus Mord und Korruption Einhalt zu gebieten. Wo eben diese Korruption aber auch schon im Polizeirevier eingezogen ist, gibt es mit Jim Gordon (Ben McKenzie) einen Polizisten, der noch mit Loyalität und Mut für die Stadt kämpft. Gemeinsam mit seinem knurrigen Partner Harvey Bullock (Donal Logue) erwehrt er sich der Kriminellen und tut sich auch mit dem jungen Bruce Wayne (David Mazouz) zusammen, dem er nach dem Tod seiner Eltern verspricht, diesen Mord aufzuklären. Aufgrund der immer größer werdenden Macht der Mafiapaten und Gangster steht Gordon aber schon bald mit dem Rücken zur Wand...
Ich war nie ein großer Batman-Fan. Sicher, ich liebe die für sich stehende "Dark Knight"-Trilogie von Christopher Nolan, darüber hinaus hat mich der dunkle Ritter aber nie großartig tangiert. Doch die Idee einer Serie, welche die Geschichten der berüchtigten Stadt Gotham erzählt, bevor Bruce Wayne ins Fledermauskostüm schlüpfte, klang dennoch mehr als interessant. Und nun, da die Show nach ihrer fünften Staffel abgeschlossen wurde, wurde es dann auch für mich Zeit, einen Blick zu riskieren. So wirklich erfüllt hat diese erste Season meine Erwartungen an das spannende Konzept nun nicht, denn über weite Strecken verbirgt sich dahinter nicht mehr als eine doch recht altbekannte Sammlung von Klischees und Stereotypen, von recht abgehangenen Mustern und einer geradlinigen Struktur, die nur selten aus den sattsam befahrenen Bahnen ausbricht. Denn im Kern ist "Gotham" eben doch nur wieder eine dieser Krimi-Serien, die sich in jeder neuen Folge mit einem neuen Fall innerhalb des GCPD und deren Aufgabe der Verbrechensbekämpfung befassen... zumindest bis zu einem gewissen Punkt.
Diese Fälle sind dann auch aufgrund ihrer Kürze nie mehr als kleine Stelldicheins, die allerhöchstens durchschnittliche, im besten Fall kurzweilige Unterhaltung bieten. Spannung kommt angesichts der mal höchst klamaukigen (ein Killer tötet seine Opfer, indem er sie mit Wetterballons in die Höhe steigen lässt) und mal schlichtweg banalen (noch eine psychopathische Serienkillergeschichte) kaum auf und lassen zumindest diese für sich stehenden, in Einzelepisoden behandelten Fälle eher mau wirken. Natürlich läuft über die gesamte Staffel aber noch eine ganz eigene Geschichte ab... und das ist diese, nach der DC-Fans weitläufig gedürstet haben. In dieser werden die Zuschauer dann nicht nur mit der Vorgeschichte manch eines kultigen Schurken (und auch einiger Helden) konfrontiert, sondern auch eine brutale und ziemlich wendungsreiche Geschichte erzählt, die immer wieder aus den üblichen Crime-Mustern ausbricht. Die Mafia-Plots, die gleich mehrere Charaktere ins Spiel bringt, die in ihren wortgewandten Spielchen immer wieder munter Seiten und Loyalitäten wechseln, drehen sich allerdings all zu oft im Kreis und werden durch die abgedrehte Brutalität einzelner Taten sowie der durchschnittlichen Zeichnung der einzelnen Antagonisten abgewertet.
Wo "Dexter"-Star David Zayas und ein mit einer bemerkenswerten Ausstrahlung gesegnter John Doman als klassischer Mafia-Don Falcone noch solide Leistungen erbringen, so fallen andere schräge Vögel aufgrund ihrer überzeichneten, albernen Performances ab. Das gilt besonders für den Pinguin, der hier zwar vorlagengetreu, aber eben auch anstrengend und clownesk dargestellt wird und somit auch aufgrund der schwachen Performance von "John Wick"-Star Robin Lord Taylor mit widerlicher Frisur und überzogenem Habitus nicht zu ängstigen weiß. Wie man einen im Grunde ziemlich überzeichneten Bösewicht zu einer Figur des realen Schreckens ausweitet, hat Christopher Nolan in seiner Batman-Trilogie ja bereits mehrfach bewiesen - schade, dass das hier (noch) nicht gelingt. Allerlei Anspielungen auf die berühmte Vorlage werden Fans zu schätzen wissen, auch wenn sie hier hin und wieder ein wenig bemüht oder zu offensichtlich daherkommen. Für Zuschauer aller Breitengrade empfehlenswert sind darüber hinaus einige nette Subplots, eine hübsche, düstere Optik sowie ein hohes Tempo der einzelnen Folgen. Auch die Hauptcharaktere wissen zu gefallen, auch wenn man einigen von ihnen in folgenden Staffeln gern etwas mehr Brisanz und Eigenständigkeit anheften könnte - so wirken viele von ihnen bislang noch zu einseitig und in vorhersehbaren Manirismen festgefahren, was man so oder so ähnlich aber auch auf den Plot dieser ersten Staffel münzen könnte. Der zieht sich dank immer neuer Wendungen und cleverer Anspielungen zwar noch aus der Affäre, geht darüber hinaus aber auch keine echten Wagnisse ein.
Fazit: Für eine erste Staffel macht "Gotham" eine solide Figur, hätte aber dringend einen Schritt weg von der überzeichnet-düsteren Comicatmosphäre und hin zu mehr echter Tiefe gebraucht. Das Potenzial für weitere Seasons, die in diese Richtung gehen, ist noch da, die erste Staffel hat dahingehend auch genug Energie... sie setzt sie nur oft an den falschen Stellen ein.
Note: 3
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