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Outside the Wire

Nachdem er bei einem gefährlichen Einsatz das Leben zweier junger Soldaten ausgelöscht hat, wird der Drohnenpilot Harp (Damson Idris) strafversetzt. Unter dem Kommando des Offiziers Leo (Anthony Mackie) soll Harp nun einen Atomschlag eines gefährlichen Terroristen verhindern und dem Feind eine tödliche Waffe entreißen, bevor womöglich Millionen Menschen sterben. Um diesen Auftrag zu erfüllen, müssen sie tief ins Kriegsgebiet eindringen. Als Harp erfährt, dass Leo ein intelligenter Androide ist, beinahe unverletzbar und mit Emotionen gesegnet, zweifelt er an seinem Auftrag. Um seinen Namen reinzuwaschen und die Feinde auszuschalten, tut er sich dennoch mit seinem Partner zusammen...

Netflix fährt im Jahr 2021 ganz groß auf: Im Zuge der weiterhin grassierenden Corona-Pandemie hat es sich der Streaming-Gigant angesichts weiterhin geschlossener oder schlecht besuchter Kinos zur Aufgabe gemacht, nun in Sachen Entertainment weiter vorzurücken. Jede Woche soll dabei ein neuer Netflix-Originalfilm das Licht der Welt erblickten, von Agenten-Thrillern zu romantischen Komödien und richtig dicken Blockbustern. Den Anfang machte zum Jahresbeginn der von mir bislang noch nicht gesichtete "Pieces of a Woman", eine Woche später folgte der thematisch vollkommen anders geartete Kriegsactioner "Outside the Wire". Die Zeichen stehen nun also voll auf knallharter Action, auf viel Geballer und einer hoffentlich stark inszenierten Flucht durch verdreckte Straßen und Häuserschluchten. Mit diesem Film zeigt Netflix allerdings auch, dass man nun von der geplanten Großoffensive nicht an jeder Ecke wirklich gute Filme erwarten sollte.
Denn schon in der zweiten Woche erwartet uns hier generisches Kino, wie es flacher kaum sein könnte - in jedem Bereich ist "Outside the Wire" höchstens mittelmäßig, oftmals gar regelrecht ärgerlich geraten. Die wenigen und darüber hinaus enorm flach gezeichneten Figuren werfen mit pathetischen Phrasen um sich, wie man sie so oft schon in ebenso schwachen Kriegsactionern gehört hat. Da ist der "Krieg eine schmutzige Sache, aber man muss sich eben dreckig machen". Da wird an den Patriotismus der gesichtslosen Männer appelliert, die hier in Scharen vom Munitionsfeuer zerfetzt werden und natürlich muss sich unser langweiliger Hauptprotagonist an eine ganz scharfe Braut erinnern, die zuhause auf ihn wartet und die er selbstverständlich heiraten wird. Das ist so unoriginell, dass es schmerzt, wäre aber halb so schlimm, wenn der Film darüber hinaus in seiner eigentlichen Handlung und in seiner Inszenierung funktionieren würde. In letzterer sorgt "Escape Plan"-Regisseur Mikael Hafstrom zumindest hin und wieder für ein paar knackige Action-Highlights - besonders dann, wenn als Feinde auch noch ein paar schießwütige Maschinen auftauchen. Darüber hinaus hat er aber kaum originelle Ideen gehabt und tunkt sein wütendes Drama in blasse Farben, schnelle Schnitte und einen austauschbaren Soundtrack. Wiedererkennungswert? Fehlanzeige. Dynamik? Im Grunde gar nicht vorhanden.
Über den darüberliegenden Plot braucht man im Kern auch nicht viele Worte zu verlieren - die Jagd nach einem Terroristen, der leider auch ein paar Atomraketen in seiner Gewalt hat, verläuzft vorhersehbar und ohne weitere Schlenker. Zumindest ein bisschen interessanter verläuft die Beziehung der beiden ungleichen Partner, was nicht an den Hauptdarstellern liegt: Sogar "Tödliches Kommando"-Star Anthony Mackie kann hier nur mit schnöden Kampfsprüchen glänzen und markiert ansonsten nur noch den harten Kerl. Und der noch weitestgehend unbekannte Damson Idris bleibt in der eigentlichen Hauptrolle sogar so blass, dass man ihn schon während des Films vergessen würde... würde er nicht eben in jeder Szene auftauchen. Das Zusammenraufen und die ausgetragenen Konflikte zwischen den beiden haben auf dem Papier zwar Dampf und insbesondere der androiden Vorgehensweise von Mackie's Leo wird sich ausführlich gewidmet. Allerdings haben wir solcherlei Plots auch schon mit wesentlich stimmigeren und interessanteren Figuren in besseren Filmen gesehen - da ist es dann nur zweckdienlich, dass solcherlei tiefergehende Fragen alsbald von dem lauten Kriegsgetöse hinweggefegt werden.

Fazit: Ein recht banaler und ziemlich einseitiger Kriegsactioner mit allen Klischees des Genres, der in seiner visuellen Ausgestaltung höchstens mit ein paar kernigen Actionszenen überzeugt. Darüber hinaus bleiben sowohl der Plot als auch die Hauptdarsteller blass und konturlos.

Note: 4-





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