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Gotham - Die vierte Staffel

Oswald Cobblepot (Robin Lord Taylor) hat die Herrschaft über Gothams Unterwelt erneut an sich gerissen und mit der Einführung von Lizenzen für Straftaten gar eine ganz neue Welle des organisierten Verbrechens kreiert, gegen die sogar die Polizei machtlos scheint. Natürlich setzt sich Jim Gordon (Ben McKenzie) dennoch gegen den Pinguin und seine Machenschaften zur Wehr, muss aufgrund der Befangenheit seiner Kollegen jedoch bei einem alten Bekannten nach Hilfe suchen. Eine alte Bekannte nutzt auch Selina Kyle (Camren Bicondova), um Pinguin vom Thron zu stoßen und gerät dabei ein weiteres Mal mit Bruce Wayne (David Mazouz) aneinander. Dieser hat sich nun zu einem düsteren Symbol für die verlorene Stadt Gotham aufgeschwungen und macht Jagd auf die Bösewichter... auch die, die eigentlich unter Pinguins Schutz stehen.

Richtig gut war "Gotham" nie... oder zumindest nie so gut, wie die Serie hätte sein können. Mit der vierten Staffel wird nun aber ein neuer Tiefpunkt erreicht, der später nicht so signifikant ausfällt wie eingangs befürchtet, aber dennoch auch nochmal die bereits maue dritte Season unterbietet. Denn gerade in der ersten Hälfte dieser erneut zweiundzwanzig sich im Kreis drehende Folgen umfassenden Staffel zeigen sich die eklatanten Schwächen, die man so auch auf die ganze Serie kleben kann, in allumfassender Form. Da ballern die Macher wieder mit kultigen Bösewichtern herum, lassen jede Hauptfigur ungefähr zweimal pro Folge Loyalität und Seiten wechseln, spielen mit albernen Mätzchen und kriegen schlichtweg keinen roten Faden hin. Charaktere verhalten sich genauso dämlich, wie es das marode Skript gerade braucht und im Mittelteil gerät "Gotham" dann nur noch zu einer hyperaktiven Zitierwut für die ganz eingefleischten Fans, allerdings ohne Charme, Cleverness oder gar irgendeiner Form von Spannung. 
Ganz besonders anstrengend ist das im Hinblick auf die von Beginn an zentralen Antagonisten (wobei sich auch diese Posten ja immer wieder munter verschieben) von Pinguin und Riddler. Diese müden Ränkespiele von Feinden hin zu Verbündeten und Freunden und doch wieder zu Feinden, die sich gegenseitig umbringen wollen, nerven gerade bei diesen beiden albernen Hallodris spürbar - umso trauriger, dass diese Spiele dann auch bei so ziemlich anderen, mal mehr, mal weniger fiesen Bösewichtern durchgezogen werden. Ganz gleich ob Detective Gordons alte Flammen oder Jessica Lucas' Femme Fatale, Mr, Freeze oder die Gesellschaft der Schatten - mit ihnen werden kaum gelungene Plots erzählt, sondern nur anstrengende Hin- und Her-Spielchen verübt. Da verkommen sogar unsere eigentlichen Hauptfiguren zu bloßen Spielbällen einer ohnehin merkwürdig sprunghaften Handlung, die oftmals wichtige Konsequenzen von zuvor ewig ausgewalzten Dilemma gar nicht mehr zeigt, da das Tempo ohnehin viel zu hoch ist.
Immerhin wird diesmal ein ordentliches Augenmerk auf die Weiterentwicklung des jungen Bruce Wayne gelegt, dessen neue Konflikte zwar etwas schematisch daherkommen, aber klug geführt werden. Und endlich darf auch der charismatische Donal Logue als Gordon's Partner Bullock über den Part als reiner Stichwortgeber herauskommen und wirklich etwas verhandeln. Diese Plots werden generell in der zweiten Hälfte der Staffel stärker geführt, die dann insgesamt auch ein wenig zur Ruhe kommt, auch wenn da noch das ein oder andere auf mehrere Episoden gestreckte Mätzchen wartet. Auf dem Weg zum Finale scheinen die Macher aber zu merken, dass sie zumindest ansatzweise eine nachvollziehbare, wenn auch auf vielen Nebenschauplätzen albern-überzogene Handlung bieten müssen... und das klappt dann sogar ganz solide, dank einiger wirklich spannender Szenarien und manch eines emotionalen Ankers, der als solcher ziemlich gut andockt.
Am Ende wird uns dann gar noch ein sehr spektakuläres Finale geboten, welches sogar Lust auf die letzte Staffel der Erfolgsserie macht. Der Weg dahin war aber ein steiniger, der nur hin und wieder ein wenig Spaß gemacht und sich einige Vorteile selbst verbaut hat. Denn der Tod manch einer tragenden Figur (wenn es denn diesmal so ist) wirkt einfach nicht, wenn diese zuvor schon ungefähr dreimal gestorben und dennoch immer wieder gekehrt ist - falls da ein emotionaler Punch sitzen sollte, hätte man das Publikum mit solch gefaketen Dramatikeinschüben nicht längst taubschießen sollen. Auch das Hin und Her um einen kultigen Bösewicht wirkt arg aufgesetzt und überzogen... ebenso sehr wie die übertriebenen Gewaltszenen. In den Händen des wahnsinnigen Obermackers kommen diese fiesen Spielchen zwar tatsächlich gruselig daher, zuvor baden die Macher aber so signifikant in den kranken und abgefuckten Gewalttaten ihrer ebenfalls vollkommen absurden, ekelhaften Charaktere, dass man sich hier weniger in einer (düsteren) Comicverfilmung als in dem nächsten Kapitel eines Folterpornos wie den späteren "Saw"-Teilen wähnt. Und das ist angesichts der Mühe, die die Macher aufwenden, um immer wieder zu schocken, wirklich kein schöner Anblick mehr.

Fazit: In vollkommen absurden Gewaltfantasien verlieren die Macher nun endgültig die Kontrolle über den letzten Rest eines roten Fadens. Albern-anstrengende Charaktere, vollkommen sinnfreie Storylines und letztendlich aber doch noch ein starkes Finale, welches perfekt zur letzten Season hinarbeitet. "Gotham" macht eine Menge falsch, aber irgendwie rettet es sich in den letzten Momenten doch noch immer wieder.

Note: 4+










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