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Fantasy Island

Sechs glückliche Gewinner einer Auslosung werden auf der mysteriösen Insel namens "Fantasy Island" willkommen geheißen. Auf dem wunderschönen Eiland hat es sich ein Mann namens Mr. Roarke (Michael Pena) zur Aufgabe gemacht, den sehnlichsten Wunsch eines jeden seiner Gäste zu erfüllen... was es auch sei, alles ist möglich. Zuerst glauben die Gäste, darunter die junge Melanie Cole (Lucy Hale), die einen abgelehnten Heiratsantrag bereuende Gwen Olsen (Maggie Q) und der sich nach dem Krieg sehnende Patrick Sullivan (Austin Stowell), nicht ganz an dieses Konzept und rechnen mit einer cleveren und aufwendigen Fake-Veranstaltung. Spätestens als sich Melanies Wunsch nach Vergeltung gegenüber ihrer ehemaligen Mitschülerin Sloane Maddison (Portia Doubleday) jedoch als enorm realistisch entpuppt, merken sie alle, dass hier irgendetwas nicht stimmt... und ihre Fantasien dabei auch Verläufe nehmen, die sie sich so sicherlich nicht gewünscht haben.

Auf so eine Idee muss man auch erstmal kommen. Die Wundertüte BlumHouse (die mittlerweile über oscarprämierte Dramen, Horrorfilme und bösartige Thriller eine ganze Menge Genre-Stoff abdecken) ließ sich von einer in den 70er Jahren eigentlich als harmlose Familienunterhaltung konzipierte TV-Serie inspirieren, übernahm das grobe Grundkonzept und änderte dieses dann in einen schlagkräftigen und gruseligen Horrorfilm... zumindest auf dem Papier. Denn wo die eine Seite der Medaille durchaus die Wahrheit erzählt und es sich bei "Fantasy Island" sicherlich nicht mehr um harmlose Unterhaltung handelt, ist das mit dem Horror so eine Sache. Es gibt zwar durchaus einige arg bemühte Anleihungen ans Slasher- und Geister-Genre, gruselig ist der Film dabei aber nie und wirkt insbesondere in diesen Szenen äußerst platt. So tut sich "Wahrheit oder Pflicht"-Regisseur Jeff Wadlow von Anfang an schwer damit, eine wirklich dichte Atmosphäre zu inszenieren, obwohl ihm die verschiedenen Handlungsstränge eigentlich clever in die Karten spielen.
Es ist aber schon eine ziemlich wechselhafte und als solche auch recht wirre erste Stunde, während welcher sich der Zuschauer durch mal spannende, mal aber auch ziemlich banal-alberne Plotlines graben muss, um am Ende exakt das zu verstehen, was er eh schon wusste: Dieses Paradies ist definitiv keins und hinter dem ganzen Kram rund um die Fantasien der Menschen, die hier erfüllt werden können, versteckt sich etwas, das nicht so schön ist. Die Auflösung dieses ganzen Geheimnisses kommt immerhin während eines ziemlich spannenden Showdowns noch sehr originell daher und hält dabei gleich mehrere Wendungen bereit, die als solche nicht nur wirklich überraschen, sondern auch die Personenmuster der Hauptfiguren recht intensiv beleuchten - zumindest für das Genre. Gerade die Figur von "Pretty Little Liars"-Star Lucy Hale erfährt eine ziemlich nachvollziehbare und eindringliche Motivation, die sich auch mal verschiebt. Andere Charaktere wirken im direkten Vergleich etwas flacher und angesichts einer ziemlich durchrüttelnden Auflösung ist es auch nicht möglich, jedem einzelnen dramaturgisch gerecht zu werden. Hier steht aber immerhin der Versuch nach etwas mehr Tiefe und einer nicht wirklich in seiner inneren Logik passenden, aber immerhin originellen Auflösung. Das sieht man so im Genre auch nicht zu oft und sollte daher lobend erwähnt werden.
Der Weg zu diesem Showdown ist aber ein ziemlich langwieriger und die einzelnen Plotlines stehen dabei nicht nur atmosphärisch, sondern auch qualitativ arg seltsam nebeneinander. Das Familiendrama dort, die Buddy-Komödie da drüben und dazwischen noch echt trashiger Horror. Dass sich "Fantasy Island" nicht durchgehend ernst nimmt, kommt zwar durch, doch innerhalb seiner wirklichen, dramatischen Einschübe wirkt der Film bis dato auch ziemlich lahmarschig. Das geringe Budget (etwas, womit sich BlumHouse immer wieder brüstet - wenig Geld, dafür kreative Freiheit für die Filmemacher und hoffentlich ein ordentlicher Gewinn) sieht man dann insbesondere in den Momenten, in denen ein Kriegsszenario entworfen wird und die Gewehre in den Händen der Soldaten eher wie Spielzeugpistolen aussehen. Das ist dann schon ein recht zweischneidiges Schwert, welches als solches zwar auf einen sinnigen Schlussakt hinausläuft, zuvor aber auch nicht mit einer ganzen Masse an albernen Klischee-Momenten geizt. Unfreiwillige Komik und schwach inszenierte Action geben sich die Klinke in die Hand, zusammengehalten von Michael Pena und "Stirb langsam"-Star Maggie Q in den Hauptrollen. Gerade ersterer beweist mit einer angenehm geheimnisvollen Performance erneut, warum er auch außerhalb solcher Mainstream-Produktionen ein geachteter Mime in Hollywood ist.

Fazit: Zu Beginn tut sich "Fantasy Island" mit seinen albernen, überzogenen und atmosphärisch misslungenen Fantasie-Szenen ziemlich schwer und läuft zwischendurch gar aus dem Ruder. Mit einem überzeichneten, als solchen aber spannenden und wendungsreichen Showdown und einigen interessanten Charakteren macht er sich aber später ganz gut.

Note: 3-





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