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Edison - Ein Leben voller Licht

Amerika in den 1880er-Jahren: Thomas Edison (Benedict Cumberbatch) ist ein genialer Erfinder, der mit der Erschaffung einer Lichtquelle, gewonnen aus elektrischem Strom, für Aufsehen sorgt. Als er ein Treffen mit dem reichen Industriellen George Westinghouse (Michael Shannon) platzen lässt, reagiert dieser erzürnt und macht sich selbst daran, Licht zu erzeugen - preisgünstiger und mit weit mehr Kraft. Edison und Westinghouse werden, ohne sich selbst jemals persönlich begegnet zu sein, zu erbitterten Konkurrenten in einem Kampf um die bis dato größte Erfindung der Menschheit. Dabei steht für Edison insbesondere die Sicherheit der Menschen im Vordergrund, während Westinghouse aufs große Geld schielt, was auch bei seinen potenziellen Interessenten für gespitzte Ohren sorgt...

Rund drei Jahre dauerte es, bis auch Deutschland endlich sehen durfte, was "Ich und Earl und das Mädchen"-Regisseur Alfonso Gomez-Rejon im Jahr 2016 fabrizierte, als er eine filmische Biographie zu zweien (oder gar dreien) der größten Erfinder aller Zeiten in Angriff nahm. Bereits 2017 kam das starbesetzte Biopic in die US-amerikanischen Kinos. Warum es so lange dauerte, bis man auch darüber hinaus einen Blick auf das Werk werfen konnte, bleibt schleierhaft. Vielleicht lag es daran, dass sich die Studios aufgrund des wenig ansprechenden, trockenen Themas keinen großen Publikumserfolg versprachen, weswegen man wartete, bis weitere der Haupt- und Nebendarsteller einen größeren Star-Status erreichten. Oder es waren die größtenteils sehr mauen Kritiken, die "Edison" als langweilig und gefühlskalt bezeichneten. Am Ende wurde das Drama mitten im Pandemie-Sommer 2020 veröffentlicht und konnte sich so ohnehin keiner großen Aufmerksamkeit bewusst sein - angesichts der Tatsache, dass der Film aber auch wirklich nichts Besonderes erschafft, ist das so vielleicht auch in Ordnung.
Tatsächlich handelt es sich um den im Original "The Current War" betitelten Film nämlich nur um eines von zahlreichen, herkömmlichen Biopics, welches sich einer großen historischen Bedeutsamkeit annimmt und darüber hinaus keine Seele entwickelt, von Eigenständigkeit ganz zu schweigen. Natürlich ist der Film gerade hinsichtlich seiner Ausstattung, über Kostüme, Make-Up und Setdesign, mehr als solide inszeniert, doch alles andere scheint aus dem ausgeblätterten Lehrbuch fürs Genre zu entstehen. Darunter fällt der uninspirierte Soundtrack, die triste Bildsprache und auch das, was da an Handlung noch übrig geblieben ist. Mit hohem Tempo, aber ohne Gespür für echte Dramaturgie, schlingert sich "Edison" über Jahre und über die bedeutendsten Eckpfeiler in der Geschichte von Thomas Edison, George Westinghouse und Nikola Tesla und nimmt alles mit, was irgendwie wichtig ist. Ein ansatzweise dringlicher oder auch bloß angenehmer Erzählfluss kommt dabei nicht zustande, viel mehr springt der Film immer wieder von Szene zu Szene, ohne diese angemessen zu verbinden. Die Dialoge bleiben dabei zahnlos, was angesichts solch gewitzter und cleverer Persönlichkeiten besonders schade ist und auch aus kleinen Einzelheiten (wie den Techniken, die Edison für seine Familie entwickeln will) macht der Film wenig mehr als eine kleine Randnotiz.
Da kann dann auch ein Weltstar wie Benedict Cumberbatch wenig ausrichten, der in der Titelrolle ziemlich blass bleibt. Das mag auch an der zumeist sehr unnahbaren Figur liegen, die er hier verkörpert, denn sein Thomas Edison ist schon ein ziemlicher Egomane, auch wenn er die Dinge weitestgehend aus den richtigen Beweggründen tut. Interessanter ist die Besetzung von "Shape of Water"-Star Michael Shannon, der wesentlich grantiger auftritt, aber auch die leisen Töne seiner Rolle gut auslotet. Shannon und ein solide agierender Nicholas Hoult sind dann die Glanzlichter in einer ansonsten weitestgehend unterforderten Starbesetzung: Der aktuelle "Spider-Man" Tom Holland darf als Edisons Assistent nur das gute Gewissen mit lobenden Ratschlägen sein; Katherine Waterston als Westinghouse's Ehefrau hat kaum eine ansprechende Szene; und der große Matthew MacFadyen wird wohl auch nur aufgrund seiner rot geschminkten Nase in Erinnerung bleiben, wo er darüber hinaus den trockenen Dialogen auch kein weiteres Leben einhauchen kann. Am Ende bleibt ein reichlich zahnloses Biopic, welches so aussieht, als hätte man die Wikipedia-Artikel dieser schillernden Persönlichkeiten bebildert. Das sieht dann hübsch aus, hätte aber wesentlich mehr... naja... Energie verdient gehabt.

Fazit: Trotz Starbesetzung und einer prunkvollen Aussstattung bleibt das Biopic über drei der größten Erfinder der amerikanischen Geschichte äußerst zahnlos. Eine wild aneinandergereihte Ansammlung von wichtigen Eckdaten ohne echte Seele oder stimmige Dramaturgie.

Note: 4





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