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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Es ist ihr letzter gemeinsamer Sommer, bevor es sie alle in verschiedene berufliche und örtliche Richtungen zieht: Julie (Jennifer Love Heweitt), Ray (Freddie Prinze, Jr.), Helen (Sarah Michelle Gellar) und Barry (Ryan Philippe) erleben einen feuchtfröhlichen Abend, der jedoch jäh endet. Auf der Rückfahrt überfahren die vier Freunde versehentlich einen Mann auf offener Straße. Da sie wegen ihres Alkoholkonsums und der Geschwindigkeitsübertretung harte Strafen fürchten, beschließen Ray, Helen und Barry, die Leiche im Wasser zu entsorgen, wogegen Julie sich bis zuletzt sträubt. Ein Jahr später treffen die vier Freunde im Sommer wieder aufeinander und Julie erhält eine mysteriöse Nachricht: "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast". Während ihrer Suche nach dem unbekannten Zeugen, der die Teenager terrorisiert, gerät ihr aller Leben mehrfach in Gefahr...

Es dauerte nicht lange, bis der gigantische Erfolg des Slasher-Hits "Scream" aus dem Jahr 1996 manch einen Trittbrett-Fahrer nach sich zog. Dabei galt das Slasher-Genre eigentlich als tot, bis es das kultige Werk von Regisseur Wes Craven zu neuem Leben erweckte. Kevin Williamson, der auch bereits an dem Ghostface-Film mitarbeitete, hatte das Skript zu "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" bereits vor dem "Scream"-Erfolg verkaufen wollen, fand jedoch keinen Abnehmer, was sich 1996 rasch änderte. Und so dauerte es auch nur rund ein Jahr, bis der nächste Slasher kam und ebenfalls zu einem Erfolg wurde, um somit weitere Fortsetzungen nach sich zu ziehen. Qualitativ konnten sie aber niemals an den Kultstatus des Vorbilds anknüpfen - der Film von Regisseur Jim Gillespie offenbart zwar eine spannende Ausgangssituation, die über den üblichen "Killer jagt Teenies"-Plot hinausgeht und ein mysteriöses Geheimnis ins Spiel bringt, ist darüber hinaus aber zu uninspiriert und langatmig inszeniert, um noch länger im Gedächtnis zu bleiben.
So wirklich spannend ist dabei eher die Frage nach der Schuld einer Tat, die begangen wurde. Die vier Freunde sind zwar keine tiefgründigen Figuren, doch wie der Film mit ihnen umgeht, nachdem der schreckliche Mord (und nichts anderes ist das, was sie hier tun, letztendlich) geschehen ist, das hat zumindest mehr Tiefe als manch anderer Film des Genres. Wie der Vorfall die Freunde auseinanderreißt und ihre Leben verändert, das hat mehr Gravitas als man einem solchen Streifen zutrauen würde. Etwas schwieriger wird es jedoch für den Zuschauer, im Laufe des Films noch Sympathien für die verfolgten Teenager aufzubringen. Mit einigen hölzernen Wendungen versuchen die Autoren, die eigentlichen Mörder des Films noch auf ein gerades Gleis zu hieven, letztendlich fällt es aber schwer, dem finsteren Killer angesichts der Kaltblütigkeit, mit welcher die Protagonisten zu Beginn noch mit dem scheinbar Toten umgegangen sind, nicht die Daumen zu drücken. Eine etwas schwierige Doppelmoral, welcher sich die Autoren zwar annehmen, sie dann aber doch nicht soweit in den Fokus zu rücken, um sich den wirklich schwierigen, psychologischen und moralischen Fragen zu stellen. Kurz: "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" geht in diesem Themenbereich weiter als viele seiner Genre-Kollegen, aber längst nicht weit genug.
Der Rest ist dann weitestgehend Genre-Ware von der Stange - nicht wirklich schlecht gemacht, aber zu keinem Zeitpunkt wirklich gruselig oder nervenaufreibend. Dank des überschaubaren Personals an potenziellen Opfern des Hakenmannes kann sich mehr Zeit für die einzelnen Charaktere genommen werden, wirklich erinnerungswürdig agiert aber keiner von ihnen. Das führt dazu, dass man ihnen auch im letzten Drittel, wenn einige von ihnen dahingerafft werden, nicht so richtig die Daumen drückt, obwohl der Film an sich sauber inszeniert ist. Dass der Slasher allerdings mal mit einer Freigabe ab 18 Jahren abgestempelt worden ist (eine Neuprüfung gab die ungeschnittene Version schließlich ab 16 Jahren frei), scheint aus heutiger Sicht unverständlich. Natürlich geht der Fischer hier nicht zimperlich zur Sache, im direkten Vergleich zu den wesentlich grausameren "Scream" oder "Halloween" sind die einzelnen Gewaltakte hier aber so fix geschnitten, dass sich auch Neulinge in der Slasher-Ecke keineswegs hinter ihrem Kissen verstecken müssen.

Fazit: Ein solidern Slasher im Fahrwasser der wesentlich stärkeren Genre-Kollegen. Ein spannender Aufhänger gereicht aufgrund unsympathischer, kantenloser Figuren und einer schleppenden Erzählung aber zu keinem wirklichen Kultfilm.

Note: 3-






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