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Shape of Water - Das Flüstern des Wassers

13 Oscarnominierungen sind ein ziemlicher Segen und erwecken enorme Erwartungen, wie uns die Historie des Filmpreises aber schon so oft gezeigt hat, muss das erstmal gar nichts heißen. Es spricht weder für einen Preisregen (besonders da die Konkurrenz wie immer nicht schläft) noch für die unumstößliche Qualität eines Films, darf man doch gerade bei solch einer hohen Anzahl von Nominierungen äußerst skeptisch werden. Hat die Jury hier wieder nur das Thema oder den Regisseur nominiert, ganz abgesehen von der inhaltlichen Qualität des Werks? Oder ist es doch ein Meisterwerk, welches all diesen Trubel verdient und sich mit "Three Billboards outside Ebbing, Missouri" ins Favoritenrennen um den begehrten Oscar begibt?

SHAPE OF WATER 


Baltimore, zu Beginn der 60er Jahre: Die stumme Elisa Esposito (Sally Hawkins) arbeitet als Putzkraft in einem geheimen Forschungslabor, wo soeben ein neues Tier in einem gigantischen Aquarium beheimatet wurde. Dieses soll unbedingt wissenschaftlichen Versuchen unterzogen werden, wobei der skurpellose Versuchsleiter Richard Strickland (Michael Shannon) auch brutale Methoden anwenden möchte, um sein Ziel zu erreichen und sich dabei gegen das Personal stellt. Elisa jedoch baut schon bald eine Bindung zu dem mysteriösen Wasserwesen auf, so innig und herzlich, dass sie an kaum etwas anderes mehr denken kann. Schließlich wagt sie eine Rettungsaktion, die nicht nur das Wesen, sondern auch sie selbst in Gefahr bringt...

Die Chancen stehen gut für Guillermo Del Toro, dieses Jahr endlich den Regie-Oscar mit nach Hause zu nehmen, auf den seine langjährigen Fans bereits so lange pochen. Freuen würde ich mich für ihn, denn auch wenn mir seine Filme nicht immer gefallen, so kann man kaum anders, als ihn für seine meist unkonventionelle und märchenhafte Herangehensweise zu bewundern - selbst seine schwächeren Werke leben noch immer von Herz und der Liebe zum Kino. Ein wirklich schwächerer Film ist nun auch sein hochgelobter "Shape of Water" sicherlich nicht, angesichts von 13 Oscarnominierungen muss ich jedoch einwerfen, dass dies etwas hoch gegriffen ist... vielleicht nicht nur etwas, sondern deutlich zu hoch. 
Del Toro macht vieles richtig - seine Regie ist tadellos, das Skript lebt von lebendigen Figuren, einer wunderbaren Grundidee und diesen kleinen, magischen Momenten, die über vieles hinausgehen, was wir bislang sehen durften und trotzdem herzlich und warm wirken. In der ersten Hälfte, wenn Del Toro uns seine wunderbar geschriebenen Charaktere vorstellt, wir ihren Alltag bewundern dürfen und langsam in eine auf den ersten Blick recht normale, schließlich aber doch recht fantastische, verträumte Welt hineingestoßen werden, lebt "Shape of Water" von Charme und Herz. Es ist wunderbar zu sehen, wie die einzelnen Figuren, insbesondere auch die Nebenrollen, ihre eigenen Dilemmas ausfechten - ganz besonders stark ist dabei der Plot um den homosexuellen Rentner Giles, gespielt von "Cabin in the Woods"-Star Richard Jenkins, der hier auch zurecht (aber eher chancenlos gegen Sam Rockwell) als bester Nebendarsteller nominiert wurde, der in einem Törtchen-Cafe mit dem Kassierer anbandelt - die Auflösung dieses Flirts ist dabei ebenso clever wie absolut herzzerreißend. 
Leider verliert Del Toro diese angenehme Nuancität irgendwann aus den Augen und biedert sich bei einem niemals konventionellen, allerdings doch etwas arg überzuckerten Fantasy-Abenteuer an. Die Ideen bleiben beinahe durch die Bank weg bezaubernd, doch die Geschichte, die all diese Dinge zusammenhält, bleibt dabei eher atemlos auf der Strecke. Der Film wirkt überfüllt, denkt viele seiner Figuren nicht passend zu Ende, schießt sie am Ende eher über die Bank als noch wirklich so toll über sie nachzudenken, wie es vorher der Fall war. Ganz klar zeigt sich dies an dem noch so bravourös eingeführten, letztendlich aber doch eher klassisch und konventionell agierenden Bösewicht - "Man of Steel"-Star Michael Shannon gibt ihm viel Diabolik, doch das Drehbuch rechnet seinem Richard Strickland wesentlich weniger zu. 
Das ufert dann schließlich doch ein wenig aus, verrennt sich im Mittelteil auf zähe Weise ein wenig und endet in fantastischen Bildern, zu denen der Plot nicht recht Schritt halten kann, was etwas schade ist, hat Del Toro doch zuvor schon bewiesen, dass es ihm sicherlich nicht an Ideen und mutigen Einzelszenen mangelt. Eine solch aus den Angeln gehobene Liebesgeschichte, die ebenso bezaubert wie verwirrt, hat man sicherlich lange nicht mehr gesehen, weswegen es schön gewesen wäre, wenn man auch abseits dieses Plots ein wenig mehr Sorgfalt hätte walten lassen. So reicht es dann, trotz des Jubels der Oscar-Jury, einer fantastischen Sally Hawkins in der Hauptrolle und viel Mut angesichts der Charaktere, sicherlich nicht zu einem Meisterwerk, nicht einmal annährend. Diesmal ist nämlich wirklich zu viel Stückwerk dabei.

Fazit: Romantisches Fantasy-Abenteuer mit ebenso mutigen wie unkonventionell-bezaubernden Ideen, dem jedoch in der zweiten Hälfte die Puste ausgeht. Trotz toller Bilder und engagierter Schauspieler hält der Plot nie Schritt mit dem innigen Märchen, wird konventionell und ab und an gar etwas schläfrig.

Note: 3






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