Miles Harris (Daniel Radcliffe) führt als Spieleprogrammierer und heimlicher Hunter von beleidigenden Trollen im Internet ein zumeist unspektakuläres Leben. Dies ändert sich jedoch von einem Tag auf den anderen, als sich plötzlich vier Grobiane Zutritt zu seiner Wohnung verschaffen und ihn aufgrund der hetzerischen Kommentare, die er den Trollen im Netz entgegenwirft, angehen. Um ihm eine Lektion zu erteilen, zwingen sie Miles zu einer Teilnahme an dem brutalen Spiel "SKIZM": In diesem werden zwei kriminelle Gangster aufeinander losgelassen und nur einer kann dieses Duell lebend überstehen. Um Miles ans Spiel zu binden, tackern ihm die Spielmacher je eine Pistole an seine Hände... und zwingen ihn dazu, die bislang ungeschlagene Killerin Nix (Samara Weaving) auszuschalten. Gelingt Miles dies innerhalb von vierundzwanzig Stunden, so soll sein Leben verschont werden.
Und hier ist die nächste überraschende Filmauswahl des ehemaligen "Harry Potter"-Hauptdarstellers Daniel Radcliffe, der sich, um sein Image als Zauberlehrling abzulegen, immer weiter mit raubeinigen und maßlos überzeichneten Charakteren identifiziert. Wobei eine solche Rollenauswahl nach Auftritten in Filmen wie "Horns" oder "Swiss Army Man" nun ja auch nicht mehr überraschend daherkommt - eher freut man sich, dass Radcliffe die Teilnahme an solch kreativen und ziemlich waghalsigen Streifen ganz offensichtlich eine solche Freude macht. Und so ist er dann auch, nicht ganz unerwartet, das eigentliche Highlight eines Films, der die Erwartungen darüber hinaus nicht wirklich erfüllt und seine vollkommen skurille Grundidee in falsche Fahrwasser führt. Radcliffe agiert so ungehemmt, so energiegeladen und mit solch einem brillanten Gespür fürs Comedy-Timing, dass man sich nur wünschen kann, ihn weiterhin in solch einem Elan auftreten zu sehen. Da nimmt man dann auch in Kauf, dass die Werke keine Meisterleistungen darstellen, wenn Radcliffes Spiel dafür aber so stark daherkommt.
Natürlich lassen sich für einen Film wie "Guns Akimbo", der so sehr auf alles scheißt, was auch nur ansatzweise mit einer packenden Dramaturgie, doppelbödigen Charakteren oder irgendeinem Hauch von Logik zu tun hat, noch weitere Vorteile finden. So, dass der Film eben ein solches Nischenprodukt ist, weswegen er sich um so etwas wie eine Altersfreigabe ohnehin keine Sorgen machen muss. Dementsprechend kann hier in Sachen Brutalität aus allen Rohren geschossen werden (oder könnte) und sämtliche Darsteller dürfen ungehemmt fluchen und grölen. Schade nur, dass der Film aus dieser Freiheit wenig mehr macht als ein pausenloses Actionfeuerwerk ohne spannende Handlung. Das wäre an sich nicht zu wild, wäre er denn als solches besser inszeniert. Die überzogenen Actionszenen sind so wild geschnitten und in ihren grell-bunten Farben so wild, dass die Brutalität damit anscheinend abgemildert werden soll - angesichts der grotesken Handlung wäre eine solche Abmilderung aber auch nicht nötig gewesen. Zudem geht einem das ständige, alsbald arg aufgesetzte Fluchen und die immer wilderen Shootouts spätestens im ausladenden Finale ein wenig auf den Keks, da Regisseur Jason Lei Howden nur marginale Änderungen findet, um die einzelnen Setpieces inszenatorisch gewitzt voneinander abzugrenzen. Am Ende knallt es halt durchweg und Sinn und Verstand gehen immer weiter flöten in diesem Rausch aus Pistolenschüssen, Blut und Geschrei.
Das klingt nun schlimmer als es ist - aufgrund seiner rotzig-frechen Grundhaltung macht "Guns Akimbo" immer wieder Spaß und wird nur dann so richtig fahrig, wenn er versucht, seinen schwach gezeichneten Charakteren einen dramatischen Hintergrund zu verschaffen. Das passt nicht und bleibt daher beliebig und wirkt gewollt. Und da das den Machern offensichtlich ebenfalls aufgefallen ist, verzichten sie auf weiteres Beiwerk. Das gereicht dem Actionfeuerwerk zum Nachteil, da man sich an den ausladenden Ballerszenen und dem daraus entstehenden, beachtlichen Leichenberg alsbald nur noch zu ergötzen scheint statt ihn ironisch zu brechen oder gar zu hinterfragen. Sicher, es wäre etwas zu viel, einem Film wie diesem eine tiefere Metaebene herbeizuwünschen, aber zumindest der Versuch hätte aus "Guns Akimbo" mehr gemacht als nur eine skurille und ebenso geniale Grundidee und einer wahnwitzig-brillante Performance seines Hauptdarstellers. So bleibt ein brutaler Spaß, allerdings, und das bei aller Liebe, auch ein ziemlich dummer, der mehr auf seinen Style als auf seine Substanz setzt und deswegen einige Chancen liegenlässt.
Fazit: Daniel Radcliffe ist in einer verrückten One-Man-Show eine wahre Pracht. Der Film an sich ergötzt sich an grell-bunten Shootouts ohne Sinn und Verstand und der Hauch einer intelligenten Handlung wird dabei ebenso schnell fallen gelassen wie die zischenden Kugeln, die immer nur dann treffen, wenn gerade nicht Radcliffe unter Beschuss steht.
Note: 3-
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