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Immer Ärger mit Grandpa

Aufgrund eines Zwischenfalls im Supermarkt soll Rentner Ed (Robert De Niro) bei seiner Tochter Sally (Uma Thurman) und ihrem Mann Arthur (Rob Riggle) einziehen, damit diese ein Auge auf den Senior haben können. Der einzige, der sich mit diesem neuen Mitbewohner nicht abfinden kann, ist Sallys und Arthurs Sohn Peter (Oakes Fegley), soll dieser doch auf den Dachboden umziehen, damit sein Großvater dessen Zimmer beziehen kann. Da Peters Einwände überhört werden, beschließt er, Ed wieder aus dem Haus zu scheuchen, indem er ihm fiese Streiche spielt. Alsbald entbrennt ein Krieg zwischen Alt und Jung, denn auch Ed greift schließlich tief in die Tasche, um seinem Enkel die Martyrien heimzuzahlen, unter denen nicht nur er, sondern auch seine Freunde leiden...

Während die neue Familienkomödie mit Superstars wie Robert De Niro, Uma Thurman und Christopher Walken in Haupt- und Nebenrollen in den USA noch in die Lichtspielhäuser kam, fiel ein Kinostart für Deutschland aufgrund schließender Häuser im Herbst flach. "Immer Ärger mit Grandpa" wanderte daher direkt ins Programm von Amazon Prime Video und ist dort auch wesentlich besser aufgehoben als auf der großen Leinwand. Dort würde er besseren Filmen nämlich nicht nur den Platz wegnehmen, auch aufgrund der schwammigen und hölzernen Inszenierung seitens Regisseur Tim Hill hat man hier vermehrt den Eindruck einer billigen Direct-to-DVD-Produktion... wären da nicht haufenweise große Namen, die sich vor der Kamera tummeln und den Eindruck erwecken, sie wären aufgrund eines großen Fehlers ihres Managers in dieses Werk hineingeraten. Ja, es stimmt: "Immer Ärger mit Grandpa" ist ein bemerkenswert unlustiger, alberner und dummer Film, der nicht nur eine ziemlich verkorkste Moral aufweist, sondern darüber hinaus nicht mal frech, sondern schlichtweg nur fehlgeleitet ist.
Natürlich muss man in einem simplen Familienfilm, der durchweg kindische Gags und lahme Moralkeulen bietet, nicht zwingend nach einer sinnigen, inneren Logik fahren. Ein wenig fragen muss man sich dennoch, was die Produktion ihren Kindern erzählen will und warum es denn okay ist, all diese "Streiche" aufzufahren, nur um den eigentlich auch ziemlich netten Großvater aus dem Haus zu jagen. Natürlich ging auch ein Kevin McCallister damals gegen die Einbrecher Harry und Marv in den klassischen "Home Alone"-Filmen alles andere als zimperlich vor, damals kämpfte er aber eben tatsächlich auch gegen echte Bösewichter, die dem Jungen als Leder wollten. Peter tut nun ähnlich brutale Dinge und will damit nun nur seinem Großvater schaden, der zwar hin und wieder etwas grantig agiert, aber stets auch sein Herz offenbart. So entschließt sich nicht, warum Peter mit seinen morbiden und viel zu weit gehenden Streichen (an einer Stelle wird eine Beerdigung manipuliert, was nicht nur Ed, sondern auch der unbeteiligten Familie des Verstorbenen schadet - aber ist ja okay, schließlich geht es um ein Kinderzimmer) immer weitermacht, obwohl sein Großvater ihm zwischendurch immer wieder beweist, wie sehr er seinen Engel mag. Und, was noch seltsamer ist, Peter mag seinen Opa offensichtlich auch genug, um mit ihm Angeln und Häuser besichtigen zu gehen, was ihn später nicht davon abhält, ihm das Leben zur Hölle zu machen und sogar wichtige Andenken seiner Vergangenheit zu zerstören.
Es könnte auf dem Papier das Zeug für ein bitterböses, schmerzhaftes Familiendrama sein, mit kaputten Charakteren aus den echten, düsteren Seiten des Lebens. Aber nein, Hill inszeniert das ganze Ding wie aus seiner "SpongeBob"-Vergangenheit als kindische Komödie in bonbonbuten Farben, in denen die Schauspieler wild grimassieren und sich künstlichem Slapstick hingeben - negatives Highlight ist dabei ein komplett veralbertes Völkerballspiel, bei dem alle Charaktere mal in alle schmerzhaften Zonen getroffen werden und nicht ein einziger Lacher herumkommt. Klar, man könnte all diese Moral und die enorme Witzlosigkeit ignorieren und diesen Film beiseitefegen, so herrlich egal ist das doch alles. Aber es sind eben auch noch Schauspieler an Bord und an dieser Stelle wird es dann erst richtig traurig. Denn warum sich legendäre Stars wie Robert De Niro, Christopher Walken und Uma Thurman für solch einen Firlefanz hergeben, das will sich mir nicht erklären. Da tut es dann besonders weh, wenn sie alle in den mauen Spiränzchen ihrer peinlichen Figuren verloren gehen und man sich daran erinnern muss, dass diese Legenden mittlerweile in solchen Komödien spielen müssen, um noch ein wenig aktuelle Relevanz zu erhalten.

Fazit: Maue Komödie mit einer ziemlich ekelhaften Moral, die sich selbst verharmlost und das Kriegsspiel in verlogene, bonbonbunte Farben tunkt. Dabei wird kein einziger Lacher erzielt und die großen Stars verkümmern in lächerlichen Slapstick-Parts.

Note: 5+







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