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Spider-Man: Far from Home

Im April ging das bis dahin bekannte Marvel Cinematic Universe unter grandioser Epik zu Ende: "Avengers: Endgame" pulverisierte alles bislang Gesehene und führte das MCU nach zweiundzwanzig Filmen zu einem solch brillanten Showdown, dass man damit für immer Filmgeschichte geschrieben hat - für mich persönlich sind "Infinity War" und "Endgame" gar die besten Blockbuster, die in den letzten zehn Jahren die Kinoleinwand eroberten und etwas ähnlich Fantastisches ist wohl auch erstmal nicht in Sicht. Dass aber nicht gänzlich Schluss ist mit den Avengers, war von vornherein klar: Für die nächsten Jahre hat Produzent Kevin Feige mit einem Film über Scarlett Johanssons "Black Widow", mit den Neuankömmlingen Shun-Chi und den Eternals sowie Fortsetzungen zu "Captain Marvel", "Doctor Strange", "Black Panther" und "Guardians of the Galaxy" etliche neue Abenteuer für die 2020 startende Phase 4 des MCU angekündigt. Weiter geht es aber erst einmal mit unserem jüngsten Helden, der offiziell Phase 3 abschließt und Wege für die Zukunft ebnet. Es ist also eine große Aufgabe, die der zweite Spidey-Film zu bewältigen hat... die Gefahr, im Schatten von "Endgame" zu stehen ist groß und die Erwartungen der Fans nach solch einem cineastischen Ereignis eben auch nicht niedrig.

SPIDER-MAN: FAR FROM HOME


Nach der Rückkehr all der verwehten Personen und der gewaltigen Schlacht in den Trümmern des "Avengers"-Hauptquartiers braucht Peter Parker (Tom Holland) erst einmal eine Pause und freut sich auf einen mehrtägigen Schultrip nach Europa - dort will er auch endlich seiner geliebten Mary-Jane (Zendaya) näherkommen. Ganz so entspannt soll es für die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, die nun auch offiziell den Avengers angehört, aber nicht werden, rekrutiert Nick Fury (Samuel L. Jackson) sie doch für einen Auftrag. Gemeinsam mit dem aus einer anderen Dimension angereisten Superhelden Mysterio (Jake Gyllenhaal) soll Spider-Man einige bösartige Kreaturen, die sich die vier Elemente zunutze gemacht haben, aufhalten. Peter reißt sich nicht wirklich um den Job und will seine Avengers-Kollegen vorschicken, doch Fury besteht auf die Anwesenheit der Spinne... und manipuliert dahingehend sogar die Klassenfahrt.

Natürlich schaltet das Marvel Cinematic Universe nach dem unglaublichen und emotionalen Finale von "Avengers: Endgame" nun erstmal einige Gänge zurück - das Schlachtengemälde ist nicht mehr zu toppen und es wird momentan auch kein Versuch unternommen, dieses zu übertreffen. Angesichts des vergleichsweise kleineren und simpleren Abenteuers, welches Spider-Man nun zu überstehen hat, ist das auch vollkommen richtig so... auch, dass man sich nun wieder auf eine heitere und geradlinige Note verlässt, passt zum Tonus der zuletzt doch recht düsteren Elemente in diesem Film-Franchise. Spürbar sind die Auswirkungen von "Endgame" hier dennoch jederzeit, ganz gleich, ob es sich um das Vermächtnis von Peters verstorbenem Mentor Tony Stark dreht oder um den "Blip" - die Rückkehr all der verstorbenen Menschen, die nun nach fünf Jahren wieder auf der Erde hausen, ohne dabei gealtert worden zu sein. 
Die Antworten, wie all dies vonstatten ging, fallen zwar nicht sehr zufriedenstellend aus und werden eher für ein paar wirre Witzchen genutzt, wenn ehemalig Verwehte plötzlich obdachlos sind oder sich die Frage stellt, wie man nun ihr offizielles Alter handhaben soll. Wirklich in die Tiefe geht "Far From Home" bezüglich dieses Themas nicht, greift es aber auf und macht den Film so zu einer klaren Fortsetzung der letzten "Avengers"-Ereignisse - wer diese also nicht gesehen, schaut hier durchaus in die Röhre. Ansonsten hat der Film natürlich die Aufgabe, den Wandel vom Finale der dritten Phase hin zur vierten und nun anscheinend etwas anders gearteten Phase des MCU zu beziehen. Und wer dachte, dass nach dem großen Finale von vor zwei Monaten eigentlich die Luft raus sei aus dem Franchise, der irrt sich gewaltig, denn auch "Far from Home" liefert wieder all das, was sich Marvel-Fans von einem neuen Film erhoffen. 
Sanft werden die Weichen für kommende Filme gestellt, während sich im Hauptteil eine ebenso spannende wie erfreulich spaßige Geschichte entpuppt, die einige originelle und überraschende Wendungen bietet, sehr spielerisch mit den verschiedenen Charakteren umgeht und dabei ziemlich einfallsreich ist, wenn es darum geht, vergangene Ereignisse aufzuarbeiten. Wie wichtig die Geschehnisse des zweiten Spidey-Abenteuers für die Zukunft des MCU sind, darf noch diskutiert werden, handelt es sich zu weiten Teilen eben um ein Abenteuer, welches auf den Titelhelden zugeschnitten ist und dabei in Sachen Atmosphäre den gewohnten Geist der Reihe atmet: Viel Humor, eine charmante Liebesgeschichte, spektakuläre Actionszenen und ein starker Bösewicht. Dazu gibt es dann einige sehr gelungene Anspielungen und Verweise auf andere Filme des MCU, die teils schon lange zurückliegen und neue Puzzleteile für das Große und Ganze offenbaren. 
Die zwei Stunden vergehen dabei wie im Flug und tänzeln leichtfüßig zwischen einem simplen Teenie-Abenteuer und dem großen Marvel-Schlachtengemälde... nur eben alles eine Spur kleiner und recht persönlich. Es ist dementsprechend kein Film, der zu den besten Comicverfilmungen aller Zeiten zählt oder sich in irgendwelche Superlative einreiht, sondern schlichtweg ein sehr kurzweiliges Abenteuer. Manch einer wird sich für den Auftakt dieser neuen Welt des MCU nach dem alles verändernden "Endgame" etwas mehr erhofft haben, im Grunde bleibt sich die Reihe aber einfach treu und das ist zumindest jetzt noch gut und passend so. 
Schauspielerisch beweist Tom Holland dabei erneut, dass er als Spider-Man eine schlichte Idealbesetzung ist, während die MCU-erprobten Zendaya, Jon Favreau und Samuel L. Jackson weitestgehend für Witz und die nötige Prise Romantik zuständig sind, wobei gerade der Humor diesmal wunderbar aufgeht und für zahlreiche Lacher sorgt. Zu erwähnen ist am Ende natürlich auch noch "Prince of Persia"-Star Jake Gyllenhaal, der als prominenter Neuzugang definitiv einige ganz starke Momente hat und den Film darstellerisch noch einmal enorm aufwertet.

Fazit: Willkommen in einer neuen Runde des MCU! Nach den großen und finalen Schlachten in "Endgame" bringt der neue Beitrag wieder charmanten Humor und eine vergleichweise simplere, wenn auch durchaus wendungsreiche Handlung mit. Das macht viel Spaß und stellt dabei vor allem in den letzten Szenen die Weichen für kommende Marvel-Abenteuer... und macht richtig Lust auf mehr!

Note: 2-





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