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Marie Curie - Elemente des Lebens

Paris, 1893: Maria Sklodowska (Rosamund Pike), später als Marie Curie bekannt, hat ihr Leben der Forschung verschrieben, wird aufgrund ihres Geschlechts jedoch von männlichen Kollegen und Vorgesetzten nur wenig beachtet. Als ihr eines Tages von dem Forscher Pierre (Sam Riley) der Vorschlag unterbreitet wird, mit ihm zusammen zu arbeiten, um sich bei gegenseitigen Arbeiten zu unterstützen, will Maria erst ablehnen. Nachdem sie das Angebot aufgrund der vielversprechenden Räumlichkeiten dennoch angenommen hat, lassen erste Erfolge nicht lange auf sich warten. Maria entdeckt ein neues Element namens Radium, welches bekannte Naturgesetze auf den Kopf stellen und die Welt der Chemie verändern könnte. In den falschen Händen, so glaubt sie, ließe sich dieses Element jedoch auch als Waffe nutzen, was ihre Sicht auf ihr Lebenswerk immer wieder verändert...

Die französische Forscherin Marie Curie, die mit ihrem Lebenswerk bis heute die Behandlung von Krebs und die Forschung der Chemie beeinträchtigt, wird in diesem Biopic von der Britin Rosamund Pike gespielt. Dass diese ihre Sache außerordentlich gut macht, dürfte keine Überraschung sein, spielte sich Pike doch besonders innerhalb der letzten Dekade über zahlreiche verschiedene Genres immer wieder ins Gedächtnis der Zuschauer. Pike ist es auch, die den Film von "The Voices"-Regisseurin Marjane Satrapi letztendlich über die gesamte Laufzeit trägt und ihm das emotionale und dringliche Zentrum verleiht. Mit Kraft, Ausdauer und einer strengen Härte, welche Curie nutzte, um sich gegen das Weltbild, in welchem Frauen als Forscherinnen nicht angesehen werden, durchzusetzen, verleiht Pike dieser historischen Rolle die angemessene Präsenz. Aufgrund der Tatsache, dass das Drehbuch aber ordentlich schlittern muss, um dieser Person gerecht zu werden, muss auch Pike Abstriche machen.
Das Drehbuch konzentriert sich nämlich gleich auf alle wichtigen Taten und Lebensabschnitte von Marie Curie und muss dabei merklich jonglieren, um all das innerhalb von 110 Minuten unter einen Hut zu bekommen. Selbstverständlich steht die Forschung und der Kampf um ein Gehör innerhalb einer Männerdomäne im Vordergrund und Satrapi verleiht diesem Kampf durch sinnige Einzelszenen auch einiges an Gewicht. Noch dazu kommen jedoch die Ehe zu Pierre Curie, der als Mann wesentlich mehr Achtung für die Arbeit erhält, die eigentlich seine Frau durchgebracht hat; die Beziehung zu ihrer Tochter; der Kampf gegen eine Krankheit, den Maries Arbeit erst ausgelöst hat; und auch ein Vorausblick auf die Weltgeschehnisse, die Curies Arbeit ebenfalls mit sich zieht. Das ist schon eine ganze Menge Holz und es verwundert nicht, dass der Film dabei ins Schleudern gerät. Mit massiven Zeitsprüngen, wobei ganze Jahre innerhalb von Sekundenbruchteilen vergehen und mit dem raschen Abhaken von wichtigen Plotpoints, die da einfach reingehören, hetzt "Marie Curie" von einem Abschnitt zum anderen. Er geht dabei durchaus in die Tiefe, muss sich aber immer wieder auch auf die abgehangenen Genre-Standards des Biopics verlassen, um seine Geschichte noch erzählen zu können. Das wirkt dann teils ziemlich altbacken und dröge, in anderen Momenten, schier wie als Auflockerung, jedoch auch experimentell. Das führt zu einer ziemlich seltsamen Mischung, die nie wirklich begeistern will.
Da die Macher sich bemüht sahen, sämtliche bekannten Handlungselemente, ob beruflich oder persönlich, noch in diese zum Bersten gefüllten 110 Minuten zu quetschen, bleibt nur wenig Luft zum Atmen. Gerade die Nebenfiguren werden auf ihr nötigstes Minimum reduziert und dienen meist nur dazu, der Hauptfigur so zuzuspielen, wie es das Skript gerade benötigt. Da fallen dann auch die ganz großen Emotionen raus, weil man selbst tragische Familiendramen oder herbe Rückschläge nur kurz anschneiden kann... schließlich muss man weitermachen, um noch die nächsten Checks abzuhaken. Es bedarf Lob, dass man sich bemüht, all diesen Plotpoints einigermaßen gerecht zu werden. Man fragt sich jedoch, ob eine Streichung manch einer Handlung nicht sinniger gewesen wäre, damit die anderen dadurch besser atmen können. Denn so entsteht an sich leider nur ein zwar kompetent inszenierter und gut gespielter, darüber hinaus aber viel zu vollgestopfter Film, der sich in seinen eigenen Bemühungen verrennt und kaum eine Seele entwickelt.

Fazit: Rosamund Pike glänzt in der Hauptrolle, darüber hinaus wirkt "Elemente des Lebens" aber aufgrund seiner Bemühungen, zahlreiche Lebensabschnitte seiner historischen Protagonistin zu berücksichtigen, eher wie ein Check-Up der wichtigsten Handlungen als wie eine packende Geschichte.

Note: 4





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