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Swiss Army Man

Der junge Hank (Paul Dano) ist schiffbrüchig und auf einer einsamen, kleinen Insel gestrandet. Nach Tagen voller Hunger und ohne Aussicht auf Rettung ist er bereit, sich selbst das Leben zu nehmen... und entdeckt dann, den Strick bereits um seinen Hals gelegt, einen Mann (Daniel Radcliffe) am Ufer. Das Glücl dauert nicht an, als sich dieser als tot herausstellt. Hank will seinen Selbstmord fortsetzen, als die Leiche Flatulenzen von sich gibt. Hank versteht dies schließlich als eine Art Zeichen und sieht sogar einen Weg, die Insel zu verlassen... wenn er sich diesen toten Kameraden denn nur richtig zunutze macht und die Karten, die ihm das Universum austeilt, mit Herz und Verstand spielt.

Immer wenn man gerade denkt, nun hat Hollywood wirklich keine Ideen mehr, kommt plötzlich solch ein Film um die Ecke. In Zeiten der ewigen Remakes und Reboots bekannter Marken, unzähliger Fortsetzungen und dem Wiederkäuen der ewig gleichen Horrorfilm- oder Romantic-Comedy-Plots hat man die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben. Sicher, auch unter den Sequels und unter all dem, was nun nicht das Rad neu erfindet, gibt es noch Meisterwerke... aber etwas, was man so noch niemals gesehen hat und wohl auch nicht sehen wird, das finden wir nur noch ganz selten. Ob man angesichts dieses Problems wirklich nach einem Film fragte, in welchem sich ein Schiffbrüchiger mit einer furzenden Leiche zusammentut, das darf bezweifelt werden. Ob man aber damit gerechnet hat, dass ein solcher Film nur im entferntesten so gut werden kann, wie er es 2016 geworden ist, dass steht gar noch mal auf einem anderen Blatt.
Aber es muss wohl einfach etwas dran sein an diesem Werk, denn wenn sich einer der talentiertesten Schauspieler seiner Generation, "Love & Mercy"-Star Paul Dano, und der dank der "Harry Potter"-Filme eine Bilderbuch-Karriere eingeschlagene Daniel Radcliffe für solch einen Film freiwillig in den Hauptrollen tummeln, dann kann man das nicht einfach als stupide Gaga-Komödie abhaken. Und das sollte man auch nicht, denn diese vollkommen skurillen, abwegigen und auf dem Papier so furchtbar dämlich klingenden "Ideen" fühlen sich in "Swiss Army Man" höchstens in den ersten fünf Minuten, wenn man sich noch nicht an den eigenen und überraschend sogartigen Ton des Films gewohnt an, genau danach an. Denn schon nach kurzer Zeit, man will es angesichts dieser wilden Inhaltsangabe kaum glauben, entwickelt sich der Film zu einer echten Tragikomödie mit herrlichem Witz, ungemein viel Herz und ganz starken, allgegenwärtigen Motiven, die gar in komplexen Konflikten und Fragen über den Sinn des Lebens und die Stärke all unserer eigenen Ziele resultieren.
Man muss die Prämisse einer Leiche, die irgendwie nicht richtig tot ist und, wenn man sie nur richtig anpackt, eine Reihe erstaunlicher Fähigkeiten offenbart, natürlich schlucken. Tut man das, kann man sich der allgemeinen Sympathie und besonders dem herausragenden Zusammenspiel von Dano und Radcliffe kaum noch entziehen. Im letzten Drittel gibt es zwar noch einige Momente, die auch mir noch etwas zu suspekt waren (was auch an der plötzlich recht anstrengenden Inszenierung liegt), ansonsten bleibt das aber irgendwie auf dem Boden... sofern es bei solch einer Ausgangssituation und diesem Rucksack an Seltsamereien denn möglich ist. Und dann ist es sogar möglich, eine Geschichte einer tiefen Freundschaft zu erzählen, aus der man als Zuschauer gar noch Lehren ziehen kann. Und ja, das stimmt wirklich und ist keine Ironie meinerseits.
An dem Finale werden sich erneut die Geister scheiden, doch kaltlassen wird auch dieses niemanden. Und die Inszenierung seitens der Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert schießt erst im letzten Drittel in ihren etwas wirren Traumszenarien übers Ziel hinaus, ist davor jedoch absolut zielgenau. Gerade der Soundtrack, der sich gerne aus den Tönen der Umgebung speist, ist so dermaßen gut und verbindet sich hervorragend mit den wunderschönen, eigenartigen Bildern von Kameramann Larkin Seiple, dass man sich dem Geschehen auf dem Bildschirm kaum entziehen kann. Man will es anfangs und zwischendurch angesichts dieser skurillen Show zwar... aber man kann nicht. Denn dafür ist das Gezeigte einfach zu gut, zu neu, zu kreativ.

Fazit: Ich habe vielleicht noch nie einen Film gesehen, dessen Ausgangssituation so pubertär, albern und ekelhaft war und aus welcher sich dennoch eine solch aufbauende Geschichte über Freundschaft, Lebensmut und Zusammenhalt ergeben hat. Sicherlich nicht frei von Schwächen, aber dennoch ein echtes Original.

Note: 2-



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