1994 ist ein Kinojahr, welches gleich mehrfach in die Filmgeschichte einging. So erschuf Jan de Bont in diesem Jahr mit "Speed" einen der besten Actionfilme aller Zeiten, Disney lieferte mit dem grandiosen "Der König der Löwen" seinen bis heute besten Zeichentrickfilm ab und auch "Die Verurteilten" lief an, das Gefängnis-Drama, welches auf der Liste des IMDB bis heute unangefochten auf Platz 1 der besten Filme steht. Und dann ist da natürlich noch "Forrest Gump", das mit sechs Oscars ausgezeichnete Meisterwerk, welches ganze Generationen prägte und auch heute noch dauerhaft zitiert wird...
FORREST GUMP
Forrest Gump (Tom Hanks) sitzt auf einer Parkbank und erzählt Menschen, die dort auf ihren Bus warten, von seiner Lebensgeschichte: Über seine große Liebe zu seiner Kindheitsfreundin Jenny (Robin Wright). Über seine liebevolle und fürsorgliche Mutter (Sally Field), die ihren Sohn trotz körperlicher und geistiger Nachteile stets beschützte. Über den Krieg in Vietnam, in welchen er eingezogen wurde und wo er mit dem Soldaten Bubba (Mykelti Williamson) und dem schroffen Lt. Dan Taylor (Gary Sinise) Freunde fürs Leben fand. Und natürlich all die Stationen der amerikanischen Zeitgeschichte, die Gump ablief... und wo er meist eher zufällig in die wichtigsten Momente Amerikas hineingeriet.
Für "Forrest Gump" erhielt Tom Hanks seinen zweiten Oscar, nur ein Jahr nach seiner brillanten Performance in dem AIDS-Drama "Philadelphia". Und auch in dem Drama von Robert Zemeckis spielt Hanks ganz groß auf: Er verschwindet glatt hinter der Rolle des "beschränkten", dafür aber umso herzlicheren Gump und vollbringt dabei Leistungen, die man sich kaum vorstellen kann. Hanks gelingt es, das ganze Leben dieser fiktiven Figur, dem wir hier beiwohnen dürfen, greifbar zu machen. Durch die Augen und Gesten dieses Schauspielers glauben wir, diese Lebensgeschichte zu verstehen und sie zu kennen... etwas, was wirklich nur ein fantastischer Mime wie er fertigstellen kann, der hier eine unvergessliche Performance abliefert, die (ebenso wie der Film als Ganzes) berührt und begeistert.
Neben ihm sollte man jedoch keinesfalls die weiteren Darsteller vergessen, die im Gegensatz zu Hanks viel zu selten prominent genug mit diesem Film in Verbindung gebracht werden. Gary Sinise beispielsweise, der Lt. Dan so grandios gibt, dass er auch noch für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert wurde, wird wohl auf ewig unvergessen bleiben, ebenso wie die großartige Sally Field als einer der liebenswürdigsten, aber auch resolutesten Mütter der Filmgeschichte. Und dann wäre da noch Robin Wright, die in der klassischen Rolle der Jenny wohl nie mehr so gut war wie hier und der es gelingt, selbst in kleinen Blicken und Gesten so viel Wissen, so viel echtes Gefühl zu legen, dass den Zuschauer eine Gänsehaut ereilt. Wright schafft es dabei sogar, manch eine Drehbuchschwäche, die besonders oft ihre Figur ereilt, zu überspielen, auch wenn man sie ab und zu dennoch merkt.
Die Liebesgeschichte zwischen Forrest und Jenny ist an und für sich eine ganz große, es lässt sich aber kaum verhehlen, dass sie von den Autoren ab und an ein wenig gestreckt wurde. Denn so oft wie Jenny hier wieder auftaucht, sich mit dem jungen Mann einlässt, um dann wieder zu verschwinden (und Jahre später wieder aufzutauchen), lässt sich nicht leugnen, dass man aus dem Charakter hier doch etwas mehr hätte machen können, als einfach das Gegenteil Gumps abzulichten... mit einigen vermeidbaren Klischees im Schlepptau. Da man sich dieser Geschichte gerade gegen Ende stark widmet, zieht sich das letzte Drittel des Films tatsächlich ein wenig und die meisterhafte Leistung von zuvor wird zumindest ein bisschen geschmälert.
Während der ersten zwei Drittel liefern Regisseur Robert Zemeckis und seine Mitstreiter jedoch einen unvergesslichen Klassiker ab, der im Minutentakt grandiose Szenen preisgibt, Zitate, die in die Filmgeschichte eingegangen sind, gespickt mit Weisheit, Geschichte, Witz, Charme und Dramatik. Wie Gump hier durch die Zeitgeschichte wandelt, die amerikanische Geschichte auf seine ganz eigene Art und Weise mit erlebt, das hat es so in Hollywood noch nicht gegeben. Zwar übertreibt man es hier auch gegen Ende wieder ein wenig, dennoch sind die Ideen der Autoren, Gump mit allerlei kleinen und großen Fußnoten der amerikanischen Historie zu verbinden, schier endlos und machen jede Menge Spaß. Verbunden mit dem wunderbaren Soundtrack, den unvergesslichen Charakteren und einigen ganz besonderen Momenten, die man in ihrer Anzahl kaum alle zählen kann, bleibt ein bewegender Film, der alle Gefühlspartien abdeckt, der uns weinen und lachen lässt. Am Ende fühlen wir uns tatsächlich, als hätten wir ein ganzes Leben nicht nur in Etappen gesehen, sondern es tatsächlich durchlebt.
Fazit: Ein wunderbares Drama mit Witz, Romantik und ganz großen Momenten. Von Tom Hanks brillant gespielt entsteht ein gewitzter Film, der seine Hauptfigur durch die Geschichte schickt... und dabei dennoch durch und durch menschlich bleibt, trotz einiger unpassender Klischees.
Note: 2
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