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Yes Day

Früher hat Allison Torres (Jennifer Garner) zu allem "Ja" gesagt und somit rund um die Welt verrückte Abenteuer erlebt. Seit der Geburt ihrer drei Kinder Katie (Jenna Ortega), Nando (Julian Lerner) und Ellie (Everly Carganilla) hat das Wort "Nein" in extremem Maße den Weg in ihr Leben gefunden - ihrem sehr kreativen und unvorsichtigen Nachwuchs muss sie förmlich alles verbieten, was diese in die Finger bekommen. Allison hat sich daher innerhalb der Familie den Rang einer Spaßverderberin erarbeitet, während ihr Mann Carlos (Edgar Ramirez) weiterhin als "cooler Dad" gilt. Um den Familiensegen wieder gradezu rücken, schlägt die älteste Tochter Katie ihren Eltern einen einmaligen "Yes Day" vor - vierundzwanzig Stunden müssen die Eltern jede Bitte ihrer Kinder bejahen. Nach anfänglichem Zögern willigen Allison und Carlos ein... und die Kinder sind schon früh darüber erstaunt, mit wie viel Freude ihre Eltern an die Sache herangehen.

"Yes Day" ist ein Film der Kategorie "Erwartbar": Man weiß nach dem Trailer, was einen in diesem Film erwarten wird und das Werk selbst liefert letztendlich auch exakt das. Wer also bereits von vornherein eine unangenehme Gänsehaut angesichts der kindischen Floskeln und der albernen Gags erhalten hat, der sollte sich eine Sichtung besser gleich sparen. Wer jedoch genau davon angefixt war und den Film bestenfalls mit seiner Familie und Kindern ansieht, der dürfte wahrscheinlich seinen Spaß haben. Auch wenn bislang ein ungeklärtes Risiko darin besteht, die eigenen Kids mit der Idee eines "Ja-Tages" anzusprechen - wer ein solch rasch eskalierendes Chaos wie in diesem Film vermeiden will, sollte sich eine Sichtung mit den Kleinen also womöglich überlegen. Aber Spaß beiseite: Die Kleinen werden angesichts des harmlosen Slapsticks und der frontalen Witze, die wirklich niemanden irgendwie überfordern, sicherlich viel Freude haben. Für die Erwachsenen gilt dies aus den gleichen Gründen weniger, denn die werden angesichts der simpel gestrickten Handlung kaum abgeholt.
Anders als bei wesentlich cleverer geschriebenen Disney-Filmen zum Beispiel, in denen auch Erwachsene zahlreiche Witze finden können, die auf sie zugeschnitten sind, wird hier mit dem Holzhammer gearbeitet. Da wird der lustige Familienpapa von drei aggressiven Krähen verfolgt, das Auto wird in der Waschanlage zur Schaumdisco umfunktioniert und hingefallen wird auch sehr oft. Das hat weder Schwung noch eine nennenswerte Dynamik, sondern fungiert weitestgehend als wilde Nummernrevue, wenn die Kinder ihre Eltern dazu zwingen, einen geplanten Stopp nach dem nächsten hinzulegen. Die Macher machen es sich dabei so leicht wie möglich und holen die jüngsten Zuschauer mit solch einfachen Szenarien ab - die Eltern, die sowieso mitgucken müssen, werden vermutlich nur mit leeren Blicken auf den Bildschirm starren. Einige Treffer landen sie aber doch: So ist das wilde Wett-Eisessen tatsächlich recht spaßig geraten (und zeigt den Film-Kids auch, dass es gar nicht so cool ist, so viel Süßkram zu essen) und auch während einer bunten Farbbomben-Party gibt es hin und wieder etwas zu Schmunzeln.
Hilft aber wenig, denn auf rein dramaturgischer Schiene ist dieser Film mit seinen furchtbar klischeehaften Belehrungen einfach nur sterbenslangweilig, wobei man sich die Figurenmuster stets so hinbiegt, wie man sie gerade braucht. Wie ausgerechnet die zuvor so lebensfrohe Allison nach der Geburt ihrer Kinder zu einer Helikopter-Mutter mutiert ist, wird nie so ganz klar. Wenn man "Yes Day" nur als spaßige und harmlose Nummernrevue sehen will, fällt aber auch da wenig vom Baum - er ist weder witzig noch charmant genug, um auch nur ansatzweise im Gedächtnis zu bleiben. Sicher, richtig ärgerlich ist das nicht, da alle Darsteller offensichtlich mit genügend Freude bei der Sache sind und der Film im Kern eben genau das bietet, was er bieten muss. Aber sicher auch nicht mehr, weswegen wir hier ein simples und rasch abgefertigtes Netflix-Produkt haben, welches vieles nicht ist: Nicht originell, nicht witzig, nicht unterhaltsam, nicht erhellend. Für unsere Kleinen gibt es darin aber sicherlich etwas zu entdecken, auch wenn Netflix dennoch wesentlich schöneres Ersatzprogramm bietet.

Fazit: Harmlose Familienkomödie, die kurzweiligen Spaß für die Jüngeren und entsetzliche, anstrengende Langeweile für die Älteren bietet. Eine ungemein seichte Dramaturgie und schluderige Witzchen sorgen nicht unbedingt für zustimmende "Ja"-Rufe.

Note: 4-





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