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Der Moment der Wahrheit

Im Jahr 2004 kommt die engagierte, für den Fernsehsender CBS und deren Nachrichtensendung "60 Minutes" arbeitende Journalistin Mary Mapes (Cate Blanchett) weiteren Spuren einer Nachforschung auf die Spur, welchen sie sich bereits vier Jahre zuvor gewidmet hatte. Damals recherchierte sie bezüglich eines möglichen, einjährigen Fehlens des Präsidenten George W. Bush bei seinem Militärdienst. "60 Minutes" riecht, besonders wegen der anstehenden Wahl, eine faszinierende Geschichte und Mary und ihr Team kommen dabei scheinbar einigen wasserdichten Quellen und Dokumenten auf die Spur, die bestätigen, dass Bush seinen Dienst nicht ordnungsgemäß absolviert hat. Mit der Ausstrahlung der Sendung scheinen diese Dokumente und deren Wahrheitsgehalt jedoch zu bröckeln und Mary sieht sich infolgedessen mit einer wahren Ansammlung von Anfeindungen konfrontiert...

James Vanderbilt, bekannt unter anderem als Autor von beachtenswerten Werken wie "Zodiac" oder "White House Down", inszenierte diesen Film auf der Romanvorlage von Mary Mapes selbst - kein Wunder also, dass sich das Werk im Bezug auf ihre Geschichte auch fast durchgehend auf ihre Seite schlägt. Angesichts der Thematik und besonders dahingehend, wie diese später aufgelöst wird, ist das nachvollziehbar, wischt einige undurchsichtige Seiten aber recht rasch hinfort. Mapes und ihre Mitstreiter werden als Helden des Journalismus gezeichnet und angesichts der massiven Arbeit, die sie hier leisten, will man ihnen dies auch nicht absprechen. Leider agiert "Der Moment der Wahrheit" aber nur in wenigen Momenten wirklich mehrseitig. Eine herausragende Szene zeigt Mapes und ihre Vorgesetzten bei einem Interview mit einem Zeugen, während welchem dieser denunziert werden soll, damit die Journalisten ihren Hals aus der Schlinge ziehen können - nur hier bekommen wir also auch eine finstere Seite des Jobs zugestanden, welcher die zuvor als durchgehend gute Menschen gezeichneten Reporter auch aus einem anderen Licht zeigen.
Dass Vanderbilt diesen durchaus sympathischen und ehrgeizigen Haufen verehrt, wird auch durch den sehr pathetischen Soundtrack von "Thor"-Komponist Brian Tyler deutlich. Besonders in den letzten Szenen, wenn die Reporter mit langen Zeitlupen verabschiedet werden, klingt dies nämlich mehr nach einem neuen "Independence Day"-Film als nach einem komplexen Journalismus-Thriller. Darüber hinaus reißt die Inszenierung, ganz passend zum Thema, keine Bäume aus: Da werden in kargen Büros Akten gewälzt, man hängt sich ans Telefon und recherchiert das Internet leer. Der Film bleibt dabei, trotz recht einseitiger Berichterstattung, durchgehend spannend. Die immer neuen Stolperstricke, in welche die überraschten Reporter hineinlaufen, werden intensiv dargeboten und auch mit einem Bush-Bashing hält man sich eher zurück - der Film schlägt sich auf die Seite der Reporter, lässt dem Zuschauer darüber hinaus aber genügend Gelegenheiten, um das Gesehene selbst einzuordnen. Das Tempo bleibt dabei trotz langer Laufzeit angenehm hoch und nimmt sich dabei auch noch genug Zeit, um die Hintergrundgeschichte seiner Hauptfigur zu beleuchten.
Leider fallen die Nebenfiguren dabei eher über den Tellerrand, obwohl gerade Marys aufgewecktes Team das Potenzial für ein paar eigene, feurige Geschichten dargeboten hätte. Da bleibt der feurige Monolog von Topher Grace im letzten Drittel nur ein kleiner Ausblick auf das, was hätte sein können und die lakonischen Kommentare von "Reine Chefsache"-Star Dennis Quaid machen auch noch keine wirklich erinnerungswürdige Figur. Als beachtenswerter Scene-Stealer bringt sich abseits der Hauptdarstellerin nur Robert Redford wirklich in Position, der in seiner gelassenen Ruhe wie ein Fels in der Brandung scheint. Und diesen Fels benötigen wir angesichts einer solch gigantischen Leistung von Cate Blanchett. Dank eines knackigen Drehbuchs bleibt auch den Nichtwissenden rund um diesen Skandal alles verständlich und deswegen können wir Blanchett's Mary Mapes auch so gut folgen. Es dürfte schwer sein, von dieser schlichtweg leidenschaftlichen und energiegeladenen Leistung nicht beeindruckt zu sein und Blanchett beherrscht das ganze Kabinett aus namhaften Haupt- und Nebendarstellern dann auch mit einer großartigen Dringlichkeit. Dabei lotet sie auch immer wieder die leisen Seiten ihrer Figur aus und ist dem Skript, welches zumindest in dieser Form etwas zu simpel reagiert, mit Nuancen und Feinheiten voraus.

Fazit: Spannender Journalismus-Thriller, der immer wieder etwas zu einseitig agiert und in seiner Inszenierung manch ein Mal übers Ziel hinausschießt. Da die Figuren und deren Arbeit aber durchweg faszinierend bleiben und die Hauptdarsteller Großes leisten, bleibt man konsequent am Ball.

Note: 3+





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