Dr. Sam Foster (Ewan McGregor) übernimmt als Vertretung für seine erkrankte Kollegin Elisabeth Levy (Janeane Garofolo) ihren psychisch schwer hadernden Patienten Henry Letham (Ryan Gosling). Dieser wehrt sich gegen den Ersatz, während Foster versucht, in den jungen Mann vorzudringen. Als Foster klar wird, dass Letham plant, sich das Leben zu nehmen, bemüht er sich um das Verständnis des Patienten und will ihn von seinem Vorhaben abbringen. Je öfter er dies tut, desto eklatanter häufen sich seltsame Ereignisse in Fosters Leben. Er glaubt, gewisse Erlebnisse mehrfach zu durchleben und trifft Menschen, die er eigentlich für tot hält. Schon bald wird klar, dass Henrys geplanter Tod größere Auswirkungen haben könnte...
"Stay" ist ein Film, der sich maßgeblich mit der natürlich bis zum Ende des Films herausgezögerten Antwort auf seine eine, essenzielle Frage rühmt: Was zum Teufel ist mit Henry Letham los? Schon früh ahnt man als Zuschauer, dass hier irgendetwas geschieht, was womöglich mit der Realität nicht viel zu tun hat. Zu irrsinnig und wahnwitzig scheinen die Dinge, die Foster hier erlebt und aufgrund ihrer manchmal doch überraschenden Nutzung will man darüber auch gar nicht zu viel verraten. In seiner Inszenierung, die in schrillen Farben und raschen Schnitten manchmal wie einem Drogentrip gleicht, gelingt es "Machine Gun Preacher"-Regisseur Marc Forster, den Zuschauer zu verwirren und ihn gleichzeitig neugierig auf die möglichen Antworten zu machen... zumindest zu Beginn. Denn mit fortschreitendem Verlauf wird der Erzählrhytmus nicht nur immer unkomfortabler und wirrer, es ist dem Zuschauer auch irgendwann immer egaler, wohin das Ganze denn nun läuft.
Das liegt an der zu Beginn noch recht durchsichtigen Dramaturgie, die im weiteren Verlauf weiter und weiter verfällt. Wo Forster dem Zuschauer nach und nach ein paar Brotkrumen zuwirft, so verstrickt er sich später doch recht auffällig in immer neuen, verrückten Phasen. Letzten Endes sind auch diese Puzzleteile auf dem Weg zur Auflösung, doch werden sie uns eher als immer aufdringlichere Halluzinationen präsentiert. Da ist die energiegeladene Inszenierung dann offensichtlich wichtiger als das Erzählen einer wirklich dringlichen Geschichte, die mit der Zeit immer überladener und verkopfter erzählt wird. Die Auflösung, die am Ende dieses scheinbaren Fiebertraums präsentiert wird, ist dann überraschend rund. Angesichts der Theorien, die man sich zuvor ausmalen konnte (im Mittelteil des Films scheint über eine Apokalypse bis hin zu zeitreisenden Psychiatern scheinbar alles möglich zu sein), wirkt dieses aber auch etwas banaler, als man zuvor gehofft hat - seine Wirkung verfehlt es dennoch nicht.
Die Charakterzeichnung muss aufgrund dieses komplex aufgebauten Mysteriums ein wenig weichen. Obwohl schier jede Figur in diesem Treiben das Zeug dazu gehabt hätte, wirklich interessante Geschichten auf den Leib geschrieben zu bekommen, sind die emotionalen Anker der Charaktere oftmals nicht mehr als Beiwerk. Dabei geht es dann zwar auch mit hartem Tobak zur Sache, wirklich tief eingetaucht wird in Themen wie dem Suizidwunsch oder der psychischen Belastbarkeit eines Therapeuten nicht so wirklich. Da sich Forster viel mehr auf das Große "Was" bezieht, vergisst er die kleinen Geschichten rundherum ein wenig - was wiederum zur Auflösung passt. Schauspielerisch können die namhaften Stars dementsprechend zwar Akzente setzen, werden aber auch nie so gefordert, wie es das Thema hergeben würde. Dass Ewan McGregor in der Hauptrolle funktioniert ist natürlich keine Überraschung und "Drive"-Star Ryan Gosling als sein Konterpart hat ebenfalls einige starke Szenen. Etwas in den Hintergrund muss dabei die Damenriege: Naomi Watts und Elizabeth Reaser spielen Figuren, deren emotionaler Gehalt durchaus angedeutet, letztendlich aber leider zu wenig konkretisiert wird.
Fazit: Arg verkopfter Thriller, dessen Auflösung zwar zu der überzeichneten und wirren Inszenierung passt, im Mittelteil aber zu viel Mystery-Conclusio bietet und seine Charaktere daher überspielt. Das Rätselraten macht anfangs Freude, wird aber mit der Zeit zu viel des Guten.
Note: 4
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