Im Jahr 1996 hat der CEO von Research in Motion Inc., Mike Lazaridis (Jay Baruchel), eine geniale Idee, die bei potenziellen Käufern und Finanzhilfestellern aber einfach nicht anzukommen scheint: Er möchte ein Handy entwickeln, welches gleichzeitig ein Computer ist und neben der Möglichkeit zum Telefonieren auch E-Mails abrufen kann. Letztendlich ist es der gerade von seinem Job gefeuerte Jim Balsillie (Glenn Howerton), welcher die schwer verschuldete Firma mit einigen brutalen Kniffen wieder auf Spur bringt. In den Jahren darauf werden sie zu technischen Vorreitern... bis sie jedoch über schier unüberwindbare Herausforderungen stoßen, die eine andere, gewisse Technik-Firma galant umschiffen könnte.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als gegen Ende der 00er-Jahre die ersten Smartphones auch in Europa aufschlugen... und wie verwirrt ich deswegen war. Das Ding hatte ja gar keine Tastatur, wie sollte man also Telefonnummern darauf wählen oder Nachrichten schreiben? Wer selbst in dieser Zeit aufgewachsen ist und daher noch genau weiß, wie die Welt vor den technischen Wunderdingern aussah, die mittlerweile unser Leben bestimmen, dürfte an "BlackBerry" durchaus seine Freude haben. Denn die Jungs, die dieses mobile Telefon als Vorreiter des 2007 vorgestellten IPhone's herausbrachten, füllten dabei eine Lücke, die man sich damals noch kaum ausmalen konnte. Mit einem feinen Händchen für den damaligen Zeitgeist bringt Regisseur Matt Johnson die 90er auf den Bildschirm zurück, als die heutige Technik noch wie Science Fiction wirkte und eine Gruppe junger Pioniere darauf aus war, aus dieser die Realität zu formen.
Letztendlich ist dieses Biopic aber auch nur genau das: Ein Biopic. Es erzählt von dem (mittlerweile mehrheitlich bekannten, bisweilen auch vergessenen) Aufstieg und Fall einer großen Firma, mit allen Haken und Wegen, die wir aus diesem Genre kennen. Der Einfluss des meisterhaften "The Social Network" aus dem Jahr 2010, der ebenfalls bereits einen technischen Durchbruch als historisches Biopic aufarbeitete, ist durchweg spürbar - sogar der Soundtrack klingt hier an vielen Stellen erstaunlich ähnlich. Mit diesem großen Drama kann "BlackBerry" aber niemals mithalten, da er in seiner vorhersehbaren Linie doch etwas zu brav und simpel daherkommt, um wirklich zu beeindrucken. Neben der flotten Regie fehlt es leider ein wenig an den menschlichen Dramen, die für solch einen sonst eher trockenen und nischigen Stoff das entscheidende Salz in der Suppe wären.
Jay Baruchel macht seine Sache in der Hauptrolle soweit sehr solide und ist generell auch die Idealbesetzung für den konzentrierten, schüchternen und letztendlich auch etwas großkotzigen Nerd - wenn Jesse Eisenberg eben gerade nicht zur Hand ist. Nur die lächerliche, weißhaarige Perücke möchte man dem darüber hinaus viel zu jung aussehenden Baruchel nicht wirklich abnehmen. Die wirklich erinnerungswürdige, schauspielerische Performance bringt aber ohnehin ein anderer: Comedy-Star Glenn Howerton reißt als ebenso fieser wie cleverer Finanzmogul, welcher den Nerds unter die Arme greifen muss, im Grunde sämtliche Szenen an sich, ohne dabei aber unangemessen zu überzeichnen. Ihm zuzusehen, ist durchweg eine wahre Freude. Das entschädigt dann auch für einige genre-übliche Längen sowie manch eine Vereinfachung spannenderer Ereignisse.
Fazit: Ein eher spröde gehaltenes, über weite Strecken aber dennoch unterhaltsames Biopic, welches nicht so energetisch ist, wie es sein könnte, aber durchaus ein paar Lacher und auch Aha-Momente auf seiner Seite hat.
Note: 3-
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