Nach einem Sommer, in welchem sie ihre mystischen Fähigkeiten trainiert und Jagd auf einen Serienkiller gemacht hat, kehrt Wednesday Addams (Jenna Ortega) an die Nevermore Highschool zurück. Dort hat sich in den vergangenen Wochen einiges verändert: Wednesday wird dank ihrer vergangenen Taten mittlerweile als Heldin gefeiert, sodass sich ein regelrechter Fan-Kult um sie gebildet hat, den auch der neue Schulleiter Barry Dort (Steve Buscemi) zunutze machen möchte. Das passt Wednesday natürlich gar nicht, denn jede größere Aufmerksamkeit um ihre Person ist ihr zuwider. Auch dass ihre Eltern Morticia (Catherine Zeta-Jones) und Gomez (Luis Guzman) mittlerweile auf dem Gelände hausen und ihr Bruder Pugsley (Isaac Ordonez) nun ebenfalls Schüler der Nevermore ist, schreckt sie ab. Noch mehr Aufmerksamkeit verlangt jedoch ein merkwürdiger Stalker, der sich an Wednesday's Fersen heftet und dabei auch vor Gewalt nicht zurückschreckt... und eine grauenvolle Vision, die den Tod einer ihr nahestehenden Person ankündigt.
Angesichts des gigantischen Erfolges der ersten Staffel hat es erstaunlich lange gedauert, bis Netflix endlich eine Fortsetzung zu "Wednesday" an den Start gebracht hat. Die lange Wartezeit von drei Jahren sieht man nun auch, was ein bisschen an die Krux ist an Serien, die zu einem Großteil junge Erwachsene in den Hauptrollen präsentieren. So sind in der Handlung zwar nur wenige Wochen vergangen, was man aber keinesfalls mehr glauben mag angesichts des gewaltigen Wachstumssprungs, den viele Figuren hier gemacht haben. Mit der Produktion der bereits angekündigten dritten Staffel etwas schneller zu beginnen, wäre also angemessen. Ansonsten fühlt sich hier aber vieles ähnlich an, was durchaus positiv gemeint ist. Beinahe die gesamte Besetzung der ersten Staffel ist wieder dabei und auch hinter der Kamera hat sich Großmeister Tim Burton immerhin für zwei Folgen noch mal die Regie-Ehre gegeben (bezeichnenderweise sind das dann auch gleich die beiden besten Episoden der gesamten Staffel), während die wunderbare Musik von Danny Elfman die schrillen Szenerien wieder passend untermalt. Auch in Sachen Produktionsaufwand lässt man sich erneut nicht lumpen und präsentiert "Wednesday" mit allerlei überzeugenden Spezialeffekten, detaillierten Sets und aufwendigen Szenen. Das sieht und hört sich dann fantastisch, wie es auch zu erwarten war.
Der Plot macht in der zweiten Runde dann aber doch zusehends Probleme. Man spürt das Verlangen der Autoren, hier jeder auch nur halbwegs wichtigen Figur noch eine Relevanz mitzugeben, was dazu führt, dass zum Höhepunkt der Staffel rund ein Dutzend Figuren mit ihren eigenen Problemen in der Sache mitmischen. Das resultiert bisweilen in einer ordentlichen Zerfaserung der Geschichte, wenn an allen Ecken und Enden ganz viel verschiedenes los ist und es gleich mehrere große Konflikte und Feinde zeitgleich auszumachen sind. Immerhin steckt dann keiner der mittlerweile beliebten Charaktere mehr zurück und auch die vielen Neuzugänge können sich angemessen profilieren. Doch der reine Plot wirkt dabei schier über-konstruiert und hat so viele Ideen und Wendungen zu bieten, dass es oftmals ein bisschen viel ist und gewisse Storys gegen Ende reichlich schnell abgefrühstückt werden müssen. Das ist ein bisschen schade und man kann das Handlungskonstrukt in seiner Größe mehrfach schier ächzen hören. Es gibt dazwischen aber auch einige sehr befriedigende Highlights, die einen regelrecht jubeln lassen; der typisch-düstere Burton-Humor ist natürlich auch wieder dabei; und auch Horror-Fans kommen mit mehreren, finsteren Szenarien wieder voll auf ihre Kosten, auch wenn hier alles ganz typisch der Vorlage sehr überzeichnet ist.
Auch Jenna Ortega hat sichtlich Spaß daran, hier noch einmal in ihre mittlerweile wohl berühmteste Rolle zurückzukehren. Da man aus der Figur aber nun mal Stoff für mindestens noch eine dritte Staffel ziehen wollte und die alleinige Goth-Aura da auf Dauer nicht durchweg zieht, war es ebenso nötig wie nachvollziehbar, den "Scream"-Star diesmal nicht mehr so extrem biestig und fies auftreten zu lassen, sondern ihr auch einige emotionale Komponenten aufzuerlegen. Das wirkt stimmig, nimmt der Figur der Wednesday aber auch ein bisschen von ihrer Scharfzüngigkeit, weswegen sie nicht mehr das ganz klare Highlight der gesamten Serie ist. Denn da treten mittlerweile einige Figuren auf, die der Titelfigur in manch einem Moment die Schau zu stehlen drohen: Einerseits natürlich Emma Myers als von Farben schier besessene Mitbewohnerin Enid, die auch hier mal wieder herrlich quierlig und sympathisch agiert; aber auch Neuzugang Evie Templeton, die als krude Mischung als Luna Lovegood und schier besessenem Fan-Girl eine echte Szenendiebin ist. Und dass "Die Insel"-Star Steve Buscemi seine Sache als neuer, ziemlich ruhmgieriger Schulleiter von Nevermore seine Sache ausgezeichnet machen würde, hat wohl eh niemand bezweifelt - einfach köstlich. Zudem steigen die zuvor als Gaststars geführten Luis Guzman und Catherine Zeta-Jones in den Main Cast auf, wobei vor allem Guzman einige ganz wunderbare, schrullige Comedy-Elemente einbringen darf.
Fazit: Der Plot ist mächtig überfüllt und zerfasert aufgrund zahlreicher Figuren und Bösewichter ziemlich - das Story-Konstrukt knarzt bisweilen heftig. Der mal wieder mehr als spielfreudige Cast, einige echte Zwischen-Highlights, der hervorragende Look und der typische Burton-Humor machen aus "Wednesday" aber auch in der zweiten Runde noch ein Vergnügen.
Note: 3
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