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Himmelskind

Die fünfköpfige Familie Beam führt ein Leben wie aus einem Bilderbuch, bis eine schreckliche Diagnose alles auf den Kopf stellt. Bei der mittleren Tochter Anna (Kylie Rogers) wird eine schwere, unheilbare Darmkrankheit diagnostiziert. Hoffnung verspricht nur ein Termin bei dem Kinderarzt Dr. Nurko (Eugenio Derbez), der auf ihre Krankheit spezialisiert ist, aber durch andere, junge und schwerkranke Patienten völlig ausgebucht ist. Aus Mangel an Alternativen und mit der furchtbaren Angst, dass ihre Tochter vor einem möglicherweise rettenden Termin sterben könnte, macht sich Mutter Christy (Jennifer Garner) gemeinsam mit Anna nach Boston auf, um Dr. Nurko zu treffen. Dabei droht Christy angesichts der Leiden ihrer Tochter ihren Glauben zu verlieren...

Dass "Himmelskind" im Kern eine nahezu missionarische Botschaft transportiert und dabei den christlichen Glauben über alles stellt, versucht der Film nicht zu verbergen. Alleine die ersten zehn Minuten, in denen tiefgläubige Menschen ihren Alltag scheinbar ausschließlich mit Kirchenbesuchen, Gebeten und dem ständigen Bestätigen ihres unerschütterlichen Glaubens verbringen, ließen mich eisig frösteln. Und auch rund ums Finale und den letzten fünfundzwanzig Minuten wird diese Botschaft so aufdringlich und kitschig transportiert, dass einem glatt ein bisschen schwummrig werden kann. Da wird die Hilfe von Gott als einzige Lösung aller Probleme angeführt und wer daran nicht glauben will, ist entweder völlig daneben oder wird eben recht bald bekehrt. Natürlich verpackt der Film diese Momente in Bilder voller warmer, übersaturierter Farben und der untermalende Soundtrack könnte genauso auch gleich in der Kirche um die Ecke gespielt werden, während Sonnenlicht durch die Fenster flutet.
Das klingt nun alles ziemlich ätzend, denn selbst wenn man mit solchen Botschaften nicht fremdeln würde, könnte man diese durchaus sentimentaler und feiner erzählen. Man darf jedoch auch nicht vergessen, dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte handelt und zwischen diesen (wenn auch arg desaströsen) Ausfällen zu Beginn und am Ende steckt hier noch ein Drama, dass es desöfteren wirklich in sich hat. Der christliche Glauben und dass man an diesem doch bitte durchweg festhalten soll, wird zwar auch hier immer wieder zum Thema, wird aber zumindest nicht mehr ganz so aggressiv vorgetragen. Tatsächlich setzt sich der Film auch damit auseinander, dass zentrale Figuren ihren Glauben in Frage stellen angesichts eines leidenden Kindes, dem einfach keine Hilfe zuteil wird. Wirklich tief taucht "Himmelskind" in diese kritische Sichtung des Themas nicht ein und annulliert diese gegen Ende ohnehin auch wieder. Immerhin wagt der Film es jedoch, hier nicht mehr den allmächtigen Gott über alles zu stellen, sondern fokussiert sich auf die Menschen. Und das Drama, welches diese Menschen abseits ihres Glaubens erleben, ist wahrlich erschütternd.
Natürlich arbeitet der Film auch hier mit allen Mitteln der emotionalen Manipulation, inklusive der Musikuntermalung und mehreren, tränendrückenden Einzelszenen. Es ist aber in der Tat sehr bewegend, was sich hier bisweilen abspielt, weswegen man sich manch einer vergossenen Träne angesichts des schrecklichen Leids, welches die Familie Beam hier durchstehen muss, nicht zu schämen braucht. Der Cast macht seine Sache dabei durchweg gut. Neben Jennifer Garner, die in der Hauptrolle sehr stark aufspielt, fallen auch das junge Nachwuchstalent Kylie Rogers als todkranke Tochter sowie "Coda"-Star Eugenio Derbez als herzlicher Kinderarzt positiv auf. Diese Charaktere und die Schauspieler, die sie glaubhaft darstellen, sorgen dafür, dass sich einige Szenen förmlich ins Herz einbrennen, wobei sich hoffnungsvolle und emotional erschütternde Momente durchweg die Waage halten. Dass eine solch aufbauende Geschichte, die sich vor allem noch um das Leiden eines Kindes dreht, weitestgehend als Werbung für die katholische Kirche herhalten muss, mag in diesem Fall nicht schmecken und ist auch etwas ärgerlich. Die wahre, emotionale Kraft dieser menschlichen Geschichte bleibt jedoch bestehen, weswegen dieses Drama durchaus die Möglichkeit hat, sehr viele Gefühle auszulösen.

Fazit: "Himmelskind" ist eine aufdringliche, nahezu missionarische Werbung für die katholische Kirche, was in einigen Szenen sauer aufstößt. Dazwischen versteckt sich jedoch ein zu weiten Teilen schmerzhaft zu Herzen gehendes Drama, welches in vielen Szenen richtig wehtut, zugleich aber auch hoffnungsvolle Botschaften sendet.

Note: 3+



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