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Foundation - Die erste Staffel

Hari Seldon (Jared Harris), Begründer der Psychohistorik, hat in seinen komplexen, mathematischen Berechnungen den Untergang des Galaktischen Imperiums in den nächsten fünfhundert Jahren vorhergesagt. Mit Hilfe der von ihm gegründeten Foundation möchte er den nahenden Untergang erforschen und womöglich sogar verhindern. Diese neue Zivilisation und vor allem die erschreckenden Auskünfte Seldons sind den über das Imperium herrschenden Cleon-Klonen jedoch ein Dorn im Auge. Bruder Tag (Lee Pace) sieht darin sogar eine regelrechte Verschwörung und schiebt Seldon und seinen Anhängern die Schuld an einer Erschütterung der Gesellschaft zu. Dafür verbannt er die Wissenschaftler in ein finsteres Exil, wo sie weiterhin ihrer Arbeit nachgehen sollen, um ihr großes Vermächtnis vor einem solch kaum abzuwehrenden Angriff zu schützen...

Foundation zählt mittlerweile zu den großen Aushängeschildern des Apple-Streamingdienstes. Und da sich Apple im Grunde bei keinem ihrer Streaming-Projekte lumpen lässt, kann man sich ungefähr vorstellen, wie das nun bei solch einem gigantischen Science-Fiction-Ding aussieht. Optisch ist die erste Staffel von Foundation eine regelrechte Wucht, wobei die höchst überzeugenden Spezialeffekte und die spektakulären Landschaftsaufnahmen nur ein Teil von etwas Größerem sind. Denn nicht nur überzeugt die Serie an und für sich technisch, die Bilder werden auch wunderschön aufgebaut, das Art-Design ist grandios (und erinnert ein bisschen an Dune, nur ohne Wüsten und Sandwürmer) und alles sieht, auch durch die brillante Kameraarbeit einfach nur hinreißend aus. Dazu kommt dann ein starker Soundtrack von The Walking Dead-Komponist Bear McCreary und ein durchweg herausragender Cast. In diesem tummeln sich neben großen Namen wie Jared Harris oder Lee Pace auch einige unbekanntere Schauspieler*innen, die den größeren Stars aber in nichts nachstehen - die gesamte Besetzung macht ihre Sache bis zu den kleinen Nebenrollen sehr, sehr gut.
Dass Apple auf technischer und darstellerischer Seite aber erneut überzeugen würde, daran bestand kein ehrlicher Zweifel. Etwas schwieriger sieht es da schon im Storytelling aus, denn eine höchst komplexe Sci-Fi-Geschichte, die zudem immer wieder durch verschiedene Jahrhunderte springt, unterschiedliche Intrigen in Politik und Historie aufmacht und zahlreiche, handelnde Figuren, oftmals noch in mehreren Versionen, aufbietet, kann einem schnell aus den Händen rutschen. Und das ist ein bisschen die Krux: Auf dem Papier ist die Story dieser ersten zehn Folgen kaum weniger als meisterhaft: Enorm komplex, dabei aber auch herausragend durchdacht, in einer schier fließenden Mischung aus gelenkem Worldbuilding, tosender Action und großen Gefühlen. Viele Mysterien werden aufgemacht, im Gegensatz zu Lost und Co. werden hier aber bereits auch allerlei Fragen beantwortet. Das macht schon sehr viel Freude, verlangt absolute Konzentration und den Willen, sich auf derlei mystische, bisweilen auch sehr unangenehme Figuren und ihre Geschichten einzulassen. Wer das tut, wird mit allerlei ganz starkem Story-Wust belohnt.
Aber um solch eine Geschichte, die so komplex ist und sich stellenweise über Jahrhunderte erstreckt, muss sich dafür auch Zeit nehmen. Man muss irgendwie noch mitkommen können, nicht nur durchs Denken, sondern auch durch die Gefühle. Und letztere bleiben uns in der ersten Staffel von Foundation bei all den Gesprächen über Mathematik, Wahrscheinlichkeit und Roboter noch fern. Die Serie ist schlau, hat bisher aber nur wenig Herz. Die wenigen Szenen, in denen die ansonsten noch etwas steif und funktional geschriebenen Figuren wirkliche Gefühle offenbaren, können unter der schweren Last der komplizierten Geschichte nicht richtig atmen. Es bleibt keine Zeit, Tote zu beweinen, man muss schnell weiter zum nächsten Mathe-Komplex, um die Geschichte auch wirklich innerhalb dieser zehn Folgen bis zu einem bestimmten Punkt zu bändigen. Es ist wohl kaum möglich, dieses Biest von einer Romanvorlage in Serienform zu zähmen, ohne in die ein oder andere Richtung Abstriche zu machen... und hier hat man sich eben für die komplexe Geschichte und gegen emotionale Beteiligung entschieden, zumindest zum Großteil. Was das angeht, erledigen die Macher ihren Job dementsprechend so gut es nur möglich scheint und sind dementsprechend zwar etwas Großem auf der Spur, dass sich atmosphärisch regelrecht gewaltig entfaltet... doch das Herz verfehlen sie dabei noch. Hoffentlich legen die beiden nächsten Staffeln (die im allgemeinen Konsens ja auch noch mal deutlich besser bewertet sind) in dieser Hinsicht noch etwas zu.

Fazit: Es ist spektakulär, es ist atmosphärisch dicht, wendungsreich, ungemein gut durchdacht und echtes Hirnfutter. Daneben fehlt es der ersten Staffel von Foundation aber noch an Herz und an Figuren, die über ihren reinen Funktionsstatus hinausgehen, weswegen diese ersten zehn Folgen optisch und in Sachen Feeling berauschend sind, aber der letzte Funke noch nicht überspringen mag.

Note: 3



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