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Tron: Legacy

Eigentlich hatte niemand so wirklich nach einer Fortsetzung zu dem Film "Tron" aus dem Jahr 1982 gefragt... erst recht nicht beinahe 30 Jahre später nach der Uraufführung des Originals. Dieser stieg aber um die Jahrtausendwende herum irgendwie doch zu einer Art Kultfilm heraus, der heute aufgrund seiner arg speziellen Effekte zwar fast unguckbar anmutet und in Sachen Storytelling auch mies daherkommt, aber immerhin Charme hatte. Also war für Disney mit einem Sequel, welches die heutige Technik perfekt für diese Welt nutzen kann, also doch noch ein wenig Geld abzuholen? Oder etwa nicht?

TRON: LEGACY


Vor zwanzig Jahren verschwand Kevin Flynn (Jeff Bridges) spurlos, nachdem er sich auf eine Reise in die digitale Welt begeben wollte. Sein Sohn Sam (Garrett Hedlund) wartet seitdem vergeblich auf eine Rückkehr und lässt sogar die Firma seines Vaters zurück in Konkurrenz-Hände fallen. Eines Tages erhält er jedoch einen Hinweis auf Flynns Verbleib... und findet sich, als er diesem nachgeht, schon bald selbst auf dem Raster wieder. Dort wird er nicht gerade freundlich empfangen und landet als vermeintliches Programm mitten in einigen gefährlichen Spielen. Sein Weg führt ihn schließlich direkt in die Arme seines Vaters, den er aus der digitalen Welt befreien möchte. Dieser hat jedoch noch andere Pläne...

"Tron" galt damals zwar als Vorläufer, was die visuellen Effekte angeht, allerdings war die Technik damals eben doch noch nicht weit genug fortgeschritten, um eine digitale Welt wirklich passend in Szene zu setzen... gerade heute sieht das Ganze dann doch wirklich ziemlich grässlich aus. Solcherlei Probleme gibt es in der heutigen Zeit natürlich nicht mehr und spätestens "Der Herr der Ringe" bewies zur Jahrtausendwende, dass zumindest auf optischer und visueller Hinsicht so schnell nichts mehr unverfilmbar ist. So durfte dann auch 2011 endlich ein "Tron"-Sequel das Licht der Welt erblicken, jedoch in einer Zeit, in der danach eigentlich nicht mehr wirklich jemand gerufen hatte. War "Tron" zu Beginn der 80er eben noch ein einsames Highlight, dass aus der Masse aus anderen Filmen durch seine Spezialität herausstechen konnte, so ist es heute eben nur noch ein Blockbuster unter vielen... 2011 warteten Sequels zu "Harry Potter", "Fast & Furious" und "Fluch der Karibik" schließlich auch schon in den Startlöchern und die digitale Welt eines Computers auf die Kinoleinwand zu bannen war eben im Grunde auch nichts wirklich Besonderes mehr. 
Zum Staunen regt diese Welt aber dennoch an, denn den Machern ist in visueller Hinsicht tatsächlich ein ziemlich beeindruckendes Konstrukt gelungen. Nach guten zwanzig Minuten eröffnet sich dem Zuschauer die düstere Welt des Computers und liefert uns in regelmäßigen Abständen neue, fantastische Bilder (auch im IMAX-Format, wobei das Bildformat ab und an wechselt), die man so eben auch noch nicht gesehen hat. Beliebte Details aus dem Vorgänger werden mit der neuesten Tricktechnik auch in die Fortsetzung eingefügt, so zeigt sich das als Zwischenhighlight aufgestellte Lichtrennen als eine der stärksten und auch schönsten Actionszenen der Dekade. Der Zuschauer behält den Überblick, die Tricktechnik ist beeindruckend, der starke Soundtrack untermalt diese Sequenzen stets passend... hier wirkt "Tron: Legacy" durchgehend wie aus einem Guss. Mit dem Lichtrenner-Kampf sowie einem vorangegangenen Disk-Duell werden die beiden stärksten Actionszenen jedoch bereits vor der Dreiviertelstunden-Marke abgefeuert. Anschließend bekommen die Zuschauer, abgesehen von einem enttäuschenden Finale, zwar noch eine Flugschlacht sowie ein optisch beeindruckendes Scharmützel in einer digitalen Bar zu sehen, an die vorherigen Highlights reichen diese Szenen jedoch nicht heran. 
Die Geschichte kann indes mit all dem Krachbumm und den visuellen Reizen nicht Schritt halten und bietet solide, aber auch ziemlich flache Unterhaltung. Geradlinig und überraschungsarm tingelt sich die Story über die wichtigsten Plotelemente bis hin zum Finale und hinkt den grandiosen Effekten dabei stets hinterher. Die Figuren bleiben eher auf ihre oberflächlichen Taten reduziert und entwickeln nur selten eine wirkliche Beziehung zueinander, was sowohl für den eher lauen Vater-Sohn-Konflikt als auch den Kampf zwischen Gut und Böse gilt... hier wird uns nichts geboten, was wir nicht so ähnlich schon oft in anderen Blockbustern gesehen haben. 
Neuartig war zu diesem Zeitpunkt höchstens die Tatsache, dass Jeff Bridges nicht nur in seinem jetzigen Ich zu dem Franchise zurückkehrte, sondern auch als digitale, junggebliebene Version die Rolle des Bösewichts Clu übernahm, welcher technisch gesehen jedoch noch nicht in die Bereiche eines beeindruckenden Realismus vordringen kann. Bridges selbst überzeugt jedoch ebenso wie seine Kollegen Garrett Hedlund und Olivia Wilde mit einer soliden, teilweise gar selbstironischen Leistung (was überraschend ist, nimmt sich der Film ansonsten doch deutlich ernster als das zwanglose Original)... nur die Besetzung Martin Sheens als ebenso durchgeknallter wie unnötiger Chef eines Space-Clubs sorgt für das ein oder andere Fragezeichen.
Fazit: "Tron: Legacy" sorgt mit tollen Bildern und einigen fantastischen Actionszenen für viel Spaß. Die Geschichte an sich kommt jedoch flacher daher und kann ihre Banalität trotz netter Ideen nicht zwei Stunden lang verstecken.

Note: 3




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