Die Kritiken zu "Die Mumie" von Alex Kurtzman, der gestern in den deutschen Kinos angelaufen ist, waren alles andere als freundlich und sicherlich sind viele der genannten Minuspunkte auch gerechtfertigt. Manche Kritiker versuchten jedoch tatsächlich, dem Horror-Actioner entgegenzutreten, indem sie gegen bereits im Trailer gezeigte Szenen wetterten, in denen Teile Londons dem Erdboden gleichgemacht werden. Natürlich haben solche Bilder angesichts der heutigen Lage einen etwas anderen Wert, dies dem Film anzulasten ist jedoch falscher als falsch und sollte keine Wertung hinabziehen. Wer zwischen Fiktion und Realität nicht unterscheiden kann oder will, sollte sich solche Filme vielleicht einfach nicht ansehen, geschweige denn über sie schreiben. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß mit der neuen Mumie, auch wenn ich letztendlich doch etwas mehr erwartet habe...
DIE MUMIE
Der Abenteurer Nick Morton (Tom Cruise) entdeckt während eines Scharmützels im heutigen Irak eine unterirdische Grabkammer. Gemeinsam mit der Archäologin Jenny Halsey (Annabelle Wallis) sichert er dabei einen Sarkophag, in welchem die vor Jahrtausenden verfluchte und lebendig mumifizierte Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) liegt. Diese kann sich nun aus ihrem Gefängnis befreien und strebt, wie bereits zuvor, die Weltherrschaft an. Dafür dringt sie ins Herz von London vor und macht sich Nick zu eigen... braucht sie diesen doch für ein wichtiges und ebenso tödliches Ritual.
Ich liebe die ersten beiden unfassbar unterhaltsamen Mumien-Filme mit Brendan Fraser noch heute (über den dritten Teil legen wir besser den Mantel des Schweigens), weswegen ich einem Remake des Stoffs tatsächlich erst einmal sehr skeptisch gegenüberstand. Nun plante Universal aber eben nicht einfach nur einen weiteren Film über eine weitere, von den Toten auferstandene und ziemlich bösartige Mumie, sondern gleich ein ganzes Universum aus all den Helden, Schurken und Monstern, die das große Filmstudio an klassischen Stoffen so hervorgebracht hat. Bei einem finanziellen Erfolg dieses ersten Kapitels werden wir also bald auch unter anderem Frankensteins Monster, den Unsichtbaren, Van Helsing, den Wolfsmenschen und viele weitere in Starbesetzung auf der Leinwand wiedersehen, bis zu einem baldigen Aufeinandertreffen... die "Avengers" lassen an dieser Stelle herzlich grüßen.
Die Idee dahinter klang nun so verrückt, aber irgendwie auch aufregend, dass ich mir den Start dieses eventuellen Franchises nicht entgehen lassen wollte. Nun starten die Macher rund um Regisseur Alex Kurtzman aber tatsächlich erst einmal mit gebremstem Schaum und liefern einen runden und unterhaltsamen, aber eben doch auch ziemlich einseitigen Blockbuster ab, der keinem wehtut, aber aus der Masse auch nicht herausstechen mag... dementsprechend bleibt der Film also bereits an dieser Stelle weit hinter den Abenteuerfilmen mit Brendan Fraser und Rachel Weisz zurück. Zwar war auch dort die Geschichte eher ein Alibi für eine verrückte Reise voller fieser Monster und unglaublicher Settings, aber es hatte greifbarere Figuren und wesentlich mehr Drive, was man von diesem neuen Werk nun leider nicht durchgehend behaupten kann.
Gerade sämtliche Charaktere bleiben auf zwischenmenschlicher Basis erstaunlich blass und der Versuch, manch einem von ihnen in leisen Dialogen einen Hauch Tiefe zu verpassen, ist auf ebenso lächerliche wie schwache Weise gescheitert, denn Tom Cruise, Annabelle Wallis und Co. schaffen es nicht, diesen Abziehbildern in irgendeiner Form Ecken und Kanten zu verleihen. Nun ist dies in einem kurzweiligen Action-Blockbuster auch nicht immer vonnöten, die Macher versuchten aber genau das und sorgen daher im geschwätzigen Mittelteil doch für einige Hänger. In Sachen Action ziehen sie sich aber immerhin solide aus der Affäre: Die Effekte sind top, die Actionszenen an sich aber gerne mal zu düster und dabei auch enorm schnell geschnitten, was der Übersichtlichkeit nicht gerade dienlich ist. Dennoch gibt es einige nette Eye-Catcher, sympathischen Humor und eine wirklich starke Antagonistin.
So richtig vom Hocker hauen will einen dieser Mix letztendlich aber dennoch nicht, denn er erzählt nichts Neues und unterhält wenn überhaupt nur oberflächlich. Wirklich interessant wird die Geschichte nur durch den Auftritt Russell Crowes, der hier anscheinend den Nick Fury der Monster und Götter mimt und bereits einige wirklich hübsche Anspielungen auf die Zukunft des Franchises macht und somit deutlich das Interesse an weiteren Kapiteln weckt. Und obwohl "Die Mumie" als Ganzes nicht immer überzeugt, bin ich gerne bereit, mich auf dieses neue Film-Universum einzulassen.
Fazit: Solider Action-Blockbuster, der jedoch weder in den aufwendigen Materialschlachten noch bezüglich Geschichte und Charaktere Neuland betritt. Der Wink hin zu einem großen Monster-Franchise zeigt sich hier jedoch bereits von seiner interessanten Seite.
Note: 3
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