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Young Adult

Mavis Gary (Charlize Theron) ist siebenunddreißig Jahre alt, Single, Alkoholikerin und arbeitet als Ghostwriterin für eine mittlerweile aus der Mode gekommene Teenie-Romanreihe. Als sie eines Tages von ihrer alten Highschool-Flamme Buddy Slade (Patrick Wilson) eine Einladung zur Babyparty für seinen neugeborenen Sohn erhält, wittert die ihren jungen Tagen nachsehnende Mavis die Chance, ihren Ex wieder zurückzuerobern... obwohl dieser mit der Musikerin Beth (Elizabeth Reaser) verheiratet ist. Mavis kehrt in ihre alte Heimat zurück und trifft dort auch ihren alten Schulkollegen Matt Freehauf (Patton Oswalt) wieder, der dringlichst versucht, Mavis die Pläne zur Zerstörung von Buddys Ehe auszureden.

Der Titel dieser Drama-Komödie beruft sich zum einen auf das Genre der Romanreihe, welche die Protagonistin hier beruflich zu Papier bringt als auch auf den Teil ihres Lebens, mit welchem Mavis nun hadert. Sie gibt sich nach außen noch immer jung und sexy, weiß aber auch, dass sie diesen erfrischenden Part ihres Lebens eigentlich hinter sich hat. Diese Sorgen ertränkt sie in Alkohol und unbedeutendem Geschlechtsverkehr und einzig das plötzlich auftauchende Ziel, ihre alte Flamme wieder in die Arme zu schließen und so zu beweisen, dass sie noch immer die heiße School-Queen von damals ist, scheint ihrem sinnlosen Weg wieder einen Sinn zu geben. Das klingt schon ziemlich ernst und obwohl Jason Reitman seinen Film als Komödie tarnt, so wird ähnlich wie in seinem meisterhaften "Juno" deutlich, dass hier deutlich mehr dahintersteckt... vielleicht sogar noch deutlicher als in Reitmans vorangegangenem Werk.
Die Lacher, die Reitman hier erzielt, fallen nicht laut aus. Eher verstecken sich gerade angesichts von Charlize Therons fabulöser Leistung eher etliche Schmunzler, die zumeist jedoch auch sogleich eine traurige Art an sich haben. Wie Reitman diesen faszinierenden und mit seinem Leben in einer Sackgasse gelandeten Charakter seziert, auseinandernimmt und beleuchtet, das ist in manchen Momenten ungemein komisch, in der nächsten Szene jedoch wieder dramatisch. Es gelingt ihm, dieses Miststück, welches Theron's Mavis Gary hier an der Oberfläche sein will oder irgendwie sein muss, zu einer handelnden Figur zu machen, für die sich der Zuschauer interessiert... und das, obwohl diese Figur als Hauptaugenmerk die Zerstörung einer friedlichen Ehe ins Auge gefasst hat. Das ist, wenn man mal ein wenig hinter die Psyche dieser ziemlich verstörten Frau blickt, schon recht harter Tobak und resultiert vor allem im letzten Drittel in einigen entblätternden Szenen, die es wahrlich in sich haben. Das klingt nun schwerer, als es letztendlich ist, denn einigen Längen zum Trotz bewahrt Reitman eine gewisse Leichtfüßigkeit... diese aber auch nicht immer.
Die dramatischen Aspekte seiner Geschichte schwellen immer unter und funktionieren dahingehend gut, bis Reitman diese im letzten Drittel plötzlich voll nach vorne schnellen lässt. In diesem Momenten haben sie eine gewisse Wucht, wirken aber manchmal auch etwas arg gewollt. Die leise Psychologie-Nummer, während welcher der Regisseur seine Hauptfigur beleuchtet, fällt in einigen etwas zu harschen Dialogen und Beichten zu sehr aus dem Rahmen - hier wären weniger Worte und mehr offensichtliche Gesten angebrachter gewesen. Obwohl "Young Adult" später also ein wenig schwächelt, darf es immer noch als gelungener, zumeist sehr detailreicher und vor allem klug geschriebener Film durchgehen, der sich mit Empathie und streckenweise erschreckender Ehrlichkeit über den Aspekt eines Menschenlebens auslässt, vor dem wir alle Angst haben: Der, wenn plötzlich der Sinn verloren geht. Das ist nicht schön und sicherlich nicht immer unterhaltsam, aber es lässt einen zumindest nachdenken. Und wer das nicht will, darf "Tully"-Star Theron sowie einem bemerkenswert agierenden Patton Oswalt immerhin noch bei einigen grandiosen Schauspielleistungen zusehen. Und das ist letztendlich eigentlich auch schon mehr als genug.

Fazit: Ein schonungsloses und ehrliches Drama, getarnt als bitterböse Komödie, die uns manchmal lachen und dann wieder schlucken lässt. Trotz einiger Längen und einem etwas zu gewaltigen Rutsch ins Über-Drama-Fach überzeugt der Film vor allem dank der eigenwilligen Performance seiner Hauptdarstellerin.

Note: 3+




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