Direkt zum Hauptbereich

Contagion

Beth Emhoff (Gwyneth Paltrow) kehrt von einer Dienstreise in Asien in ihre Heimat Minneapolis zurück, wobei sie sich kränklich fühlt. Unwissend hat sie jedoch einen tödlichen Erreger mit in die USa gebracht, der sich nun, aufgrund der globalen Vernetzung, rasend schnell über die ganze Weltkugel hinweg verbreitet. Die Regierung steht vor einem schier unlösbaren Problem, wie es die Ärztin Dr. Erin Mears (Kate Winslet) treffend beschreibt: Der Virus ist unsichtbar, ungemein ansteckend und nimmt einen furchtbaren Verlauf. Während die Welt versucht, die Krankheit einzudämmen, lehnt sich die Menschheit gegen den tödlichen Feind auf...

Es erstaunt nicht, dass "Contagion" während des Ausbruchs der Corona-Pandemie urplötzlich zu einem der meistgesehenen Filme auf diversen Streaminganbietern wurde. Die Handlung weist beinahe unheimliche Parallelen zu unserer jetzigen Realität auf, auch wenn das Virus im Film natürlich wesentlich gefährlicher und allgemein tödlicher ist als der COVID-19-Erreger, mit dem wir uns nun seit rund einem halben Jahr auch in Deutschland herumärgern. Um den Frust also ein wenig herauszulassen und sich der Thematik von einer fiktiven Seite aus zu nähern (die immerhin erträglicher ist als diese furchtbare Realität da draußen), wurde der 2011 veröffentlichte Pandemie-Thriller von "Unsane"-Regisseur Steven Soderbergh plötzlich zu einem echten Streaming-Hit... und das gar bis heute.
Sieht man sich den Film mit dem Wissen um unsere heutige Pandemie an, verursacht "Contagion" aufgrund der erschreckenden Parallelen durchaus eine Gänsehaut. Damals konnte man es als Laie nur erahnen, heute sieht man aber unabdinglos, dass Soderbergh und sein Team während der Produktion des Films ungemein detailliert ans Werk gingen. Schon damals drehte sich nämlich vieles um Reproduktionszahlen, um Abstandhalten, Masken, Quarantäne und Kontaktverbote. Alles Dinge, die heute zu unserem Alltag gehören und die Soderbergh bereits vor neun Jahren in seinem Thriller mit einbaute. Kaum ein Film aus der Vergangenheit kann dem heutigen Leben wohl näher kommen und das sorgt dann das ein ums andere Mal für ein gehöriges Gefühl des Unwohlseins. Das dürfte auch daran liegen, dass Soderbergh seinen Film, wie von ihm gewohnt, bemerkenswert kühl inszeniert - er interessiert sich mehr für die trocken vorgetragenen Fakten als für emotionale Charakterszenen. Das sorgt dafür, dass wir mit den Figuren selten mitfühlen, dafür entwirft der Regisseur ein ebenso erschreckendes wie faszinierendes Bild einer globalen Pandemie.
Dabei entstehen Bilder, die einem so schnell nicht mehr auf den Kopf gehen: Hunderte Menschen, zusammengepfercht in einer großen Lagerhalle. Überfälle auf Apotheken und Lebensmittelausgaben. Soderbergh findet genau die richtige, düstere Stimmung, um solcherlei Szenen nicht zu überzeichnen, dabei aber dennoch ein finsteres Bild zu zeichnen. Es ist darüber hinaus aber schade, dass er seinen Schauspielern zwar genug zu tun gibt, um teils herausragende Leistungen herauszukitzeln, sich für die Charaktere, die sie verkörpern, aber weniger interessiert. Trotz eines wuchtigen Star-Ensembles bleibt "Contagion" eine klare Zusammenarbeit aus allen Faktoren, wobei Einzelschicksale erzählt werden, aber sicherlich nicht den Rahmen stellen. Das ist dann manchmal nicht ganz so emotional, wie man es sich bei solch einem Thema wünschen würde, aber auch das ist sicherlich gewollt. Herausstechen tut unter den Stars letztendlich keiner so richtig, da sie alle gut sind. Im Zweifelsfall mag man Kate Winslet im dramatischsten Part des Films als auch "Hautnah"-Star Jude Law, der als trickreicher Verschwörungstheoretiker so einige kleine Highlights auf sich verbuchen darf, noch die Krone aufsetzen.

Fazit: "Contagion" ist ein intensiver Thriller mit einer ungemein realistischen Note, detailliert inszeniert. Dabei verwertet der Film wesentlich mehr Energie auf ein schreckliches Zukunftsbild, was die Einzelschicksale emotional unterkühlt agieren lässt.

Note: 3+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Meine Erstsichtungen vom 08.07.24 bis zum 14.07.24

Girl You Know It's True: Musiker-Biopic von Simon Verhoeven, mit Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer, Bella Dayne, Mitsou Young und Graham Rogers Dem Film über das umstrittene Musik-Duo Milli Vanilli gelingt das Kunststück, einerseits ungemein unterhaltsam zu sein und andererseits einen der größten Skandale der Musikgeschichte zu erzählen, ohne ihn großartig auszuschlachten. Stattdessen gibt der Film den beiden verrufenen Künstlern ihre Würde zurück, indem er die Hintergründe des Aufstiegs und Falls der beiden Ikonen genau dezidiert und dabei nicht wütend mit dem Finger auf einen bestimmten Schuldigen zeigt - das ist dann auch für Kenner noch hochinteressant, bisweilen spannend und mit einigen emotionalen Tiefschlägen ausgestattet. Trotz einiger Längen hält Simon Verhoevens Regie den Film durchweg am Leben, die Musikszenen sind energetisch inszeniert. Zudem wissen nicht nur Tijan Njie und Elan Ben Ali in den Hauptrollen durchweg zu überzeugen, sondern auch Matthias Schw...

Cold Comes the Night

Die alleinerziehende Mutter Chloe (Alice Eve) leitet ein heruntergekommenes Motel, wo immer wieder zwielichtige Gäste eintrudeln und sogar die örtlichen Prostituierten ein Zimmer nehmen, um sich mit ihren Kunden zu vergnügen. Für Chloes Tochter Sophia (Ursula Parker) ist dies kein geeigneter Wohnort, findet das Jugendamt, und droht deswegen sogar damit, sie Chloe wegzunehmen. Als eines Abends ein mysteriöser Reisender (Bryan Cranston) um ein Zimmer für eine Nacht bittet und sich bereits am Empfang merkwürdig verhält, wird Chloe bereits hellhörig. In der Nacht fallen plötzlich Schüsse und zwei Bewohner der Appartements werden tot aufgefunden. Doch ist dies erst der Beginn einer wahren Tortur, durch welche Chloe in den nächsten Stunden noch wird gehen müssen... Es gibt durchaus einige Filme, bei denen ich mich nachträglich mehr als gewundert habe, warum diese nicht das Licht der Leinwand erblickt haben, sondern direkt für den Heimkinomarkt ausgewertet wurden - noch vor Zeiten von großen ...