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Wo ist Fred?

Fred Krüppers (Til Schweiger) will seiner geliebten Freundin Mara (Anja Kling) endlich einen Antrag machen. Im Weg steht dabei nur Maras verzogener Sohn Linus (Ramon Julia König), welcher Fred nur in der Familie akzeptieren will, wenn der ihm einen originalen, signierten Basketball von Spielmacher Mercurio Müller (Drazan Tomic) besorgt. Dieser wird bei jedem Spiel aber ausschließlich in die Behinderten-Tribüne des Stadions geworfen, weswegen er für Fred unerreichbar scheint. Nach einer Idee seines Kumpels Alex (Jürgen Vogel) gibt sich Fred als Behinderter aus und ergattert den begehrten Ball tatsächlich... muss jedoch noch eine Woche länger in der Rolle als Rollstuhlfahrer verharren, da die Prämie erst dann an ihn ausgeschüttet werden soll. Als wäre dies nicht schlimm genug, soll er auch noch in einem Imagefilm der Regisseurin Denise (Alexandra Maria Lara) auftreten, in die sich Fred dabei prompt verliebt. 

Eine der erfolgreichsten deutschen Komödien im Jahr 2006 war "Wo ist Fred?" nach einem korrigierten Drehbuch von Bora Dagtekin... und das obwohl die Story, die ehemals international verkauft werden sollte, in den USA gar keinen Anklang fand. Man muss zugeben, dass die gesamte Ausgangssituation dabei nicht nur vollkommen blödsinnig, sondern im Zweifelsfall auch, angesichts eines solchen Themas, schwierig klingen kann... denn Witze auf Kosten von Behinderten erreichen rasch eine diskriminierende Ader. Solcherlei Fehlern weicht der Film aber recht gekonnt aus, indem er die an den Rollstuhl gefesselten Menschen wesentlich cleverer und herzlicher agieren lässt als Betrüger Fred oder dessen vollkommen durchgeknallte Verlobte. Das ist kalkuliert, aber passt hier somit, da natürlich auch die Titelfigur am Ende des Films seine Lektion gelernt hat.
Bis es soweit ist, kann man sich jedoch auf rund 110 Minuten freuen, in denen die Gagdichte erfreulich dicht ausfällt und den Machern rund um Regisseur Anno Saul immer wieder neue Szenarien eingefallen sind, um die darüber hinaus ziemlich dünne und die innere Logik arg zerfasernde Geschichte doch noch am Köcheln zu halten. Dass diverse Momente und auch ganze Szenen dabei geklaut sind, ist eigentlich halb so schlimm. Denn wen kümmert es schon, wenn die ganze klassische Restaurantszene, in welcher Fred in zwei unterschiedlichen "Personen" zwei verschiedene Dates absolvieren muss, ganz klar von "Mrs. Doubtfire" entliehen ist (inklusive einzelner Gags), wenn die Lacher dabei dennoch noch so zuversichtlich ihr Ziel treffen. Natürlich sitzt nicht jede Pointe und einige Charaktere werden dank der Handlung, die ihre Figuren eben immer gerade so clever strickt, um das ganze Grundgerüst nicht einstürzen zu lassen, doch zu ziemlichen Dummdödeln gezeichnet. Am schlimmsten trifft es dabei gar Alexandra Maria Lara, die zwar eine sympathische Performance hinlegt, angesichts der Tatsache, dass sie sogar in diesem Bereich arbeitet und privat involviert ist, aber nicht hintersteigen darf, dass Fred hier nur eine maue Darstellung anbietet. Aber gut, ansonsten würde eben der ganze Film nicht funktionieren, weswegen man es mit der inneren Logik einfach nicht so genau nehmen und stattdessen über ein paar herrliche Einzelszenen lachen sollte.
Dass diese dann doch funktionieren, liegt vor allem am Darsteller-Ensemble. Sogar Til Schweiger agiert in der Hauptrolle auf komödiantisch enorm hohem Niveau, beweist Timing, Selbstironie und Charme. Die Nebenfiguren sind dabei genre-typisch noch ein wenig schillernder gestrickt, wobei "Traumschiff Surprise"-Star Anja Kling aus der kratzbürstigen Verlobten ein absolutes Maximus herausholt. Den Vogel abschießen, im wahrsten Sinne des Wortes, tut jedoch Jürgen Vogel als Freds bester Freund, der den armen Betrüger mit saloppen Ideen immer wieder in ein neues Unglück führt und darüber hinaus dafür zuständig ist, Bekannte und Freunde hibbelig zu informieren, um nicht selbst mit aufzufliegen. Ebenfalls ein Blick wert ist "Stromberg"-Star Christoph Maria Herbst, der sogar im emotionalen Finale noch einmal mitwirken darf, vorher aber auch gezielt Lacher absahnt. Die Darsteller agieren dabei sicher und spielfreudig und spielen sich wunderbar die Bälle zu, sodass keiner dem anderen die Schau stiehlt.

Fazit: Natürlich ist der Plot und das Grundgerüst von "Wo ist Fred?" vollkommener Blödsinn und lässt auch die naiv geschriebenen Charaktere oftmals ziemlich blöd dastehen. Die Gags treffen aber sicher ihr Ziel und auch die Darsteller beweisen ein teils hervorragendes Comedy-Timing, sodass die Sichtung dennoch viel Spaß machen kann... trotz des sensiblen Themas.

Note: 3+





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