Direkt zum Hauptbereich

Der Spion von nebenan

Weil er seinen letzten Auftrag gehörig in den Sand gesetzt hat, wird der ehemalige Special-Forces-Soldat und nun CIA-Agent JJ (Dave Bautista) nicht nur zum Partner der tollpatschigen Bobbi (Kristen Schaal), sondern auch zu einem scheinbar öden Auftrag verdonnert, der so etwas wie seine letzte Bewährungschance sein soll. Die alleinerziehende Mutter Kate Newton (Parisa Fitz-Henley) soll heimlich überwacht werden, da die CIA die Chance sieht, dass ihr Schwager, der gefürchtete Terrorist Victor Marquez (Greg Bryk), zu ihr Kontakt aufnehmen könnte. Kurz darauf werden JJ und Bobbi jedoch enttarnt... und das ausgerechnet von der neunjährigen Tochter des Ziels, Sophie (Chloe Coleman). Diese erpresst den raubeinigen JJ schließlich, um Zeit mit ihm zu verbeingen und etwas über die Methoden der CIA zu lernen. 

"Der Spion von nebenan" fällt in die Kategorie "Hat man schon tausendmal gesehen". Das muss ja im Grunde nichts Schlechtes sein, kann sich eine gewisse Innovation doch auch noch unter einer ziemlich altbekannten Grundidee noch verstecken, dennoch ließen Trailer und Vorabinformationen zu der Actionkomödie nun nicht unbedingt den Verdacht zu, dass man hier großartig anders verfahren würde als in kurzweiligen Comedys der Marke "Kindergarten Cop" oder "Der Babynator". Hüben wie drüben wird dann auch ein großer Actionstar besetzt, der eigentlich durch härtere Stoffe bekannt ist, hier nun aber plötzlich den Babysitter geben soll, wenn auch diesmal durchaus unfreiwillig. Diesmal heißt der anfangs raue, später aber natürlich sehr gutmütige und warmherzige Hüne aber nicht Arnold Schwarzenegger oder Vin Diesel, sondern Dave Bautista. Dieser machte sich in den letzten Jahren vor allem als Teil der "Guardians of the Galaxy" und somit auch der "Avengers" einen Namen als herrlich ironischer Drax the Destroyer und eben als Teamplayer unter zahlreichen Superhelden, beweist nun aber auch, dass er an der Front als Hauptdarsteller ebenfalls eine sehr solide Vorstellung abgeben kann.
Wo es ihm nämlich an der enormen Kernigkeit seiner Kollegen fehlt, da kann er mit Selbstironie punkten. Bautista zeigte bereits in den Marvel-Filmen sein großartiges Timing in Bezug auf manchmal stille, manchmal auch lautstarke Gags und das setzt er hier, wenn auch auf anderem Terrain, fort. Natürlich sind das keine hochtrabenden Witze, sondern alles ziemlicher Mainstream - die Pointe eines Gags sieht man schon lange, bevor diese schließlich um die Ecke kommt. Trotzdem werden diese Momente, so vorhersehbar sie auch sein mögen, sympathisch ausgespielt und von dem charmanten Hauptdarsteller-Duo transportiert. Neben Bautista überzeugt nämlich auch die junge Newcomerin Chloe Coleman, die in der Rolle des frechen Kindes glücklicherweise niemals nervt, sondern eine schlagfertige und teils sehr spaßige Performance abliefert. Von den Nebendarstellern kann sich indes aber niemand so recht freispielen, was sogar für manch einen negativen Schlag sorgt. "Männertrip"-Star Kirsten Schaal wird beispielsweise als wilder Sidekick in den Ring geworfen, ihre zumeist veralberten und bemühten Gags wollen aber nie wirklich zünden, wirken gar eher nervig. Die Rolle des aus "Hangover" bekannten Ken Jeong fällt indes so klein und vergessenswert aus, dass man über diese Besetzung dann auch nicht weiter nachdenken muss.
Der Rest ist dann erwartungsgemäß überraschungsfreies und ziemlich klar durchstrukturiertes Comedy-Kino, dessen weitere Handlung ebenso egal wie vermurkst ist und dessen Actionszenen zwar löblich handgemacht, darüber hinaus aber auch ziemlich lau ausgefallen sind. Leben tut "Der Spion von nebenan" also ganz klar von seinen charmanten Darstellern und dem unaufdringlichen, zumeist auch ulkigen Humor, an den Seitenrändern gibt es aber wenig bis nichts zu finden. Das hat man angesichts dieser Storyidee, die wir eben auch schon x-mal kennen, aber auch nicht erwartet und ist deswegen im Grunde schon froh genug, dass der Film als Ganzes funktioniert. Über eine Fortsetzung wird gerüchteweise, trotz der dank der Corona-Pandemie doch recht lauen finanziellen Zahlen, zumindest schon nachgedacht. Ob man von einer im Grunde kopierten Idee, die hier glücklicherweise solide funktioniert hat, nun aber noch einen Nachklapp braucht, darüber darf man wirklich gerne diskutieren. Bis dahin kann man "Der Spion von nebenan" aber kurzweilige anderthalb Stunden verbringen, die etwas für das Herz und fürs Zwerchfell übrig haben. 

Fazit: Erwartungsgemäß überraschungsarme und ganz klar nach Schema F produzierte Action-Komödie, die dank ihrer beiden charmanten und selbstironisch auftretenden Hauptdarsteller aber immer wieder starke Einzelszenen locker für sich entscheiden kann.

Note: 3






Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid