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Das Morgan Projekt

Morgan (Anya Taylor-Joy) wurde aus synthetischer DNA erschaffen und gleicht dabei optisch einem normalen Menschen, wobei sie innerlich aufgrund verschiedener Experimente mit ihrem Körper und ihrer Seele ungeheure Kräfte freisetzen kann. Das Wissenschaftsprojekt steht nach einem brutalen Zwischenfall im Labor auf der Kippe, weswegen die Risikomanagement-Beraterin Lee Weathers (Kate Mara) von einer Außenstelle engagiert wird, um den Fall zu untersuchen. Während Weathers sowohl Morgan als auch das kleine Team, welches sich mittlerweile familiär zu der offenbar jungen Frau hingezogen fühlt, kommen ihr Zweifel am Projekt und sie überlegt, den Stecker zu ziehen. Dies löst in Morgan eine Kurzschlusshandlung aus und sie wird zu einer Gefahr für das gesamte Team...

Als Erstlingswerk sogleich mit Regielegende Ridley Scott zusammenzuarbeiten, welcher diesen Sci-Fi-Thriller auf dem Produktionsstuhl mitbegleitete, muss sich für Regisseur Luke Scott wie die Erfüllung eines großen Traumes angefühlt haben. Nun liegt das Talent natürlich irgendwie in der Familie und Luke dürfte wesentlich weniger Probleme dabei gehabt haben, seinen Vater von dem Stoff zu überzeugen, als es "Normalos" gehabt hätten. Wenn man bedenkt, dass Scott zuvor aber nur einen Kurzfilm überwacht hat und "Das Morgan Projekt" somit sein erster abendfüllender Spielfilm ist, muss man sagen, dass er sich dabei nicht schlecht aus der Affäre gezogen hat. Der Film ist beinahe durchweg gut inszeniert, einen ansprechenden Cast gibt es obendrauf und Scott hat sowohl die ruhigen, atmosphärischen Momente als auch die etwas knalligeren und gelegentlich recht blutigen Actionszenen bemerkenswert gut im Griff. Das macht "Das Morgan Projekt" aber leider nicht zu einem guten Film.
Als mainstreamigere und wesentlich zugänglichere Variante zum oscarprämierten "Ex Machina" wurde dieser Film, der im Dezember 2016 in die deutschen Kinos kam, angesehen und das kann man tatsächlich ganz gut so stehenlassen. So stellt Scotts Werk zwar durchaus exestenzielle Fragen über das Menschsein und die Rechte, die ein lebendes Wesen (auch wenn es nur aus dem Reagenzglas stammt) haben oder auch nicht haben sollte. Was macht uns lebendig? Was macht uns gefährlich? All diese Fragen, wenn sich Scott überhaupt weiter mit ihnen beschäftigt, werden hier aber nur sehr oberflächlich angekratzt, um dem Werk nicht seine recht simple Geradlinigkeit zu nehmen. Man fragt sich schon, warum er überhaupt so viel Zeit auf sich nimmt, um sowohl die Ausgangssituation als auch die dennoch ungemein farblose Ansammlung an Klischee-Charakteren zu ergründen, wenn er sich später doch arg konventionell in die Fahrwasser des Genres begibt. Denn natürlich bricht das zuvor so gut gehütete Experiment irgendwann aus seinem Glaskasten aus, damit daraus ein Überlebenskampf für alle Anwesenden entstehen kann. Da alle Figuren jedoch aus dem Setzbaukasten des Genres stammen, mag man mit diesen allzu einfallslos geschriebenen Opfern und Tätern auch nicht recht mitfiebern.
Da ist es schon traurig, dass Scott seine namhafte Besetzung so wirkungslos verpuffen lässt, wobei echte Könner wie Michelle Yeoh oder "Jurassic World"-Star Toby Jones wenig bis gar nichts zu tun bekommen. So richtig freispielen kann sich einzig und allein, und das ist angesichts ihrer Vita auch keine Überraschung, Anya Taylor-Joy, die in der Titelrolle eine bemerkenswerte Kraft vereinigt und somit als einzige so etwas wie eine Gefühlsregung beim Zuschauer entfachen kann. Irgendwie also ironisch, dass die einzige Figur, die den Zuschauer zu berühren vermag, kein echter Mensch ist. Im direkten Vergleich mit der etwas diffus gezeichneten Lee Weathers, die von "Transcendence"-Star Kate Mara kühl und abgeklärt dargeboten wird, gewinnt Morgan das Duell spielerisch. Gegen Ende gibt es dann noch eine nicht wirklich originelle, aber immerhin überraschende Wendung, die man so nicht direkt hat kommen sehen und hat sich auch zuvor auf oberflächliche Art und Weise unterhalten lassen. Das geschieht dann zwar zumeist über den gelungenen Look und eine dichte Atmosphäre, aber das ist immerhin besser als nichts. Also kein ganz großer Wurf aus dem Hause des Scott-Sprösslings, für den ersten Versuch nun aber auch nicht übel.

Fazit: Geradliniger Sci-Fi-Thriller nach bekanntem Muster, welcher seine im Kern komplexen Fragen arg oberflächlich und effekthascherisch behandelt. Trotz stereotyper Charaktere kann Regisseur Scott bisweilen dank einer griffigen Inszenierung Spannung und Atmosphäre erzeugen.

Note: 3-





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