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Onward - Keine halben Sachen

 Die Welt ist von Fabelwesen bewohnt, doch die Magie ist förmlich aus ihr verschwunden. Es gab sie zwar, dessen sind sich alle Bewohner bewusst, doch sie wird nicht mehr genutzt, da sich Elfen, Feen und Co. mittlerweile ganz auf die moderne Technik verlassen. In dieser Welt, die unserer nicht unähnlich erscheint, leben die beiden Brüder Ian und Barley Lightfoot. An Ians sechzehntem Geburtstag erhalten beide Brüder urplötzlich ein Geschenk von ihrem längst verstorbenen Vater - die Möglichkeit, ihn für 24 Stunden per Zauberspruch zurückzuholen und somit einen ganzen Tag mit ihm zu verbringen. Als Ian den Zauberspruch aktivieren will, geht mit dem benötigten Magiestein jedoch etwas schief und ihr Vater taucht nur von der Hüfte abseits auf. Daraufhin begeben sich Ian und Barley auf eine abenteuerliche Reise, um einen weiteren Stein zu finden und das Geschenk ihres Vaters doch noch zu nutzen... 

Ein neuer Pixar-Film ist zwar heute nicht (mehr) ein absoluter Garant für eine überdurchschnittliche Qualität, da sich das Animationsstudio in den letzten Jahren etwas zu mainstreamlastig auf die Sicherheit von mal guten, mal aber auch schwachen Fortsetzungen ihrer größten Hits verlassen hat. Kassenschlager waren sie aber allesamt, weswegen es Disney ziemlich böse getroffen haben dürfte, als ausgerechnet der nächste große Film im Animationsbereich rund eine Woche vor der Schließung etlicher Kinos herausgebracht kam. "Onward" lief daher ziemlich außerhalb der großen Beachtung des Publikums und musste das Geld über Streamingdienste wieder einspielen. Das ist generell erst einmal sehr schade, ganz gleich, welche Qualität der Film letztendlich aufweist. Dass "Onward" aufgrund seiner technischen Qualität zudem ein Streifen ist, der auf die große Leinwand gehört, lässt sich keinesfalls wegdiskutieren - darüber hinaus ist Pixar diesmal aber kein neues Meisterwerk gelungen.
Das liegt zum einen daran, dass dem Studio mal wieder eine ebenso skurille wie einmalige Ausgangssituation eingefallen ist, aus dem sie diesmal aber recht wenig machen. Tatsächlich tummeln sich in "Onward" nun kaum mehr Details, für welche man den Film immer wieder sehen will. Stattdessen werden wir mit einer recht vorhersehbaren Handlung vertröstet, die zwar immer wieder über kleine und große Highlights rast, darüber hinaus aber doch eher dünn erscheint. Emotionales Gewicht erhält der Plot durch die Zusammenführung seiner drei Hauptfiguren, die einige schöne Konflikte austragen müssen und über ihr gemeinsames Abenteuer (noch weiter) zusammenwachsen. Das ist nicht unbedingt neu, aber mit Charme erzählt und erreicht während des Showdowns seinen Höhepunkt - dort kracht es dann nicht nur gewaltig, sondern der Film erreicht sein Publikum mit einer dramatischen Wendung, die ebenso traurig wie frohsinnig stimmt, auch auf der Gefühlsebene. Davor hat es dank der geradlinigen und nicht sonderlich einfallsreichen Handlung aber auch einiges an Leerlauf gegeben, der nur sporadisch dank manch einer brillanten Actionszene oder kleinen, wenn auch nicht immer treffsicheren Gags wieder ausgeglichen wird. Besonders die Nebenfiguren bleiben in diesem Trubel zurück, was gleich doppelt verwundert, da man an der Oberfläche nämlich eigentlich ordentliches Potenzial vorgibt und zudem ein sehr übersichtliches Figurenensemble anbietet, bei welchem es simpler gewesen wäre, diverse Randfiguren zu fokussieren.
Das klingt nun alles etwas strenger, als es letztendlich ist: Die meist schnöde Animationskonkurrenz schlägt auch "Onward" immer noch mit links. Animationstechnisch ist der Film besonders hinsichtlich der Umgebungen und Details ein echter Augenschmaus, die Regie ist einfallsreich, die Synchronisation ohne nervige und untalentierte Fernsehgesichter absolut vorbildlich. Trotzdem muss sich Pixar gerade aufgrund seiner vorangegangenen Meisterwerke (und mit "Alles steht Kopf" und "Coco" wies das Studio in den letzten Jahren ja auch wieder klar in diese Richtung) auch mit sich selbst messen und dahingehend bietet dieses Fantasy-Abenteuer dann doch deutlich weniger als erwartet und erhofft. Kids werden dank der flotten Action und der sympathischen, wenn auch etwas zu glatten Charaktere ihren Spaß haben und kurzweilige Unterhaltung ist ohnehin geboten. Darunter tummelt sich dann aber doch recht wenig und erst wenn die Handlung nach der Halbzeit etwas mehr an Fahrt aufgenommen hat, wird man auch emotional abgeholt. Das ist sicherlich nicht nichts, aber für einen Film der Marke Pixar doch etwas wenig.

Fazit: Technisch herausragendes, darüber hinaus aber erstaunlich seichtes Animationsabenteuer, welches immer wieder mit spaßiger Action und kleinen Einfällen abholt, ansonsten aber auch mit Leerlauf und einer eher mauen Handlung zu kämpfen hat. Diesmal leider kein großer Wurf seitens Pixar.

Note: 3





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