Unter der Woche arbeitet Jim Bennett (Mark Wahlberg) als Professor für Literatur an einer Universität, wobei er seinen Studenten weniger Mut als viel mehr Resignation einflößt. In seiner Freizeit jedoch lebt Bennett förmlich in Casinos und spielt sich die Seele aus dem Leib. Vom Tisch entfernen kann er sich nicht - er spielt in seiner Sucht, bis nichts mehr übrig ist. Das sorgt letztendlich für einige saftige Schulden bei diversen Kredithaien, unter anderem auch bei dem gefährlichen Frank (John Goodman), der Jims Familie droht, wenn dieser sein Geld nicht wiederbeschafft. Doch für Jim stellt sich nicht die Frage, ob er mit seiner Sucht aufhören kann... sondern nur, wie er anschließend wieder an Geld kommt, um dieses am Spieltisch zu verprassen.
Nein, das hier ist kein brutaler Rache-Thriller. Kein Actionfilm über einen alleinigen Mann, der sich gegen die finsteren Gangster, die ihm nach Geld und Leben trachten, hinwegsetzt. Solcherlei Gedanken können einem bei Titel, Trailer und auch bei der Besetzung des Hauptdarstellers durchaus kommen, doch der Film von "Planet der Affen"-Regisseur Rupert Wyatt ist im Kern viel mehr ein ziemlich schmerzliches Drama, ohne aber auch dabei in kitschige oder tränendrückende Momente abzudriften. Viel mehr tut es richtig weh, Bennett an den Tischen zu sehen, wie er immer und immer wieder spielt... wissend, dass jede Glückssträhne irgendwann reißt, wenn man schlichtweg nicht mehr aufhört. Wyatt riskiert einen interessanten, so noch nicht gesehenen Blick auf das Leben und das Handeln eines Spielsüchtigen: Bennett geht es nicht darum, das große Geld zu machen, was im weiteren Verlauf des Films immer eindeutiger wird. Er will kein Auto, kein Haus, keinen Reichtum. Er will und muss spielen. Und dass hinter dieser Sucht kein Ausweg zu stecken scheint, den man durch einen endlichen Gewinn einer hohen Summe finden könnte, macht die Situation noch vertrackter.
Der Zugang zur Hauptfigur fällt dem Zuschauer angesichts seines verwirrenden Gefühlsspiels nicht immer leicht. Die Schuld des Hauptdarstellers ist das allerdings nicht, da "In meinem Himmel"-Star Mark Wahlberg seinem Jim Bennett ein enormes Feuer verleiht. Insbesondere die Wortgefechte mit seinen mal schläfrigen, mal schlichtweg erschlagenen Studenten im Hörsaal sind eine wahre Freude. Die restlichen Schauspieler werden von Wahlberg an die Seite gedrängt, was besonders für die spätere Oscarpreisträgerin Brie Larson schade ist - wo ihrer Rolle zu Beginn noch eine höhere Bedeutung angeschrieben wird, ist sie später wenig mehr als ein Anhängsel. Für knurrende Gefahr sorgt indes John Goodman, der mit Präsenz besticht, darüber hinaus aber auch nichts Neues liefert. Im Scheinwerferlicht steht also ganz klar Wahlberg, der sowohl das emotionale Zentrum der Geschichte als auch der energiegeladene Punkt ist, der die Handlung am Laufen hält. Das gelingt streckenweise, aber nicht immer, da "The Gambler" innerhalb seiner manchmal etwas monotonen 111 Minuten auch so manch eine Länge offenbart.
Es ist löblich, dass Wyatt sich den Standard-Manirismen einer simplen Dramaturgie verweigert, indem er hier (zumindest zumeist) Charaktere aufeinanderprallen lässt, die allesamt ein ganz eigenes Feuer begleitet. Es gelingt ihm dabei jedoch nicht, die Handlung auch durchgehend spannend zu gestalten, da er sich besonders im etwas ziellosen und fahrigen Mittelteil zu sehr in den monotonen Süchten seiner Hauptfigur verirrt. Die Inszenierung bleibt butterweich, auch die Dialoge haben noch immer dieses Knistern... aber es passiert irgendwann eben auch nicht mehr sonderlich viel, was in den herben Kontrast zwischen der Blockbuster-Inszenierung und dem doch eher sanften Charakterstudium fällt. Auch zu diesem Zeitpunkt bleibt "The Gambler" ein mindestens solider, wenn nicht guter Film, so richtig kann er sich aber nicht mehr aus seinem etwas zu eng gestrickten Hemd befreien. Während eines bemerkenswert klein gehaltenen und dennoch elektrisierenden Showdowns kann man aber schlussendlich wieder mitfiebern.
Fazit: "The Gambler" liefert einen interessanten, ungeschönten Blick auf das Leben eines Spielsüchtigen, getragen von einer feurigen Performance von Mark Wahlberg, allerdings auch mit einigen Längen.
Note: 3
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