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The Lodge (2019)

Nach dem schrecklichen Selbstmord ihrer Mutter Laura (Alicia Silverstone) haben die beiden Kinder Mia (Lia McHugh) und Aidan (Jaeden Martell) Schwierigkeiten damit, Grace (Riley Keough) zu akzeptieren. Sie war bereits vor Lauras Tod die neue Freundin des Vaters Richard (Richard Armitage) und hat nun einen besonders schweren Stand. Um zu den Kindern vordringen zu können, plant Grace, die Weihnachtsfeiertage in einer abgelegenen Hütte zu verbringen - mit durchgeplanten Tagen voller Aktivitäten. Aidan und Mia stehen der Idee ablehnend gegenüber, fahren jedoch nach einer Ansage Richards mit... um kurz darauf mit mysteriösen und schließlich durchweg gefährlichen Ereignissen in der einsamen Hütte konfrontiert zu werden.

Dass hier kein ganz normaler, mainstreamiger Horrorfilm auf uns warten würde, war im Grunde klar. Jaeden Martell kennt sich nach seiner Hauptrolle im ersten "Es"-Film von 2017 zwar gut im Horror-Mainstream aus, ist darüber hinaus aber mittlerweile ein viel zu großer Name, um sich für irgendwelchen Murks herzugeben und auch Riley Keoughs Ruf ist viel zu gut als dass man sie für einen unterdurchschnittlichen Slasher heranziehen würde. Tatsächlich konnte "The Lodge" zu Beginn des Jahres dann auch unter Kritikern einiges an Furore hervorrufen, in welchen die Genre-Fans angesichts der ruhigen Inszenierung und eines ziemlich weirden Showdowns, der beinahe ein wenig an verkopfte und faszinierende Ware wie "Hereditary" und "Midsommar" erinnert, nicht ganz einsteigen wollten. Und auch ich kann mich den Lobeshymnen, um es mal überzeichnet darzulegen, hier nicht anschließen.
Dass "The Lodge" hervorragend inszeniert wurde, lässt sich aber keineswegs verleugnen. 
Gerade die Kameraarbeit und der teilweise unerbittliche Soundtrack zeugen von einer hohen Qualität und fangen diese kleine, klischeehafte Hütte mitten im Schnee mit Grauen und Unbehagen ein. Dass sich Veronika Franz und Severin Fiala auf dem Regiestuhl dabei immer wieder in kleine Klischees verirren, ist angesichts der Ausgangslage der Geschichte kaum verwunderlich. Da quietschen Türen, es knallt plötzlich und der Strom ist irgendwann auch weg. Da die Geschichte hier sehr langsam aufgebaut wird und mit dem unangenehmen Familienkonflikt auch menschlichen Brennstoff erhält, steht man solcherlei Horror-Firlefanz von Anfang an etwas skeptisch gegenüber, immerhin verzetteln sich die Macher aber nicht zu arg im Genre-Mainstream und lassen die Hütte und das, was da vermutlich so lauert, eher über leise, atmosphärisch angehauchte Szenen sprechen. Dass es dabei letztendlich nicht nur gruselig, sondern im besten Fall ziemlich verrückt zugeht, dürfte indes nicht jedermanns Geschmack sein.
Viel schwerer wiegt, dass die letztendliche Handlung im besten Fall unoriginell, im schlechtesten Fall müde und öde daherkommt. Natürlich muss am Ende nicht immer eine alles umwerfende Wendung stehen, aber die Macher versuchen, eine herbeizuzaubern, obwohl der Plot diese gar nicht trägt. Das sorgt dafür, dass "The Lodge" über seine stellenweise quälend langen zwei Stunden immer wieder auf diesen einen Handlungspunkt hinzulaufen versucht, der letztendlich aber vorhersehbar und flach anmutet und daher, wenn es schließlich drauf ankommt, wirkungslos verpufft. Im Finale sehen wir somit zwar noch die ein oder andere intensive Szene und "It Comes at Night"-Star Keough darf da auch noch einmal richtig aus sich rauskommen, auf reiner Handlungsebene ist der Film zu diesem Zeitpunkt aber bereits zum überlangen und verästelten Quatsch verkommen, der sich viel größer macht, als er eigentlich ist. Atmosphärisch dicht ist das an der Oberfläche, darunter aber nicht viel mehr als eine kleine Horrormücke.

Fazit: "The Lodge" überzeugt besonders auf inszenatorischer Hinsicht - einige Bilder brennen sich dank der großartigen Kameraarbeit ins Gedächtnis ein. Auf Handlungsebene gerät der klischeehafte Grusel-Thriller aber bemerkenswert uninspiriert.

Note: 3-




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