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Jack Ryan: Shadow Recruit

Nach den Anschlägen am Elften September kehrt Jack Ryan (Chris Pine) seinem Studium in England den Rücken und geht zum Militär. Während eines Einsatzes in Afghanistan wird er schwer verwundet und kurz darauf im Krankenhaus vom CIA angeworben - man will ihn dort als Analytiker einstellen. Zehn Jahre später arbeitet Ryan dort tatsächlich und das ohne das Wissen seiner Verlobten Cathy Muller (Keira Knightley). Für einen neuen Auftrag soll Ryan nach Moskau reisen, um dort die Bücher des russischen Oligarchen Viktor Cherevin (Kenneth Branagh) zu überprüfen, hat er zuvor doch bedenkliche Finanztransaktionen bemerkt. Tatsächlich plant Cherevin unter der Hand eines russischen Ministers einen Schlag gegen die USA. Als Ryan in Moskau allein auf weiter Flur steht, scheint er der einzige zu sein, der die finsteren Pläne des Terroristen noch vereitlen kann...

In diesem erneuten Reboot rund um die auf den Büchern von Tom Clancy beruhenden Action-Einsätze des CIA-Analytikers Jack Ryan erfahren wir zum ersten Mal in bebilderter Form, was den jungen Mann überhaupt zum Geheimdienst trieb. Diese Vorgeschichte, nach der eigentlich niemand gefragt hatte und die nun in die heutige Zeit verlegt wurde, wird dann noch vor dem Aufploppen des Filmtitels so schnell abgehakt, dass man somit sogleich die Spur dieses Films vorlegt: "Shadow Recruit" ist kein paranoider Thriller wie "Der Anschlag" oder ein durchgetaktetes Actionfeuerwerk wie "Das Kartell". Es ist ein auf die heutigen Sehgewohnheiten zugeschnittener Thriller mit enorm hohem Tempo, einer recht vergessenswerten Geschichte und einigen sehr knackigen Setpieces. Das macht das Werk durchweg unterhaltsam, da man sich aufgrund der hohen Schlagzahl niemals ernsthaft langweilt... viel mehr steckt hinter der wiederholten Neuerweckung dieser Figur aber sicher auch nicht.
Es ist rein gar nichts ärgerlich an diesem Film, tatsächlich ist er durchweg gut gemacht. Die Actionszenen, die insbesondere die zweite Filmhälfte dominieren, wissen zu gefallen, auch wenn hier und da ein wilder Schnitt weniger gut getan hätte. Der Adrenalinpegel in den Szenen, in denen Ryan und seine Kumpanen gegen eine tickende Uhr antreten, sind packend inszeniert. Chris Pine schlägt sich in der Hauptrolle sehr solide und sogar "Tenet"-Star Kenneth Branagh macht aus seinem vollkommen klischeehaften, russischen Bösewicht dank nuancierter, bedrohlicher Gesten noch das Beste. Das Pacing ist hoch und überdeckt dabei eine Geschichte, die ebenso vorhersehbar wie unoriginell ist. Man hat schlichtweg keine Zeit, um darüber nachzudenken, dass das hier eigentlich alles ziemlich mau erzählt ist, da die einzelnen Spannungs- und Actionspitzen schlichtweg zu gut gemacht sind. Nichts Meisterhaftes an dieser Stelle, aber eben gut gemacht. Besonders im Mittelteil erregt eine lange Szene rund um einen Einbruch in ein gut gesichertes Gebäude durch viele kleine Schmankerl die Aufmerksamkeit: Man weiß zwar von Anfang an, wie das ausgehen wird, doch der Weg hin zu diesem klaren Ziel ist in ganz klassischer Miene einfach mal geradliniges und packendes Kino.
Und trotzdem ist eben nichts dabei, was wir in anderen Filmen gleicher Marke nicht schon besser oder zumindest genau so gut gesehen hätten. Bei all der Action und des hohen Tempos fehlt im direkten Vergleich ein etwas kerniger Humor oder auch das Herz. Letzteres wird zumindest versucht einzubringen, doch bleibt die hier ziemlich oberflächlich geschriebene und unglaubwürdig inszenierte Beziehungsgeschichte wenig mehr als eine schnöde Behauptung. Diese dient dazu, einer hochdatierten Schauspielerin wie Keira Knightley auch noch ein wenig Plot zu bieten - wie diese dann jedoch in die ach so geheimen Einsätze ihres Verlobten integriert wird, ist schon arg an den Haaren herbeigezogen und bietet der "Domino"-Schauspielerin auch nur wenig Gelegenheiten, um wirklich zu glänzen. Etwas besser schlägt sich da Kevin Costner als alter Haudegen, dem bereits eine Routine-Leistung genügt, um mit wenigen Worten und kleinen Gesten als heimlicher Star des Films hervorzugehen. Doch bleibt auch seine Figur letztendlich zu glatt - ein Wort, dass man so auch auf "Shadow Recruit" übertragen kann. Es ist eben ein reinrassiger Thriller ohne Ecken und Kanten. Spannend und unterhaltsam, aber auch rasch wieder vergessen.

Fazit: Ein geradliniger Action-Thriller, wie man ihn schon oft gesehen hat. Obwohl die Handlung vorhersehbar ist und auch die Charaktere arg oberflächlich bleiben, gereicht es dem Film dank cleverer, klassischer Spannungsspitzen und einer sauberen Inszenierung noch zu sehr solider Unterhaltung.

Note: 3





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