Raymond Smith (Charlie Hunnam) wird von dem Privatdetektiv Fletcher (Hugh Grant) mitten in der Nacht in seinem Haus besucht. Nach anfänglichen Frotzeleien lauscht Raymond der Geschichte des Detektivs, da in dieser scheinbar eine gewisse Menge an Geld verborgen liegt... und die Geschichte soll beinhaltet manch eine blutige Wendung. Offenbar sind in der Stadt zuletzt einige Dinge geschehen, an denen auch Smiths Arbeitgeber Mickey Pearson (Matthew McConaughey) nicht unbeteiligt sein soll. Dieser ärgert sich nämlich mit mehreren Parteien herum, allesamt nach Waffengewalt und Macht lechzend. Raymond riecht falsche Fährten und Gefahr und lauscht Fletcher dennoch... denn er selbst weiß ebenfalls mehr, als er wirklich zugeben möchte und lauert darauf, seinen eigenen Kopf aus der sich immer weiter zuziehenden Schlinge zu ziehen.
Guy Ritchie ist wieder da! Nun gut, wirklich weg war er nie, doch mit dieser Rückkehr ist augenscheinlich der Guy Ritchie gemeint, der sich mit klassischen und mittlerweile zum Kult aufgestiegenen Gangster-Komödien wie "Snatch" einen ordentlichen Ruf aufgebaut hatte. Diesen zerstörte er durch seine Engagements im Blockbuster-Kino zuletzt zwar nicht (immerhin war sein "Aladdin" das bislang deutlich beste Live-Action-Remake von Disney), doch wünschten sich seine Fans, dass er doch endlich mal wieder einen eigenen Film drehen würde - einen, der von Ritchies sperrigen Stilmitteln lebt. Und dieser Film kam dann im Frühjahr 2020 endlich. Die Erwartungen an "The Gentlemen" waren aufgrund des namhaften Stabes und Casts nicht niedrig und es scheint daher auch nicht unbedingt überraschend, dass Ritchie diese Erwartungen nicht erfüllen kann. Ein spaßiger Gangster-Trip mit allerlei Highlights ist aber dennoch herausgekommen, wenn auch kein neues Meisterwerk.
Denn im Grunde ist alles drin, was sich die Fans wünschen: Schräge Charaktere, gespielt von mehr als spielfreudigen Stars. Knackige Action, scharfe Dialoge, skuriller Humor, eine verzwickte Geschichte und allerlei Zitate und Anspielungen. Alles drin, alles gut gemacht soweit. Gerade die namhafte Starriege, die Ritchie mal wieder verpflichten konnte, macht ihre Sache ungemein gut. Das darf man aber auch erwarten angesichts von Namen wie Matthew McConaughey, Hugh Grant, Charlie Hunnam und Colin Farrell - die fühlen sich in diesem Genre wohl und liefern dahingehend auch ab, wobei vor allem "Codename Uncle"-Star Grant als schmieriger Detektiv und Autor den Vogel abschießt und das in absolut positivem Sinne. Ritchies unvergleichlicher Regiestil und seine messerscharfen Dialoge zünden nach wie vor und besonders in Einzelszenen wissen diese zu gefallen. Fast wie bei Tarantino wird sich dabei in spitzen Zungen unterhalten, es wird viel geflucht und viel sinniert, bevor dann urplötzlich die Pistolen knallen. Das ist nicht mehr originell, aber hervorragend inszeniert, streckenweise sehr lustig und schlichtweg mit Herz und Hirn geschrieben.
Ein wenig überambitioniert wirkt das Projekt letztlich aber auch. Ritchie weiß immerhin, was es für seine Fans bedeutet, wenn er in dieses Genre zurückkehrt und müht sich daher etwas zu arg, diesen auch etwas ganz Großes zu bieten. In den vertrackten Geschichten wird dann manchmal etwas zu viel sinniert und die eigentlich eher dünne Story wird unnötig aufgeblasen. Es tummeln sich etliche Charaktere, von denen kaum einer wirklich interessant ausgeschrieben wird, da dafür einfach nicht genug Zeit bleibt. In den schlechtesten Momenten wirkt "The Gentlemen" daher wie ein Zitat von sich selbst - coole Sprüche und allerlei scharfe Dialoge, aber kein passender, spannender Unterboden, der all das noch irgendwie sinnig zusammenhält. Das zeigt sich auch im letzten Drittel, wenn Ritchie all die losen Fäden nicht mehr zusammenbinden kann und dem Zuschauer beinahe schon ein "Ist doch egal, habt einfach Spaß" vor den Latz knallt. Das ist prinzipiell möglich, angesichts der langen Vorarbeit aber auch nicht wirklich befriedigend, weswgen "The Gentlemen" mit fortschreitender Laufzeit immer mehr an Charme und Esprit einbüßt.
Fazit: Guy Ritchies neueste Gangster-Komödie ist nicht der ganz große Wurf, aber er gibt den Fans genau das, was sie wollen. Scharfe Dialoge, skuriller Humor, gnadenlos gute Schauspieler und eine wirre Geschichte. Das unterhält nicht über komplette zwei Stunden, ist aber dennoch spaßige Unterhaltung von einem, der weiß, wie es geht.
Note: 3+
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