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Das Kartell

In seinem neuesten Fall gerät CIA-Analytiker Jack Ryan (Harrison Ford) in Kontakt mit dem kolumbianischen Drogenkartell rund um Pablo Escobedo (Miguel Sandoval). Dieses soll einen Anschlag auf unschuldige US-Bürger verübt haben und gerät deswegen in den Fokus der Behörden. Um einen Gegenschlag auszuüben, wird ein Special-Forces-Team unter der Leitung von John Clark (Willem Dafoe) eingesetzt, welches Escobedo und seine Männer aufspüren und auslöschen soll. Ryan selbst glaubt jedoch bald, dass hinter diesem brutalen Befehl noch etwas anderes stecken könnte, scheinen doch auch die Berater des US-Präsidenten Bennett (Donald Moffat) ihre eigenen Interessen herauszuziehen. Auch ein Spion soll in die CIA eingedrungen sein. Ryan macht sich daran, das Geflecht aus Verrat aufzulösen, wird dabei jedoch bald selbst zur Zielscheibe von mehreren Fraktionen...

Zum dritten Mal war Jack Ryan im Jahr 1994 in einem spannenden Fall auf den Kinoleinwänden unterwegs - und zum zweiten Mal war Harrison Ford in der ikonischen Rolle zu sehen, nachdem er sie zuletzt in "Die Stunde der Patrioten" verkörpert hatte. Zugleich war es auch das letzte Mal, weswegen man angesichts der Jack-Ryan-Reihe nicht von Kontinuität sprechen kann. Nun verstehen sich die ersten drei Filme zwar als zusammenhängende Reihe, lassen sich aber weitestgehend auch ohne Vorkenntnisse genießen, wenn man dabei Abstriche bei den Beziehungen der Figuren untereinander macht. Für Fans insbesondere des direkten Vorgängers bietet nun auch "Das Kartell" rundum spannende Unterhaltung, auch wenn der zurückgekehrte Regisseur Phillip Noyce rein dramaturgisch ein paar andere Wege beschreitet, die nicht jedem schmecken dürften.
War "Die Stunde der Patrioten" noch ein durchweg spannender, aber auch sehr simpler Thriller, so geht es im Kampf gegen das Kartell rund um Pablo Escobedo (welcher wahre Drogenboss da gemeint sein soll, sollte ein jeder wissen) um mehr. Und dieses "Mehr" muss innerhalb der ersten Dreiviertelstunde dann auch erstmal ausführlich etabliert werden. Es gibt gleich mehrere Fraktionen und das schlitzohrige Spiel vereint dabei mehrere Männer und Frauen, die womöglich falsch spielen. Da sind die CIA, Escobedos Kartell, die zur Rettung eilende Special-Forces-Einheit, der Stab des Präsidenten, der Präsident selbst und mittendrin irgendwo natürlich auch Jack Ryan. Die Etablierung all der handelnden Charaktere, von denen wir bis kurz vor Ende nicht immer wissen, woran wir mit ihnen sind, ist ein recht zähes und teilweise unnötig verästeltes Stück Arbeit. Die Action-Armut tut der Dramaturgie augenscheinlich gut, dennoch hätte man angesichts der vielen Nebenfiguren, die nicht immer genug im Dienste der Geschichte stehen, auch ein wenig streichen können. Letztendlich verstrickt sich die Geschichte nämlich nur deswegen komplexer, weil Figuren nicht unbedingt nach dem erwarteten Leitfaden handeln - der eigentliche Plot ist dann gar nicht mal zu kompliziert.
Dem Unterhaltungsfaktor tut das aber, wenn "Das Kartell" dann das Gaspedal gefunden hat, keinen Abbruch. Dann wird es nämlich auch ordentlich durchgedrückt und dank überraschender Wendungen, knackiger Actionszenen, einer spielfreudigen Besetzung und einigen kritischen Seitenhieben in Richtung der ziemlich fiesen US-Politik kommt eigentlich keine Langeweile auf. Auch wenn der im Fokus stehende Fall für Jack Ryan diesmal keine richtig persönliche Vendetta bereit hält, schmeißt sich Harrison Ford mit gewohnter Energie und leisem Humor und Charme in die Vorstellung, wobei er seinen indirekten Vorgänger Alec Baldwin erneut überflügelt. Unter den Nebendarstellern spielen sich einige stärker hervor, wobei der bereits an zweiter Stelle genannte Willem Dafoe weniger zu tun hat als gedacht und Joaquim De Almeida, Blockbuster-Fans aus dem fünften Teil des "Fast & Furious"-Franchise bekannt, als fieser Hintermann so richtig schön hassenswert agiert. Ein wunderbarer Gegenpart für Ford's Hauptcharakter stellt wiederum "Mission: Impossible"-Star Henry Czerny dar - ein gemeinsames Internetduell der beiden gehört dabei zum Spannendsten, was den Film ausmacht... und da muss dann nicht mal etwas explodieren.

Fazit: Nachdem "Das Kartell" etwas zu umständlich und verworren all seine Handlungsträger an den Platz gebracht hat, gibt der Thriller Vollgas und unterhält Fans des Franchise erneut mit satter Action, einem charmanten Hauptdarsteller und einer ziemlich wendungsreichen und kritisch angehauchten Story.

Note: 2-





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