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Rock N Rolla

Die kriminelle Unterwelt von London befindet sich in den festen Händen von Gangsterboss Lenny Cole (Tom Wilkinson). Der beherrscht durch seinen Einfluss Geldgeber und Richter und schafft es daher, immer wieder unbedarfte Klienten über den Tisch zu ziehen, stets unterstützt von seiner loyalen rechten Hand Archie (Mark Strong). Doch auch ein Lenny Cole hat seine Feinde und diese schaffen es diesmal, ihn so richtig zu linken. Als Cole ein wertvolles Gemälde verliert, befehligt er seinen Männern, den Dieb zu finden und zu ihm zu bringen, damit ein wenig Blut fließen kann. Wer der Dieb ist, ist zwar völlig unklar, ein paar sinnige Verdächtige scheint es aber zu geben: Über den Kleinganoven One Two (Gerard Butler), die verräterische Stella (Thandie Newton) oder auch Coles Geschäftspartner Uri Omovich (Karel Roden), den der Verbrecher ebenfalls über den Tisch ziehen wollte...

Ich glaube kaum, dass ich zu meinen Lebzeiten noch ein Fan von Guy Ritchies arbeiten werde. Das ist im Grunde ebenso schade wie merkwürdig, da seine Filme (wenn er sich denn nicht gerade in den alleinigen Dienst eines Studios stellt, um einen Mainstream-Blockbuster ohne eigene Fingerabdrücke abzuliefern) eigentlich alles besitzen, was mich anspricht. Da gibt es knackige, schwarzhumorige Dialoge; eine abgefahrene Geschichte, gerne angelegt im Gangster-Milieu; eine schiere Armada von Stars; wilde Action, Humor, Romantik und einige überraschende Wendungen. Was auf dem Papier stets so gut klingt, hat mich aber nie von den Socken gehauen - ich mochte bereits Ritchies "Snatch", der ja allgemeinen Kultstatus genießt, nicht und auch sein letzter Film namens "The Gentlemen" unterhielt mich zwar, aber eben auch nicht auf beeindruckende Art und Weise. Und so erging es mir nun auch bei Ritchies "Rock N Rolla" aus dem Jahr 2008 - alle Zutaten sind da, aber sie schmecken mir nicht so richtig.
Wie so oft gibt es innerhalb des enorm namhaften Ensembles keine richtige Hauptfigur. Eher fungieren all diese Stars und bekannten Gesichter (nicht alle Namen werden geläufig sein, aber man hat sie fast alle schon mal irgendwo gesehen) dazu, sich gegenseitig die Bälle zuzuspielen und die Klinke in die Hand zu drücken, wobei fast jeder mindestens eine prägnante Szene erhält. Die Figuren selbst entstammen im Grundbau aus dem Klischeebaukasten, sind aufgrund des humorigen, wenn auch eher an Erwachsene gerichteten Untertons aber für die ein oder andere Überraschung gut. Herausstechen tun besonders zwei und das sind tatsächlich weder tom Wilkinson noch Gerard Butler. Ersterem genügt nämlich in der Rolle des fiesen Gangsterbosses eine gewohnt gute Routineleistung, während Butler, obwohl er in der Besetzungsliste als erster aufgeführt wird, eher eine größere Nebenrolle einnimmt, die für einige weniger treffsichere Gags herhalten muss... immerhin aber unter die Fittiche genommen vom späteren Hollywood-Megastar Tom Hardy, der seine Sache auch sehr ordentlich macht. Nein, die heimlichen Scene Stealer heißen hier Toby Kebbell, bekannt aus Filmen wie "Skull Island" und "Destroyer", der als drogensüchtiger Vermisster aus allen Rohren pfeift und richtig abgehen darf; und der großartige Mark Strong, der nicht nur die vielschichtigste und interessanteste Figur in einem an schrägen Originalen sicherlich nicht armen Skript verkörpern darf, sondern in Sachen Comedy-Timing auch absolut brilliert.
So richtig zusammenfinden will sich dieser ganze Reigen aber nicht- Der Plot ist, wie man es sich erwarten darf, eher eine recht alberne Schablone, um all diese Figuren mal so richtig abdrehen zu lassen. Dahingehend ist "Rock N Rolla" auch kein Film, in welchem es zwingend um etwas gehen muss... es geht eher darum, wie sich das anfühlt. Und dank schnittiger Dialoge und einer gehörigen Portion Witz hat das schon eine gewisse Atmosphäre - zumindest bis man irgendwann denkt, dass all das ins Nichts zu führen scheint und auch kein echtes Ziel hat. Es wird angesichts dieses überfüllten Ensembles bisweilen nicht nur wirr, sondern regelrecht planlos, sodass zu keiner Sekunde echte Spannung aufkommen will. Natürlich ist das von Ritchie gewohnt kreativ inszeniert, da man aber nie genau weiß, was das eigentlich soll und man auch nur sehr lapidar mit einem recht mauen Finale entlohnt wird, bleibt das Interesse alsbald auf der Strecke. Auf diesem recht zähen Weg kann man sicherlich noch den ein oder anderen Lacher mitnehmen, man sollte sich aber fragen, ob Ritchie auf diesem nicht auch noch mehr zu erzählen hätte als eine ziellose Jagd nach einem MacGuffin, ohne dass dieses dem Film und dem Zuschauer etwas bringen würde.

Fazit: Für Fans von Guy Ritchie bietet "Rock N Rolla" eine verrückte Ansammlung an Ideen, gebrochenen Klischees und spielfreudigen Stars. Dass der Film dabei etwas übermotiviert wirkt und wesentlich weniger erzählt, als er sollte, kann in der starken Inszenierung untergehen... sofern man nicht bald bemerkt, dass hier alles zu viel ist.

Note: 3-





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