Ein Film über Domino Harvey, die Tochter des berühmten Schauspielers Laurence Harvey, die mit dreiundzwanzig Jahren ins Kopfgeldjäger-Business einstieg, wollte Tony Scott damals schon einen Film gemacht haben, als er sie in den 80ern traf. Es dauerte jedoch bis zum Jahr 2005, bis Scotts Version von Dominos Leben in abgewandelter Form den Weg auf die Leinwände fand. Der Ziehspruch "Was lange währt, wird endlich gut" kann hier aber leider nicht angewandt werden, denn "Domino" ist eine der absoluten Total-Katastrophen in der Vita des vor wenigen Jahren verstorbenen Action-Regisseurs.
DOMINO
Mit dreiundzwanzig Jahren zieht die aus gutem und reichem Hause stammende Domino Harvey (Keira Knightley) los, um Kopfgeldjägerin zu werden. Dort kann sie an der Seite ihrer Partner Ed Mosbey (Mickey Rourke) und Choco (Edgar Ramirez) endlich das tun, was sie schon immer wollte: Fäuste und Waffengewalt sprechen lassen und den wahren Adrenalinkick verspüren. Die drei geraten jedoch während eines heiklen Auftrages bezüglich eines Überfalls auf einen Geldtransporter in einen Hinterhalt und schweben nun in Lebensgefahr...
Mensch, was hätte dieser Film gut werden können. Alle Zutaten waren da und versprachen eigentlich einen vielleicht nicht meisterhaften, aber durchaus schmackhaften Thriller: Das Skript von Richard Kelly ist nicht schlecht, die namhafte Besetzung rund um Keira Knightley, Mickey Rourke, Christopher Walken, Lucy Liu und weiteren bekannten Namen darf viel von ihrem Talent zeigen und die Geschichte an sich klingt doch auch nicht übel. Aber ein Mann reißt das ganze Ding von vorne bis hinten runter und das ist Tony Scott. Der Regisseur, der ja immer schon durch seine gewöhnungsbedürftige Machart des Filmens und besonders des rasanten Schnitts auffiel, aber mehr als einen achtbaren Film gemacht hat, versaut das Werk im Schnittraum komplett. "Domino" sieht aus, als wäre er zwei Stunden lang komplett auf Speed, ein ständiger Adrenalinrausch, ein Film der nie zur Ruhe kommt und das ist sicherlich nicht positiv gemeint. Sämtliche Emotionen werden durch die sinnfreien Bildfilter, durch die wirren Schnitte und das Tempo, das selbst in zwischenmenschlichen Szenen schlicht unmenschlich hoch ist, vollkommen plattgemacht. Scott benutzt seine Stilmittel hier zum Äußersten und verursacht so nach wenigen Minuten bereits Kopfschmerzen. Die ohnehin etwas komplizierte Rahmenhandlung wird durch diesen Stil ebenfalls überrannt und ihr zu folgen ist bei diesem Bilderrrausch, der dabei nicht einmal gut aussieht, schier unmöglich. Es wird schnell deutlich, dass der Film recht wenig zu erzählen hat und dies versucht, durch diesen "Style over substance" zu übertünchen, was jedoch total nach hinten losgeht. Er nimmt sich kaum der Vorgeschichte des eigentlich interessanten Hauptcharakters an, sondern legt gleich zu Beginn mit seinen Bilderketten los, ohne diese irgendwie sinnig miteinander zu verbinden, unterlegt mit einem stets gleichartig wummernden und schon bald nervenden Soundtrack. Die Kamera ist immer unglaublich nahe dran am Geschehen und verbunden mit dem schrecklichen Schnitt und den unnatürlichen Bildfiltern, die alles in einem gold-gelben Rausch tauchen, sieht man im Grunde nichts. Gerade in der finalen Schießerei (wo einem dank der fehlenden Emotionen eh schon egal ist, wie das alles ausgeht) erkennt man wirklich genau nichts, wer da genau was macht, lässt sich allerhöchstens erahnen. Es ist aber irgendwie auch total wurscht, da Scott sich ohnehin nicht für seine Figuren interessiert. Das wird auch deutlich, indem er sämtliche Schauspielleistungen plattwalzt und ihnen durch den Schnitt keinen Raum mehr gibt. Gerade Keira Knightley und Mickey Rourke spielen sehr gut, doch das lässt sich angesichts dieses Bilderrausches auch nur noch erahnen... und Christopher Walken bekommt sogar so wenig Raum, dass er seiner Figur kaum einen eigenen Stempel aufdrücken kann, was sicherlich nicht Walkens Schuld ist. "Domino" hat fantastische Ansätze, aber Scotts Regie und besonders die wirre Nachbearbeitung versauen den ganzen Film. Eine kalte, anstrengende Arbeit, dieses Werk zu gucken, ein Rausch, der nie aufhören will und irgendwann nur noch nervt. Sicherlich der Tiefpunkt in Tony Scotts Karriere.
Note: 5
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