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Die Stunde der Patrioten

Nach seinen Erlebnissen auf einem sowjetischen U-Boot reist Jack Ryan (Harrison Ford) mehrere Jahre später und nicht mehr für die CIA arbeitend, mit seiner Frau Cathy (Anne Archer) und der gemeinsamen Tochter Sally (Thora Birch) nach London, um dort Urlaub zu machen. Als sie den Palast des Königshauses besichtigen, gelingt es Ryan, einen Terroranschlag zu verhindern, indem er die bewaffneten Männer beherztz angreift. Dabei tötet er zwei von ihnen und kann den Terroristen Sean Miller (Sean Bean) festsetzen, der inhaftiert und verurteilt wird. Bald darauf gelingt Miller jedoch die Flucht während eines Gefangenentransports. Dieser macht sich gemeinsam mit seinem geflüchteten Team auf die Suche nach Ryan, um Rache an den gefallenen Kameraden zu nehmen und nimmt dabei auch die Familie des ehemaligen CIA-Analytikers ins Visier...

Ursprünglich hätte erneut Alec Baldwin die Rolle des CIA-Analytikers Jack Ryan übernehmen sollen, nachdem er bereits im direkten Vorgänger "Jagd auf Roter Oktober" als dieser zu sehen war. Da der Deal jedoch platzte, übernahm "Indiana Jones"-Titelstar Harrison Ford die ikonische Rolle und drückte ihr seinen ganz eigenen Stempel auf. So fühlt sich dann nicht nur die Hauptfigur, sondern auch der ganze Film ganz anders an als sein Vorgänger, was angesichts der doch etwas zähflüssigen und unterkühlten Angelegenheit, die John McTiernans Uboot-Thriller zwei Jahre zuvor war, eine gute Entscheidung gewesen ist. Zwra macht auch "Die Stunde der Patrioten" nicht alles richtig und krankt im weiteren Verlauf an einer recht dünnen Geschichte, dafür ist der Film aber wesentlich persönlicher, somit auch flotter und geradliniger und sorgt für kurzweilige und stellenweise sehr spannende Unterhaltung im Thriller-Genre.
Regie führte in diesem Anlauf Phillip Noyce, der dem Thriller-Genre auch später mit "Der Knochenjäger" und "Salt" treu blieb. Und ihm rutscht diese große Produktion dementsprechend auch nicht in den Händen, wobei er besonders die zentralen Actionszenen griffig und dicht inszeniert. Manch einem mag es vorkommen, als würde der höhere Anteil an Shootouts und Verfolgungsjagden ein wenig darüber hinwegtäuschen, dass der Plot als solcher doch eher mau ausfällt und vielleicht ist das auch ein wenig so. Aber wen kümmert es, wenn der Unterhaltungsfaktor im direkten Vergleich eben auch viel höher ausfällt, da der Plot sinnig entschlackt wurde und man sich daher nur noch auf das Nötigste fokussiert, um das Tempo hochzuhalten? Hin und wieder wäre etwas mehr Sorgfalt innerhalb des Storytellings zwar wünschenswert gewesen, da es auch dem Spannungsgehalt nicht geschadet hätte, ein wenig mehr Druck aufzubauen. So scheinen die Bösewichte eigentlich selbst nicht so genau zu wissen, was sie eigentlich wollen und wirken daher auch nicht allzu bedrohlich. Auch Sean Bean bleibt in dem Part des Obermackers etwas blass, obwohl er sich mit Jack Ryan eine persönliche Komponente teilt, die zumindest ansatzweise für emotionale Beteiligung sorgt, auch wenn diese Bindung nun auch nicht unbedingt himmelschreiend originell daherkommt.
Aber Originalität ist hier auch nicht das Ziel, sondern lieber durchweg spannende Unterhaltung. Und somit drückt dieser Jack-Ryan-Thriller dann auch sehr früh aufs Gas, um im weiteren Verlauf kaum mehr auf die Bremse zu treten - keine Spur von Tiefgründigkeit, aber dafür ziemlich viel anderes los, was dank der starken Inszenierung auch zu packen weiß. Ein Gewinn ist auch die Besetzung von Harrison Ford, welcher der Hauptfigur der Reihe ein ganz anderes Charisma verleihen kann als es zuvor Alec Baldwin vermochte (der im Vorgänger aufgrund unzähliger anderer Figuren aber auch stark an den Rand gedrängt werden musste). Im direkten Vergleich bleiben andere Charaktere ein wenig zurück und gerade der Besetzungscoup von Altstar Richard Harris erfährt hier kaum eine Nutzung. Ähnlich schwammig sieht es für "Pulp Fiction"-Star Samuel L. Jackson oder den großen James Fox aus - alle eher Spielbälle der Handlung als wirklich emotional involvierte Individuen.

Fazit: Unterhaltsam, spannend, stark inszeniert. Der zweite Jack-Ryan-Kinofilm krankt sicherlich an einem schwachen Antagonisten und einer eher mauen Handlung, die auf nötige Stelzen zurechtgestutzt wird. Dank eines charismatischen Hauptdarstellers und krachender Action fühlt man sich dennoch gut unterhalten.

Note: 3+



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